Gelsenkirchen. Die Politik hat beschlossen, dass auch Sportparks schließen müssen. Ein Gelsenkirchener Beispiel zeigt, welche Konsequenzen das haben kann.

Martin Rinke hat zuletzt kaum geschlafen, die Sorgen haben ihn wachgehalten, berichtet der Geschäftsführer des Schalker Sportparks bei einem Rundgang durch das Gebäude an der Kurt-Schumacher-Straße. Noch am Montag hat er stundenlang mit weiteren Vertretern der Gesundheitssportbranche und dem Vorsitzenden des Bundesgesundheitsausschusses in einer Videokonferenz darüber diskutiert, „wie wichtig auch spezialisierte Sportstudios für die Gesundheit von älteren Menschen sind“, so Rinke.

Das Signal aus Berlin sei eindeutig gewesen: Gesundheitsminister Jens Spahn könne sich eine Schließung der Gesundheitssportbranche nicht vorstellen. Nur einen Tag später, am Dienstag, sickerte bereits durch, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel andere Vorstellungen hat, wie die rapide steigenden Infektionszahlen, einzudämmen sind. Unter anderem zählen Sportparks und Fitnessstudios auch zu den Betrieben, die mindestens in den kommenden Wochen nicht öffnen dürfen.

„Politiker differenzieren bei den Coronaschutzverordnungen nicht genug“

Was Martin Rinke daran besonders ärgert, ist, dass die Politik nicht differenziere, nicht genau hinsehe. Im Durchschnitt sind die Mitglieder im Schalker Sportpark 50 Jahre alt, etwa 90 Prozent kämen aus gesundheitlichen und nicht aus ästhetischen Gründen ins Studio.


„Unsere Dienstleistungen fördern vor allem die Gesundheit älterer Menschen. Aktive Muskeln machen gesund, leistungsfähig und stärken so das Immunsystem. Häufige Beschwerden wie Rückenschmerzen können vermieden werden und auch Altersprozesse lassen sich mit einem gezielten Muskeltraining eindämmen.“

Kursteilnehmer haben kein Verständnis für die Schließung

Die Damen und Herren aus dem Gymnastikkurs bestätigen, was Rinke sagt. „Wir haben hier einen großen Abstand zueinander, die Fenster sind weit geöffnet. Beim Einkaufen im Supermarkt komme ich anderen Menschen ungewollt viel näher“, sagt Elena Drießen. „Wie viele Menschen haben sich denn schon im Sportstudio angesteckt?“, fragt Marietta Weiden.

„Ich verstehe die Regeln nicht mehr. Es ist kaum nachzuvollziehen, warum beispielsweise Kinder zusammen in einer Klasse sitzen dürfen, wir aber nicht unter Beachtung der Hygieneregeln Sport machen dürfen“, äußert Renate Häntsch ihren Unmut. „Ich will nicht wieder auf alles verzichten müssen. Das Training tut mir gut“, bekräftigt Renate Bohlenz, was alle Teilnehmer in diesem Kurs denken.

Wirtschaftliche Konsequenzen für den Schalker Sportpark


Darüber hinaus hat die Schließung natürlich auch finanzielle Konsequenzen: „Das nimmt uns die Luft zum Atmen“, sagt der 59-jährige Geschäftsführer. Rund 300.000 Euro Umsatz hat er im vergangenen November mit dem gesamten Schalker Sportpark eingefahren, in etwa diese Größenordnung hätte er auch für die nächsten Wochen erwartet.

Die Hälfte seiner 83 Mitarbeiter sind 450-Euro-Kräfte, sie werden Sozialhilfeleistungen in Anspruch nehmen müssen. Die übrigen Mitarbeiter wird Rinke, wie beim Lockdown im Frühjahr, wieder in Kurzarbeit schicken müssen. Seine Gäste will Rinke nun anschreiben, um ihnen anzubieten, die Mitgliedsbeiträge bis auf den Tag der Schließung genau abzurechnen oder ihnen Gutscheine für die Lockdown-Phase anzubieten.

Wie lange der Sportpark eine Schließung finanziell aushalten kann, lasse sich schwer sagen, so Rinke. Die Fixkosten für Pacht und Energieverbrauch seien schon erheblich.