Gelsenkirchen-Erle. Einsatz für das Interventionsteam der Stadt Gelsenkirchen: Nach Klagen der Anwohner wurden Häuser und Bewohner kontrolliert. Aufreger: Müllberge.
Nach zunehmenden Beschwerden aus der Bürgerschaft über Müllberge, Radau und angeblichem Drogenkonsum ist das Interventionsteam der Stadt Gelsenkirchen am frühen Donnerstag, 30. Juli, zur Bruktererstraße im Stadtteil Erle ausgerückt, um drei Gebäude und ihre Bewohner zu überprüfen.
Anwohner berichteten „von drei Polizeiwagen“ und einer Schar „von über zwei Dutzend Kontrolleuren“, die ab sieben Uhr morgens Häuser und Bewohner kontrollierten. Stadtsprecher Martin Schulmann bestätigt den Einsatz und fasst die Ergebnisse zusammen: „48 der 70 dort gemeldeten Personen wurden angetroffen, 22 werden von Amts wegen abgemeldet, sieben wurden zur Anmeldung aufgefordert.“
Diese Verwarnungen stellte die Stadt Gelsenkirchen aus
Des Weiteren sei ein Fall von Sozialleistungsmissbrauch aufgedeckt und fünf Stromzähler wegen ausgebliebener Zahlungen ausgebaut worden. „Wegen fehlender Rauchmelder, Heizkörper und Beleuchtung im Keller, Feuchtigkeitsschäden, defekten Klingelanlagen und Brandlasten im Hausflur sind zudem gegen die Hauseigentümer Verfahren eingeleitet worden“, so Schulmann weiter.
Zehn Verwarnungen wegen fehlender oder falscher Umweltplaketten, zwei wegen TÜV-Überschreitung sowie eine wegen fehlender Hauptuntersuchung sowie zwei Verfahren wegen illegaler Abfallentsorgung komplettieren das Bild.
Die Bruktererstraße steht schon länger im Fokus der Stadt
Zum Interventionsteam gehören unter anderem: Kommunaler Ordnungsdienst (KOD), Baubehörde und Wohnungsaufsicht, Arbeitsverwaltung, Polizei, Stromversorger und Sprachmittler.
Die Bruktererstraße stand schon oft im Fokus der Stadt. Der Aufwand, der Lage Herr zu werden, war jedesmal sehr groß. So seien nach Verwaltungsangaben dort zwischen 2017 und 2020 bereits zwölf Objektprüfungen durchgeführt worden, die letzte große Prüfung fand im August 2019 statt. Dabei wurden „Baumängel und Mängel bei der Energieversorgung“ festgestellt. Die Gebäude eins bis sieben werden vornehmlich von Flüchtlingen und Südosteuropäern bewohnt.
Auch interessant
So schwierig ist es, den Verursacher des Mülls festzustellen
Nach dem jüngsten Bericht über die Problematik am 22. Juni dieses Jahres seien Mülldetektive allein sieben Mal vor Ort gewesen, dazu habe es zwölf Einsätze von Geländereinigern gegeben (siehe Info-Box). Seit Mitte Juni habe der Kommunale Ordnungsdienst die Örtlichkeit 18 Mal bestreift. „Die Summe der Kontrollen seit Jahresbeginn durch Mülldetektive beläuft sich auf mittlerweile auf 47 Einsätze“, sagte Martin Schulmann.
„Leider ist die Bestimmung des Verursachers mitunter sehr schwierig, wenn nicht sogar unlösbar“, so der Sprecher. Die Mülldetektive könnten nicht rund um die Uhr im Einsatz sein. Erschwerend kommt hinzu, dass bei der Belegung der Wohnungen große Fluktuation herrscht, oftmals seien Beschuldigte bereits wieder weg gezogen, neue Bewohner vor Ort, wenn den Beschwerden nachgegangen wird. Meist wird der Müll nach zwei bis drei Tagen entsorgt, in Windeseile türmen sich aber wieder neue Berge auf, wie die jüngsten Fotos zeigen.
Stadt kann keine Angaben zu den Kosten der Müllentsorgung machen
Achtlos auf die Straße geworfener Müll erregt immer wieder die Gemüter der Anwohner. „Kanister, in denen wohl Öl- oder Benzinreste waren, Styropor, das bei Wind munter durch die Straße fliegt oder auch regelmäßig Berge von Sperrmüll“, berichtet ein Anwohner, der anonym bleiben will. Was ihn besonders ärgert ist, „dass man die Verursacher nicht zur Rechenschaft zieht. Stattdessen muss der Steuerzahler dafür aufkommen.“
Angaben, welche zusätzliche Kosten durch illegal entsorgten Müll allein in dieser Straße entstanden sind, machte die Stadt keine. Das sei nicht möglich, hieß es.
- Lesen Sie mehr Geschichten aus Gelsenkirchen
- Oder folgen Sie der WAZ Gelsenkirchen auf Facebook