Der Gelsenkirchener Bäckermeister Christian Zipper wehrt sich gegen Vorwürfe, in seinem Betrieb gebe es weder eine Corona-Prämie noch Tariflohn.
Christian Zipper fiel fast aus allen Wolken: Kaum dass die Nachricht über die anstehende Fusion seines Unternehmens mit der ebenfalls in Gelsenkirchen heimischen Bäckerei-Kette Gatenbröcker veröffentlicht wurde, hagelte es gleich dreifach Vorwürfe: Angeblich fließe bei Zipper die Corona-Zulage in Höhe von 200 Euro nicht für die Mitarbeiter, bezahlt würden die Angestellten auch nicht nach Tariflohn und die Belegschaft müsste zudem noch selbst für ihren Mund-Nasen-Schutz sorgen. „Völlig absurd“, sagt Innungsobermeister Christian Zipper als Reaktion auf die Behauptung. Der 50-Jährige erklärt nun, wie er seinen Betrieb führt.
Gelsenkirchener Bäckermeister Christian Zipper: Corona-Prämie wird gesplittet auf die Auszahlung von November bis Februar
„Natürlich zahlen wir die Corona-Zulage“, entgegnet Christian Zipper einen Tag nach der Bekanntgabe der Fusion. „Allerdings nicht auf einmal, sondern wir zahlen das Geld von November bis Februar mit den Löhnen gestückelt aus.“ Also jeden Monat mit maximal 50 Euro. „Das wissen alle Mitarbeiter, das ist so abgesprochen“, so der 50-Jährige weiter. Und er nennt auch den Grund dafür: Die Corona-Pandemie hat den Umsatz zurückgehen lassen. Um die Belastung des acht Filialen umfassenden Betriebes nicht zu groß werden zu lassen, wenn die insgesamt 12.000 Euro an Corona-Zulagen am Stück ausgezahlt würden, hat Zipper sich entschlossen, den Bonus zu splitten.
„Wie man so etwas behaupten kann, macht mich fassungslos“, sagt Christian Zipper. Selbst die 450-Euro-Kräfte erhalten ihm zufolge einen ihrem Einsatz entsprechenden Anteil an der Corona-Prämie. Ebenso ungläubig reagiert Zipper auf die Vorwürfe, außerhalb des Tarifgefüges zu operieren und den Mitarbeitern die Versorgung mit Mund-Nasen-Schutz zur persönlichen Auflage zu machen. „Am Anfang der Pandemie haben wir Gesichtsschilde gekauft für unsere Mitarbeiter, die haben acht bis zehn Euro pro Stück gekostet. Da soll es jetzt nicht an viel preiswerteren Masken, die umgerechnet pro Stück im Cent-Bereich liegen, scheitern“, so sein Credo.
Gelsenkirchener Bäcker stellt Kontingent an Masken zur Verfügung, überlässt es den Mitarbeitern, sich selbst besser verträgliche oder passendere Masken zuzulegen
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Als die Corona-Maßnahmen im Laufe des Jahres verschärft wurden, so erzählt der Geschäftsführer weiter, seien Masken angeschafft worden. „Innerhalb der Belegschaft gibt es allerdings unterschiedliche Präferenzen und Verträglichkeiten“, fügt Christian Zipper an. „Deshalb habe ich meinen Mitarbeitern freigestellt, die medizinischen Gesichtsmasken aus unserem Kontingent zu verwenden, oder sich eben selbst den Mund-Nasen-Schutz zu besorgen, mit dem man am besten klarkommt.“
Mit den medizinischen Masken kämen beispielsweise Brillenträger nicht so gut klar, weil sie unter dem Auge loser säßen als FFP2-Masken und die Gläser beim Ausatmen beschlügen. Es gebe Mitarbeiterinnen, die nähten sogar freiwillig Masken für Kollegen, weil sie Spaß an der Handarbeit hätten. „Von Zwang kann also keine Rede sein“, so der Bäckermeister. Und schon gar nicht von einer Bezahlung außerhalb des Tarifgefüges. Sonst wäre er wohl längst nicht mehr in der Innung.
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Hintergrund: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekommen zum Teil für ihren außergewöhnlichen Einsatz in der Corona-Krise eine Sonderzahlung. In manchen Branchen wurde die Prämie oder Zulage festgelegt. Pflegekräfte erhalten bis zu 1000 Euro.
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