Mülheim. Der Künstler HA Schult eröffnete eine Ausstellung mit alten Bild-Kästen in der Ruhr Gallery in Mülheim. Dahinter steckt ein Benefiz-Projekt.
Der Aktionskünstler HA Schult eröffnete im Hof der Ruhr Gallery persönlich die Open-Air-Benefiz-Kunst-Ausstellung „Tableau des Vergessens“. Mit den ausgedienten Bild-Verkaufskästen, jeder von HA Schult künstlerisch verändert und signiert, möchte der Künstler auf die Situation und die Veränderung der Medienlandschaft aufmerksam machen. Für 1000 Euro können die vom berühmten Aktionskünstler veränderten Unikate erworben werden. Der Erlös kommt unter anderem dem gemeinnützigen Verein „Solidarität in Mülheim“ zugute.
Scherze über Mülheimer Kommunalwahl
Die Eröffnung der Benefiz-Ausstellung von HA Schult wurde zunächst unerwartet politisch. Noch-Bürgermeisterin Margarete Wietelmann begrüßte den Aktionskünstler, der dies zum Anlass nahm, ein wenig über die Ergebnisse der vergangenen Kommunalwahl zu scherzen und gemeinsam mit Wietelmann in alten Zeiten zu schwelgen, in denen sich HA Schult unter anderem als Wahlkampfhelfer für Altkanzler Helmut Schmidt engagierte und eine spezielle Verbindung zu Mülheim hat, die früher, als Stadt der Millionäre und damit auch der Kunstsammler galt.
An alte Zeiten erinnern auch die 20 der ursprünglich 150 ausgedienten Verkaufskästen der Bild-Zeitung, die nun bis zum 15. November in der Ruhr Gallery ausgestellt sind. Bei seiner Eröffnungsrede schilderte HA Schult, warum Papier, und auch die Zeitung als Medium, in seinem künstlerischen Werdegang schon immer eine große Rolle gespielt hätten. 1976 überschüttete er den Markusplatz in Venedig mit Papier, 2001 schuf er aus 100.000 Liebesbriefen das „Love Letters Building“ in Berlin. Zu seinen bekanntesten Werken gehören auch das Flügelauto in Köln und die weltweit ausgestellten „Trash People“.
Kritik am Kölner Kunstbeirat
Wie und warum er überhaupt in den Besitz der stummen Zeitungsverkäufern gekommen sei, erklärte der 81-Jährige mit seinem eher schwierigen Verhältnis zum Kölner Kulturbeirat, der in seinen Augen eine Art „Kunstpolizei“ sei, die sich anmaße zu entscheiden, was Kunst sei und was eben nicht. „Und eben dieser Kunstbeirat hat entschieden, dass diese Zeitungsverkaufsboxen das Stadtbild stören würden und verschwinden sollen“, erinnert sich HA Schult. „Als ich das gehört habe, habe ich einfach alle übernommen, ohne zunächst zu wissen, was ich damit mache.“
Auch die Besucher der Vernissage waren sich nicht ganz einig, welche Funktion die ausgedienten, metallenen Verkaufsautomaten zukünftig haben könnten. Während die einen sie als individuelle Kunstwerke, eine Art Skulptur oder Denkmal betrachten, sehen andere hingegen in den Boxen schon eine ausgefallene Minibar oder ein außergewöhnliches Schreibpult für großgewachsene Menschen. Für Alexander-Ivo Franz (Ruhrgallery) sind die ehemaligen Verkaufskästen eine gute Geldanlage. „In zehn Jahren bekommt man richtig Geld dafür“, ist sich der Künstler und Leiter der Galerie sicher.
Medienepoche ein Denkmal setzen
Mir seinen „Objets trouvés“, wie der Wahl-Kölner seine künstlerisch aufbereiteten Verkaufsboxen nennt, möchte er einer Medienepoche, die im Zeitalter der Digitalisierung immer mehr an Bedeutung verliert, ein Denkmal setzen. Auf der anderen Seite möchte HA Schult unter dem Motto „Verlust bringt Gewinn“ noch etwas Gutes tun. Jeder von ihm gestaltete, nummerierte und handsignierte Zeitungskasten kann für 1000 Euro erworben werden. Der Erlös soll Obdachlosen helfen.