Oberhausen. Im “Gdanska“ hat der Berliner Schriftsteller aus seinem “Oberhausen-Roman“ vorgelesen. Das Sprechen darüber fiel ihm allerdings schwer.

Mehrfach war er angekündigt, inzwischen liegt er vor, der „Oberhausen-Roman“ des Schriftstellers Ralph Hammerthaler (55). Freitagabend las der Gast aus Berlin im vollbesetzten kleinen Theatersaal vom „Gdanska“ am Altmarkt daraus vor. Dort fand der Verein Literaturhaus Oberhausen eine vorläufige Bleibe. Sein Domizil an der oberen Marktstraße hat er ja räumen müssen. Hammerthaler entführte die Zuhörerinnen und Zuhörer in die Erfahrungswelt eines Germanistik-Studenten, der sein Studium abbricht und stattdessen in Duisburg Straßenbahnfahrer wird.

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„Die fünfte Nacht“ heißt der Roman, für den der Autor vor Ort recherchiert hat. Das Literaturhaus machte seinen Aufenthalt vor einigen Jahren möglich. Das Buch erzählt von fünf einschneidenden Nächten im Leben dieses Straßenbahners mit Namen Paul. Eindeutig zuzuordnen war davon am Freitagabend nur die erste Nacht: Paul übernachtet erstmals in seiner neuen Bleibe. Seine Ehe ist gescheitert. Er hatte eine Affäre mit einer jungen Frau, die seine Tochter sein könnte. Es ist 2.34 Uhr. Sein Frühdienst bei der Straßenbahn beginnt. Er fährt einsam durch Ruhrort und Marxloh nach Dinslaken.

Genauso ein "Duisburg-Roman"

Deshalb handelt es sich auch nicht um einen „Oberhausen-Roman“. Er spielt genauso in Duisburg. Oberhausen ist aber der Wohnort von Paul. Hier kommt er bei Mirek und seiner Frau, einem befreundeten Wirts-Ehepaar, unter. Damit setzt Hammerthaler dem „Gdanska“ und seinen Wirtsleuten Maria und Ceslaw Golebiewski ein literarisches Denkmal.

Und hier leben auch die beiden Brüder Jan und Wolle, von denen der eine links- und der andere rechtsradikal ist. Spannend schildert der Romancier, wie sie sich einander gegenüberstehen, als in schwarze Kapuzen gehüllte Antifaschisten auf der Helmholtzstraße eine Sitzblockade gegen einen rechtsradikalen Umzug errichten, mit der Polizei dazwischen.

Keine harmonische Plauderei

Die Gespräche über das Buch mit Gastgeber und Moderator Hartmut Kowsky-Kawelke zwischen den Lesungen erwiesen sich als sperrig. Wie er die heutigen gesellschaftlichen Gegensätze im Ruhrgebiet bewerte, wollte der von dem studierten Soziologen wissen. „Wenn ich es kurz fassen könnte, hätte ich kein Buch geschrieben“, bekam er zur Antwort. Seine Sicht der Dinge komme in seinen Geschichten und in den Figuren zum Ausdruck.

Das Buch habe etwas Collagenhaftes, bemängelte Kowsky-Kawelke. „Das Buch ist eine Collage“, erwiderte der Autor. Der Literaturhaus-Vorsitzende kritisierte schließlich die Wiedergabe rechtsextremen Gedankenguts auf zehn Seiten als ermüdend. „Man darf als Schriftsteller keine Berührungsängste haben. Sonst kann man keinen Gesellschaftsroman schreiben“, sagte dazu Hammerthaler.

Monolog eines Stotterers

Als Zugabe gab es am Ende Auszüge aus dem Monolog eines Stotterers zum Thema Migration („Spi-Spi-Spitzenposition…Zu-Zu-Zusammenwachsen…“). Die Passage musste aus dem Buch herausgenommen werden. Damit aber lieferte Hammerthaler ein rezitatorisches Meisterwerk ab, schien dabei Anleihen bei dem Österreicher Ernst Jandl und seinen Experimenten mit der Aussprache genommen zu haben.

So geht es beim Literaturhaus weiter

Der nächste Gast beim Literaturhaus ist am Freitag, 22. Oktober, 19 Uhr, Hans Pleschinski mit seinem Roman „Wiesenstein“.

Die Lesung findet im AKA 103 der Ruhrwerkstatt an der Akazienstraße 103 in Styrum statt. Dazu ist eine Anmeldung auf der Seite literaturhaus-oberhausen.de im Internet erforderlich.