Oberhausen. Die Nachbarn im Oberhausener Norden an der Holtstegstraße wollen sich mit dem dort geplanten doppelt so großem Edeka-.Neubau nicht abfinden.

Als unbekannte Männer sich in dem kleinen Wald hinter ihren Gärten vor Wochen zu schaffen machten und Bäume markierten, wurden die Nachbarinnen und Nachbarn an der Holstegstraße in Barmingholten hellhörig. Schnell erfuhren sie, dass ihr größter Nachbar, der Edeka an der Graßhofstraße, erweitern möchte. Die Bäume sollen dafür gefällt werden. Damit aber sind sie nicht einverstanden. Sie fürchten, dass es mit ihrer ruhigen Wohnlage künftig vorbei ist.

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Rund 25 Anwohnerinnen und Anwohner trafen sich in der vergangenen Woche auf dem Edeka-Parkplatz mit Lokalpolitikern und Umweltschützern - als eine Art Auftakt ihres Protestes in diesem Jahr. Der Umweltschutzverein Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nutzte das zur Demonstration gegen die geplante Abholzung der Hälfte eines kleinen Wäldchens, ehe der Pächter die Teilnehmer vom Gelände verwies. Zu einer Diskussion mit ihm kam es nicht.

Von der Amsel bis zum Zwergwiesel

Wozu auch? Die Planungsexperten im Rathaus haben Edeka Rhein-Ruhr, dem Bauherrn, bereits mitgeteilt, dass der Markt dort grundsätzlich erweitert werden kann. Damit wollten sich in der Bezirksvertretung Sterkrade Grüne und Linke nicht abfinden. Ratsherr und Bezirksvertreter Norbert Axt (Grüne) und Lühr Koch (Linke) nahmen denn auch an dem Treffen teil.

„Die Planungen müssen überprüft werden“, forderte Cornelia Schiemanowski vom BUND. Das Wäldchen müsse erhalten bleiben. Die Anwohner hätten dort viele Tiere beobachtet, von der Amsel bis zum Zwergwiesel. Solche Grünflächen seien als Lebensräume für Pflanzen und Tiere in einer so dicht bebauten Stadt wie Oberhausen unverzichtbar. Die Pflanzen würden große Mengen an Kohlendioxid aufnehmen. Der Wald mache sich in heißen Sommern als Spender von kühler Luft nützlich.

Bebaute Fläche verdoppelt sich

Mehr noch als die sommerliche Hitze treibt den Nachbarn des Supermarktes die Sorge um, wie sehr künftig der Autoverkehr in ihrer Umgebung zunehmen wird. Peter Weber, Nachbar und von Beruf Anwalt, hat im Rathaus die Pläne eingesehen. Bislang seien rund 1700 Quadratmeter Fläche bebaut, künftig würden es 3500 Quadratmeter sein. Der Edeka soll nicht nur vergrößert werden, sondern auch einen eigenen Getränkemarkt bekommen. „Mit rund 3500 Verkehrsbewegungen am Tag wird es doppelt so viele geben wie bisher.“

„Die zugehörige Leergutannahme kommt direkt an die Grundstücksgrenze“, berichtete Anwohnerin Anne Nowak. Allerdings würde eine 120 Meter lange Lärmschutzwand ihre Gärten schützen - aber nicht vor dem zusätzlichen Autoverkehr in der Nähe ihrer Häuser. „Es wird mehr Verkehr von der Emmericher Straße geben und auf der Graßhofstraße“, befürchtet Weber. Denn der Markt ziele auf neue zusätzlich Kundschaft aus der weiteren Umgebung.

Über 20 Lkw-Fahrten pro Tag

Nachbar Friedhelm Stahl mag sich nicht vorstellen, welche Unruhe allein der zusätzliche Lieferverkehr an 16 Stunden am Tag bringen wird. Hinzukommen die Pieptöne der Lkw beim Rückwärtsfahren oder die laufenden Dieselmotoren der Kühlmaschinen. Insgesamt wird mit Fahrten von zehn leichteren und bis zu elf schweren Lkw pro Tag gerechnet.

Weil aber nach den von Edeka in Auftrag gegebenen Gutachten die gesetzlichen Lärmwerte eingehalten werden, steht und fällt die Erweiterung für Peter Weber mit dem Wald. Seine Fläche gehört zwei anderen Firmen. Sie ist rund 5000 Quadratmeter groß. Davon seien über 2000 Quadratmeter betroffen. Da jedoch Oberhausen kaum noch freie Flächen habe, rechnet er damit, dass die nötigen Ersatzpflanzungen in Nachbarstädten stattfinden.

Mangels Bürgerbeteiligung: Eine Eingabe an den Oberbürgermeister

Da für den Edeka-Markt kein Bebauungsplan aufgestellt wird, also keine Karte mit genauen Eintragungen, wie und wo gebaut werden darf, findet dazu auch keine Bürgerbeteiligung statt. Anwohner Friedhelm Stahl hat deshalb eine allgemeine Eingabe dazu an Oberbürgermeister Daniel Schranz gemacht.

In seinem Brief beschreibt er, wie sich der Edeka-Supermarkt vor rund 50 Jahren aus einem kleinen „Tante-Emma-Laden“ entwickelt und im Laufe der Jahre „schleichend“ immer mehr erweitert habe. Die Bäckerei werde oft schon um vier Uhr früh beliefert. Einkaufswagen mit scheppernden Flaschen würden auch am späten Samstagabend noch über den Parkplatz ruckeln.

Und jetzt, so Stahl, solle dies alles auch noch zunehmen. Er fordert die Stadtverordneten auf, die Planung zu stoppen. Im März darf er seine Ansichten dem Haupt- und Finanzausschuss des Rates kurz erläutern.