Oberhausen. Obdachlose in Oberhausen erhalten eine Corona-Impfung. Dafür setzt die Stadt Impf-Mobile ein. Auf Brennpunkte weitet sie das Konzept nicht aus.

Die Diakonie und die Stadt impfen am Montag, 10. Mai, obdachlose Menschen in Oberhausen. Dafür setzen sie Mitarbeitende des Impfzentrums ein. Die sogenannten Impf-Mobile führen die Impfungen in der Dienststelle der Diakonie an der Grenzstraße durch. Bisher wurden auf diese Weise nur Menschen in Flüchtlingsunterkünften und Bettlägerige geimpft. Das teilte ein Stadtsprecher mit.

Der Leiter des Bereiches Wohnungslosenhilfe bei der Diakonie, Frank Bremkamp, rechnet mit 70 bis 80 Impfungen am ersten Impf-Termin. Am 24. Mai wird es einen zweiten Impftermin für Obdachlose geben. Zudem plant die Stadt einen dritten Termin in einer Arztpraxis in der Oberhausener Innenstadt. Die Impfdosen stellt das Land NRW zur Verfügung. Die Diakonie hat den Kontakt zu den Obdachlosen hergestellt und organisiert die Hygiene-Regeln vor Ort. Die Obdachlosen erhalten den Corona-Impfstoff des US-Herstellers Johnson & Johnson.

Obdachlose in Oberhausen bekommen Corona-Impfung von mobilen Impfteams

Frank Bremkamp, Leiter des Bereiches Wohnungslosenhilfe bei der Diakonie
Frank Bremkamp, Leiter des Bereiches Wohnungslosenhilfe bei der Diakonie © WAZ FotoPool | Hayrettin OEZCAN WAZ / FotoPool

„Das hat den Vorteil, dass schon eine Impfung ausreicht“, sagt Bremkamp. „Andernfalls wäre es bei dieser Personengruppe schwierig zu gewährleisten, dass alle die notwendige zweite Spritze bekommen.“ Obdachlose litten häufig an Vorerkrankungen und seien auf offener Straße sowie in Obdachlosen-Einrichtungen nicht gut gegen das Virus geschützt. „Ich bin sehr zufrieden, dass wir nun Obdachlose impfen,“ sagt Bremkamp. Im Vorfeld habe es Kritik gegeben, dass die Impf-Mobile das Vakzin von Johnson & Johnson verwenden. „Einige finden, dass das kein sicherer Impfstoff ist. Aber jetzt ist die Resonanz sehr gut.“ Es liegen Bremkamp keine Daten vor, wie viele Obdachlose sich während der Pandemie mit dem Coronavirus infiziert haben. „Wir haben nicht viele Infektionen mitbekommen – was nicht heißt, dass es keine gab.“

Sozialräume im Blick

Die Stadt unterteilt Oberhausen in sechs Gebiete (Sozialräume), um die Corona-Neuansteckungen zu beobachten und zu bewerten.Während der Pandemie lagen die Neuansteckungen in allen sechs Gebieten auf einem ähnlichen Niveau, große Unterschiede zwischen einzelnen Sozialräumen gab es nicht.Das war in Duisburg, Essen und Köln anders.

In den vergangenen Wochen wurde in Medien und Politik über die Frage diskutiert, ob Menschen mit Migrationshintergrund stärker vor Infektionen geschützt werden müssten, weil sie häufig mit mehreren Personen auf wenig Wohnfläche zusammenleben. Wären da die Impf-Mobile nicht ein wirksames Mittel, sie zu schützen? „Eine mobile Impfung in ausgewählten Stadtteilen oder Postleitzahlbezirken ist derzeit nicht vorgesehen“, sagt ein Stadtsprecher auf Nachfrage. In Oberhausen gebe es keine Corona-Hotspots. Zudem stehe kein Sonderkontingent an Impfstoff für diesen Zweck zur Verfügung.

Frank Domeyer, Leiter des Diakonischen Werks Oberhausen, sagt ebenfalls, dass es keine Hotspots in Oberhausen gibt, die mobile Impfungen rechtfertigen würden. Er findet, die Stadt setzte sich in der Pandemie für Menschen mit Migrationsgeschichte sehr gut ein. Zum Beispiel habe sie Menschen in Brennpunkten, die ihre Wohnung verloren haben, ein vorzeitiges Impfangebot gemacht. Doch er fordert, dass die Stadt mehrsprachig für Impfungen werben sollte. „Die Aufklärung könnte besser laufen.“