Styrum. Pastor Constant Leke, der von Kamerun stammt, schreibt über seine Erfahrungen in Styrum, über Hausnummern und Hundefreunde.

„Der Himmel auf Erden“ – unter diesem Titel hat der aus Kamerun stammende Pastor Constant Leke ein Buch veröffentlicht, das seine nunmehr anderthalbjährige Lebenserfahrung auf deutschem Boden zusammenfasst. Ob in der Überschrift leichte Ironie mitschwingt, lässt sich auch nach Lektüre des 56-seitigen Bandes nicht sicher sagen.

Vielleicht ist solche Doppelzüngigkeit dem Priester, der seit August 2013 seinen Dienst in der katholischen Gemeinde St. Mariae Rosenkranz versieht, auch gar nicht vertraut. Ebenso wenig kannte der studierte Geograf, Philosoph und Theologe solche Dinge wie Hausnummern, Gassi-gehende Hundebesitzer, gesetzliche Krankenversicherung, Silvesterknaller, leere Kirchenbänke oder verbindliche Busfahrpläne, bevor er nach Deutschland kam, einer Weisung seines Bischofs folgend.

Der Kulturschock ließ nicht lange auf sich warten

Schon in der Heimat begann Pastor Constant Leke die fremde Sprache zu lernen, vor Ort nahm er Privatunterricht, bis heute belegt der 37-Jährige immer anspruchsvollere Kurse, um seine Kenntnisse zu perfektionieren.

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Dass Deutschland „der Himmel auf Erden“ sei, übermittelte der junge Geistliche an seinem ersten Abend in Mülheim per Facebook an Freunde und Familie. Die vergleichsweise sauberen Häuser und Straßen hatten ihn beeindruckt. Aber es dauerte nicht lange, bis „Kulturschocks“ ihn durchschüttelten, von denen der Mann aus Afrika in seinem Büchlein ebenfalls berichtet.

So erschienen ihm, nachdem er der ersten Beerdigung und einer kirchlichen Trauung in Mülheim beigewohnt hatte, nicht nur das Klima, sondern auch die Seelen der Menschen „sehr kalt“. Dass dies wohl ein Irrtum war, offenbarte sich dem Afrikaner beim Public Viewing während der Fußball-WM, speziell beim Torjubel „gab es so viel Geschrei, Klatschen, Tanzen und Singen; überall, drinnen und draußen, wie in Kamerun. Da erkannte ich, dass auch die Deutschen ihre Gefühle von Freude, Glück oder Trauer ausdrücken können“.

Hilfsorganisation schlägt Brücke zwischen den Welten

Seiner Arbeit als Priester widmet Pastor Constant Leke ein eigenes Kapitel: In Kamerun war er häufiger Ratgeber und hohe Respektsperson; dass Gemeindearbeit auch Teamwork ist, lernte er erst hier, in Styrum, in der Gemeinde St. Mariae Rosenkranz. Gemeinsam mit einer Ehrenamtlichen, Burglind Werres, gründete er die Hilfsorganisation „Mamje Charity“. Sie schlägt eine Brücke zwischen zwei Welten, genau wie das schmale Buch, das interessante, amüsante, teils naive, teils auch kritische Blicke in beide Richtungen ermöglicht.

Wie lange er in Mülheim-Styrum bleiben wird, schreibt der Pastor nicht. Nur: „Ich werde Deutschland verlassen, wenn die Zeit für mich dafür reif ist.“