Gelsenkirchen. Gelsenkirchens OB Karin Welge, SPD und CDU sprechen sich gegen die Aufnahme vieler Afghanistan-Flüchtlinge aus. Warum das nachvollziehbar ist.

Menschen in Lebensgefahr und höchster Not müsse geholfen werden. Und da werde Gelsenkirchen „selbstverständlich seinen Teil der gemeinsamen Verantwortung tragen.“ Allerdings müsse dabei stets auch die besondere Situation Gelsenkirchens berücksichtigt werden, erklärte Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD) auf die Frage, ob Gelsenkirchen, wie von den hiesigen Grünen gefordert, mehr Flüchtlinge aus Afghanistan aufzunehmen bereit ist, als der Stadt nach dem Königsteiner Schlüssel zugeteilt werden.

+++ Lesen Sie hier die Meinung von WAZ-Redakteurin Annika Matheis, warum Gelsenkirchen mehr afghanische Flüchtlinge aufnehmen sollte +++

Mit der besonderen Situation meint die erste Bürgerin der Stadt, dass „Gelsenkirchen eine der wenigen Kommunen ist, die nicht nur vor der Aufgabe steht, geflüchtete Menschen unterzubringen, sondern auch von einer hohen Zuwanderung insbesondere aus Südosteuropageprägt ist“. Welge weist zurecht sowohl auf die enormen Integrationsaufgaben hin, vor der die Verwaltung und die Bürgerschaft unweigerlich stehen, wie auch auf die „ordnungspolitischen Herausforderungen“, über die zahlreiche Bürger immer wieder klagen: Müll, Lärm, Aggression, Respektlosigkeiten, Einschüchterungen.

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Die in den vergangenen Wochen auch in der WAZ Gelsenkirchen intensiv geführten Debatten darum, wie lebenswert die Zukunft Gelsenkirchens erscheint, falls es nicht gelingt, bald eine Lösung für das oftmals bis zum Zerreißen angespannte Verhältnis in den Vierteln und Nachbarschaften zu finden, haben gezeigt, dass diese Stadtgesellschaft nicht noch mit weiteren Integrationsherausforderungen belastet werden darf.

Oberbürgermeisterin Karin Welge trägt vor allem erstmal Verantwortung für Gelsenkirchen

Welges Haltung widerspricht nicht der Verantwortung, zu der die Bundesregierung zweifelsohne stehen muss. Nämlich vor allem jene Menschen vor dem Regime der Taliban zu retten, die jahrelang für und mit der Bundeswehr oder anderen Nato-Partnern zusammengearbeitet haben. Gelsenkirchen wird seinen Teil dazu beitragen und vier bis fünf afghanische Familien aufnehmen.

Die Entscheidung der OB, ihrer SPD und des Koalitionspartners im Rat, der CDU, Gelsenkirchen nicht über die zugeteilte Größe hinaus für Flüchtlinge aus Afghanistan anzupreisen, ist folgerichtig und Zeugnis realpolitischer Entscheidungen. Denn die Oberbürgermeisterin trägt vor allem erstmal Verantwortung für ihre Stadt.