Gelsenkirchen-Buer. Gelsenkirchen müsse die Kaufkraft von Ausflüglern im Naherholungsgebiet mehr berücksichtigen. Stadt hält Realisierung der Idee für unrentabel.

Corona hin, Winter her: Das Neubaugebiet am Buerschen Waldbogen, es wächst, buchstäblich unter den Augen zahlreicher Ausflügler, die dort auf der Suche nach Naherholung unterwegs sind. Genau diese Gruppe nehmen nun Akteure von Bündnis 90/Die Grünen in den Blick, wenn es darum geht, für ihre Idee einer „Begegnungsstätte mit lokalen Waren und Dienstleistungen“ in dem Bereich zu werben, sprich: für ein kleines Lebensmittelgeschäft oder ein (Bauernhof-)Café.

Unter dem Motto „Der Buersche Waldbogen hat mehr Potenzial“ bewertet Franziska Schwinge, wirtschaftspolitische Sprecherin der Ratsfraktion, die Kaufkraft dort „deutlich positiver als die Verwaltung derzeit“. Die Stadt hatte deren Prüfauftrag im Bau- und Liegenschaftsausschuss, in einem von der GGW geplanten Neubau neben einer Kita auch Einzelhandel oder ein Café zu realisieren, in einer Stellungnahme für unrentabel erklärt.

Gelsenkirchener Grüne: Umfeld als Naherholungsgebiet in Planungen einbeziehen

Die Kaufkraft der Haushalte im Neubaugebiet „Am Buerschen Waldbogen“ schätzt die Stadt Gelsenkirchen als überdurchschnittlich hoch ein. Allerdings reiche die Zahl der dort lebenden Personen nicht aus, um den Betrieb eines kleinen Ladens oder Cafés rentabel zu gestalten.
Die Kaufkraft der Haushalte im Neubaugebiet „Am Buerschen Waldbogen“ schätzt die Stadt Gelsenkirchen als überdurchschnittlich hoch ein. Allerdings reiche die Zahl der dort lebenden Personen nicht aus, um den Betrieb eines kleinen Ladens oder Cafés rentabel zu gestalten. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

„Man sollte nicht lediglich auf die Wirtschaftskraft der aktuellen und zukünftigen Anwohner blicken, sondern auch das Umfeld als Naherholungsgebiet einbeziehen. Anwohner, Spaziergänger und Radfahrer könnten von einer Begegnungsstätte mit lokalen Waren und Dienstleistungen profitieren, vielleicht garniert mit einer Portion Kunst und Kultur“, so Martin Feldmann, Sprecher der Grünen in der Bezirksvertretung Ost. In der Bezirksvertretung Ost war die Frage nach der Einrichtung eines Ladenlokals auf der GGW-Fläche bereits vorher thematisiert worden.

„Die Stadt hat die Ausflügler bei unserem Vorschlag zu wenig im Blick gehabt“, hält Stadtverordnete Franziska Schwinge weiter an der Idee fest. „Davon könnten alle profitieren, die Anwohner des Neubaugebietes ebenso wie Erholungssuchende“, die den Bereich nur streiften.

GGW plant am Buerschen Waldbogen zwei weitere Mehrfamilienhäuser

Franziska Schwinge, seit der der Kommunalwahl 2020 Stadtverordnete von Bündnis 90/Die Grünen in Gelsenkirchen, hält an der Idee eines Einzelhandels oder Cafés am Buerschen Waldbogen fest.
Franziska Schwinge, seit der der Kommunalwahl 2020 Stadtverordnete von Bündnis 90/Die Grünen in Gelsenkirchen, hält an der Idee eines Einzelhandels oder Cafés am Buerschen Waldbogen fest. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Im Mittelpunkt der Diskussion steht eine etwa 220 Quadratmeter große Fläche in einem der beiden Neubauten, deren Errichtung die GGW im Eingangsbereich an der Westerholter Straße plant. Vorgesehen sind dort laut GGW-Geschäftsführer Harald Förster zwei nebeneinander stehende Gebäude mit drei Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss. Während eines an einen Kooperationspartner verkauft werden soll, will die GGW die Einheiten in dem anderen Mehrfamilienhaus in Eigenregie vermieten, darunter im Erdgeschoss auch die Räume einer privaten Kita.

Wie Förster auf WAZ-Anfrage bestätigte, sei die GGW durchaus offen für die Idee eines kleinen Einzelhandelsgeschäfts oder einer Gastronomie. „Wir halten sowohl eine drei- als auch eine viergruppige Kita für denkbar und könnten uns gut vorstellen, einen Teil der Fläche zu vermieten. Aber auch wir haben Zweifel, ob der Betrieb für ein Geschäft oder ein Café wirtschaftlich wäre.“

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GGW-Chef ist offen für Vermietung einer Teilfläche an Einzelhändler oder Gastronom

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Zwar wird laut Verwaltung das Kaufkraftpotenzial der Siedlung am Buerschen Waldbogen als „überdurchschnittlich“ eingeschätzt. Für eine „tragfähige“ Einzelhandelsnutzung benötigten Betreiber jedoch „einen Mantel von mindestens 3000 Haushalten oder mehr als 6000 Personen“, die vorwiegend bei ihnen einkaufen. In dem Neubaugebiet lebten jedoch nur etwa 350 Haushalte mit rund 770 Personen. Ein Bio- oder Hofverkauf sei „prinzipiell vorstellbar“, doch auch für diese Nutzung sei das Volumen der Mantelbevölkerung zu gering, heißt es in der Stellungnahme zum Prüfauftrag der Grünen im Bauausschuss. Kurz: Das unternehmerische Risiko sei dort „erheblich“.

Die GGW zeigt sich dennoch „offen für Gespräche“, „wenn sich innerhalb eines Jahres jemand bei uns melden sollte, der die Teilfläche für ein tragfähiges Konzept anmieten möchte.“ Falls die private Kita nur Räume für drei Gruppen anmieten wolle, sei es denkbar, für zehn oder 15 Jahre etwa eine betreute Wohngruppe dort unterzubringen, um doch noch eine Wachstumsoption für die Kita vorzuhalten.

Die Grünen hoffen jedenfalls, dass ihre Idee auch in den anderen Fraktionen Unterstützung findet. „Wir würden uns freuen, wenn sie in der nächsten Sitzungsperiode offen diskutiert würde“, so Franziska Schwinge.