Oberhausen. Seit Jahren diskutieren Fachleute und Politiker darüber, ob Oberhausen wirklich eine neue Schule benötigt – und welche. Jetzt ist es entschieden.
Oberhausen erhält nach jahrelanger zermürbender Diskussion eine neue Gesamtschule – und zwar ab dem Schuljahr 2025/26. Der Bau soll für 60 Millionen Euro auf dem Gelände der früheren Hauptschule St. Michael an der Knappenstraße 123 in Alt-Oberhausen errichtet werden. Die neue Gesamtschule wird sechszügig, also mit sechs Parallelklassen pro Jahrgang (von Klasse 5 bis 10), festgelegt.
Das hat der Haupt- und Finanzausschuss für den Stadtrat am Montag mit einem recht knappen Ergebnis von zwölf zu zehn Stimmen entschieden. Der Vorschlag von CDU und FDP, statt einer Gesamtschule lieber eine Realschule mit beruflicher Ausrichtung zu errichten, fand keine Mehrheit. SPD, Grüne, Linke und BOB stimmten für die Gesamtschule mit gebundenem Ganztagsbetrieb; CDU, FDP, die AfD und Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) für die Realschule.
Dass Oberhausen dringend und eigentlich schon seit mehreren Jahren eine zusätzliche weiterführende Schule benötigt – darüber waren sich alle Fraktionen im Hauptausschuss einig. Man ist sich ziemlich sicher, dass die erforderliche Mindestzahl von Anmeldungen für eine neue Gesamtschule in Oberhausen im Schuljahr 2025/26 erreicht wird: 100 Schülerinnen und Schüler aus Oberhausen sind dafür mindestens notwendig.
Denn Oberhausen rechnet nach allen Bevölkerungsprognosen mit deutlich steigenden Schülerzahlen bis Ende dieses Jahreszehnts. Seit Jahren kämpft die Schulverwaltung damit, die nach der sechsten Klasse von Gymnasien abgestuften 60 Schüler (Schulformwechsler) gut zu versorgen, weil die Klassen an Gesamtschulen und Realschulen voll sind. Zudem drängen Seiteneinsteiger (Umzügler, Flüchtlinge) an die Schulen. Das Aus der Schulform Hauptschule im gesamten Stadtgebiet hat die Lage noch verschärft.
Die Schulform Gesamtschule hatte die Schulverwaltung vorgeschlagen, weil diese am besten geeignet sei, die Probleme in Oberhausen zu lösen – im Gegensatz zu einer neuen Realschule: Eine Gesamtschule vermittele alle Bildungsabschlüsse (auch den Hauptschulabschluss). Es gebe ein erhebliches rechnerisches Gesamtschüler-Potenzial. Eine Gesamtschule verursache selbst keine Schulformwechsler, könne aber welche aufnehmen. Gesamtschulen komme eine wichtige Rolle bei der Förderung von zugewanderten Schülern, Seiteneinsteigern und Schülern mit besonderem Förderbedarf zu (Inklusion).
CDU und FDP: Eltern werden zur Gesamtschule gezwungen
CDU und FDP zeigten sich von diesen Argumenten nicht überzeugt. CDU-Schulfachfrau Gundula Hausmann-Peters gab an, dass mit solch einer Entscheidung Eltern zu einer Schulform gezwungen würden, die sie im Grunde ablehnten. Außerdem sei der Bau der Realschule mit kalkulierten 34 Millionen Euro viel billiger als die Gesamtschule.
Massiver Handlungsdruck
In ihrem 46-seitigen Papier zur Schulentwicklungsplanung in Oberhausen bezeichnet die städtische Schulverwaltung den Handlungsdruck in Oberhausen, neue Plätze in Klassen für Schüler zu schaffen, als sehr hoch. „Oberhausen läuft Gefahr, den zukünftigen Generationen von Schülerinnen und Schülern in absehbarer Zeit kein ausreichendes Schulplatzangebot in der Sekundarstufe I mehr anbieten zu können“, heißt es in der Analyse.
Wesentlich seien zwei Gründe: Spätestens ab dem Schuljahr 2025/2026 übersteigen die Zahlen der Schüler, die von der Grundschule in die Sekundarstufe I (5. Jahrgangsstufe) übergehen, der Prognose zufolge die vorhandenen Schulplatzkapazitäten deutlich. Und: Bereits jetzt sind die Klassenfrequenzen an den Oberhausener Schulen der weiterführenden Schulformen überdurchschnittlich hoch.
Linken-Fraktionschef Yusuf Karacelik meinte dagegen, dass hier ohnehin nur eine Scheinalternative vorliege, da die Düsseldorfer Bezirksregierung nur eine Gesamtschule als zusätzliche Schule genehmigen würde, da nur diese Schulform in der Lage sei, die vielfältigen Oberhausener Schulprobleme zu lösen. „Wir brauchen in Oberhausen eine Schule für alle, in der Kinder gemeinsam in kleinen Klassen lernen und nicht früh aussortiert werden.“ Er bedauert nur, dass die Entscheidung viel zu lange auf sich warten ließ. Bereits 2017 habe die Bezirksregierung die Gründung einer neuen Schule angeregt, schon seit 2009 hätten dies die Linken im Wahlprogramm gefordert.
Beschlossen hat der Rat mit großer Mehrheit auch noch die Prüfung, ob die derzeit vierzügige Gesamtschule Weierheide auf sechs Züge, also sechs Parallelklassen, ausgebaut werden soll. Die städtischen Baufachleute schätzen grob die Kosten dafür auf satte 25 Millionen Euro, wenn man die Immobilien an der Fichtestraße als auch an der Egelsfurthstraße ertüchtigen würde.