Gelsenkirchen. Am entscheidenden Tag überschreitet die Inzidenz die 50er-Marke. Wieso das für großen Frust beim Gelsenkirchener Unternehmer Martin Rinke sorgt.

Zwischen Hoffnung und Ernüchterung liegen manchmal wenige Tage. Als der Inzidenzwert am Freitag (28. Mai) unter die 50er-Marke rutscht, beginnt der Gelsenkirchener Unternehmer Martin Rinke mit den Vorbereitungen für die Öffnung seiner Studios: Im Schalker Sportpark auf der Kurt-Schumacher-Straße betreibt er den Injoy-Sports- und Wellnessclub, die Trampolino Kinderwelt sowie die Ballettschule LA Dance.

Laut der nordrhein-westfälischen Coronaschutzverordnung hätte Rinke seine Stätten zum kommenden Freitag öffnen dürfen. Vorausgesetzt, dass der Wert in Gelsenkirchen fünf Werktage in Folge unter 50 geblieben wäre. Doch ausgerechnet am dafür entscheidenden Mittwoch (2. Juni) melden die Stadtverwaltung und das Robert-Koch-Institut eine Inzidenz von 52,4.

Gelsenkirchener Unternehmer bereitet alles für die Öffnung vor – die platzt am entscheidenden Tag

Nun braucht es eine gewisse Vorlaufzeit, um die Studios, die es insgesamt auf eine Fläche von 7000 Quadratmetern bringen, auf eine Öffnung vorzubereiten. Die Organisation läuft auf Hochtouren, spätestens seit Montag. „Das war der entscheidende Tag“, erinnert sich Rinke. Die Inzidenz hatte einen Wert von 41,2. Vieles deutete auf eine zeitnahe Öffnungsperspektive hin.

Briefe werden geschrieben, Abläufe für die 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geplant, Studios geputzt. Die ganze Arbeit: am Ende umsonst. Wegen einer Inzidenz, die um 2,4 Punkte zu hoch ist. Grenzwerte und Regeln müsse es geben, das sieht auch Rinke so. Trotzdem sei dies eine „Katastrophe“, meint der Unternehmer, den fernab von der geplatzten Öffnung eine weitere Sorge plagt.

Corona-Pandemie: Warum Fitnessstudios gerade jetzt benötigt würden

Viele Betreiber „hätten Angst“ vor dem Szenario, dass sie irgendwann aufmachen dürfen, der Inzidenzwert jedoch kurz darauf eine kritische Marke überschreitet und die Studios nach wenigen Tagen wieder schließen müssen. Ein GAU für dienstleistungsbasierte Unternehmen, die sich nicht in Sekundenschnelle von Null auf Hundert bringen lassen.

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Dabei sei gerade regelmäßiges Training das, was in einer Pandemie dringend benötigt werde, meint Rinke: „Muskeltraining ist die beste Medizin. Es ist ein Booster für das Immunsystem und das ist wissenschaftlich bewiesen. Ohne eine gute Muskulatur gibt es keine Gesundheit.“

Die 4000 Kunden, so viele seien regelmäßig zu Gast in Rinkes Fitnessstudio, können aber seit Monaten nicht zielgenau und mit professioneller Unterstützung an ihrer Muskulatur arbeiten. Die Folge sei ein „Kollateralschaden“ für die Gesellschaft, sagt Rinke: „Derzeit geht viel an Muskulatur verloren.“

„Absurder“ Paragraf in NRW-Coronaschutzverordnung stellt Kinderpark-Betreiber vor Probleme

Ab davon steht Rinke vor einer weiteren Herausforderung. Bei Fitnessstudios lassen sich Hygienekonzepte aufstellen, erfüllen und Abstände einhalten. Bei einem Kinder-Spielpark wie dem Trampolino sei dies ungleich schwieriger. Die Frage, die Rinke aufwirft, liegt auf der Hand: Wie sollen die Abstände bei Kindern, die spielen und herumtoben, kontrolliert werden?

Genau das sieht nämlich Paragraf 15 der NRW-Coronaschutzverordnung vor: dass die Benutzung von Freizeitparks bei einer entsprechenden Inzidenz erlaubt ist – bei einem Nachweis eines negativen Tests und dem Einhalten von Abständen.

Eine „absurde“ Idee sei es, herumrasende Kinder kontrollieren zu wollen, so Rinke. Das Land erteile quasi eine Öffnung unter einer Bedingung, die realistisch betrachtet kaum zu erfüllen sei. Diesbezügliche Rückfragen an die Stadtverwaltung, die Bezirksregierung und das Land habe Rinke bereits gestellt. Hier gebe es erheblichen Klärungsbedarf. Nicht nur für Rinkes, sondern für alle Parks in NRW.