Mülheim. Wer von einer Luxusuhr träumt, wartet oft jahrelang. Eine Mülheimer Firma versteigert Rolex-Modelle online, es kann schon ab 8150 Euro klappen.

Manche Menschen haben echte Luxusprobleme. Beispielsweise dieses: An ihrem Handgelenk oder in ihrer Sammlung fehlt eine ganz bestimmte Uhr, sagen wir, eine Rolex Daytona. Das nötige Kleingeld wäre vorhanden, doch beim Juwelier ihres Vertrauens müssen sie jahrelang auf das gute Stück warten. Die Manufakturen produzieren langsam und mit höchsten Qualitätsansprüchen, die kaufkräftige Kundschaft wird ungeduldig. Was tun?

Hier setzt die Geschäftsidee an, die der Mülheimer Patrick Giesen (40) mit zwei Partnern entwickelt hat. Gemeinsam schufen sie die Auktionsplattform „Watch Shot“, auf der Luxusuhren der Marken Rolex und Patek Philippe versteigert werden.

Mülheimer Start-up versteigert begehrte Rolex-Modelle

Das Start-up mit Geschäftsadresse an der Mülheimer Brunshofstraße ist im Dezember 2021 online gegangen. Es wirbt damit, ausschließlich geprüfte Luxusuhren von autorisierten Händlern anzubieten, von Juwelieren mit entsprechender Konzession. Damit wolle man sich von anderen Plattformen abheben, heißt es auf der Website. Das wirft Fragen auf, doch die Unternehmer möchten nicht öffentlich zitiert werden.

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Eigentlich dürften konzessionierte Händler es gar nicht nötig haben, Rolex-Modelle auf einer Online-Plattform zu verkaufen. Offiziell, ohne einen Zwischenhändler, der die Produkte aufkauft, ist es auch nicht erlaubt. Als solcher bietet sich das Mülheimer Start-up an.

Auf ihrer Website erklären Patrick Giesen und seine Partner: Der aktuelle Markt der Luxusuhren sei „sehr gefragt und fasziniert potentielle Kunden weltweit“. Allerdings gebe es für die begehrten Modelle bei den autorisierten Händlern sehr lange Wartezeiten. „Um dieses Problem zu lösen, bietet Watch Shot Juwelieren mit einer Konzession für Rolex und Patek Philippe die perfekte Lösung, ihre Uhren online zu versteigern oder zu verkaufen.“

Nur autorisierte Händler dürfen über die Plattform anonym verkaufen

Momentan beschränke man sich auf Modelle der Hersteller Rolex und Patek Philippe, erklären die Firmengründer, denn dies seien „die wahrscheinlich begehrtesten Uhren am Markt“. Künftig wolle Watch Shot aber weitere Marken hinzu nehmen.

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Das Angebot auf „Watch Shot“ ist aktuell überschaubar. Zwei Rolex-Modelle werden momentan versteigert, eine Submariner und eine Sea Dweller Triple 6, die Startgebote liegen bei 13.900 beziehungsweise 18.500 Euro. Sechs Luxusuhren wurden seit Firmengründung verkauft, zu Preisen zwischen 8150 und 31.250 Euro. Überwiegend handelte es sich laut Produktbeschreibung um bereits getragene Uhren, jedoch in sehr gutem Zustand. Laut Geschäftsbedingungen zahlen die Käuferinnen und Käufer eine Provision von 2,5 Prozent des Verkaufspreises (plus Mehrwertsteuer), maximal 250 Euro. Hinzu kommen 60 Euro Versandgebühr.

Ehemaliger Golflehrer gründete schon zwei andere Start-ups

Watch Shot ist nicht das erste Business von Patrick Giesen, der viele Jahre als Golflehrer und -trainer beim Golfclub Mülheim in Selbeck erfolgreich war. Vor dem Auktionsportal für Luxusuhren hat der 40-Jährige bereits zwei andere Start-ups gegründet.

Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Oliver Eitel rief er 2018 das Online-Portal „Moderne Rente“ ins Leben, das er selber als „caritatives Start-up“ bezeichnet. Dabei geht es um die sogenannte Leibrente: Hauseigentümer im Seniorenalter werden mit Kaufinteressenten zusammengebracht. Vor rund zwei Jahren startete Giesen außerdem die Firma „Mister Postman“, die Pakete zum Wunschtermin bis an die Haustür liefert.

Juwelier: „Niemand gibt eine Uhr zurück, erst recht keine Rolex“

Ob Watch Shot tatsächlich funktioniert, muss sich zeigen. Denn während Giesen und sein Team ausdrücklich betonen, auf ihrer Plattform dürften nur Konzessionäre verkaufen, äußert sich ein autorisierter Händler aus dem Ruhrgebiet skeptisch. „Niemand gibt eine Uhr zurück“, meint der Juwelier, der nicht namentlich genannt werden möchte, „erst recht keine Rolex.“ Nach seiner Einschätzung würden autorisierte Rolexhändler kaum eine Auktionsplattform nutzen, „denn wir haben genügend Kunden, die warten.“ Die Nachfrage sei weitaus höher als das, was man verkaufen könne, sagt der Experte, und in den letzten Jahren noch gewachsen. Die Wartezeiten seien noch länger geworden.

Luxusuhren im Netz

Auch andere Online-Portale handeln eifrig mit hochwertigen Uhren.So bezeichnet sich Chrono24 als weltweit „führender Marktplatz für Luxusuhren“. Laut Website werden dort Hunderte von Marken gehandelt, insgesamt mehr als 490.000 Uhren aus 126 Ländern.Als „erste digitale Plattform“ für den Kauf und Verkauf von Luxusuhren - neu, Vintage und Second-Hand - präsentiert sich Chronext.Beide Portale führen auch Rolex-Uhren, allerdings zum festen Kaufpreis, nicht in Form von Auktionen.

Die Versuchung, begehrte Modelle zu erwerben und weiterzuverkaufen, sei wohl gegeben, doch Juweliere würden dies nach Möglichkeit unterbinden: „Beim Weiterverkauf schieben wir einen Riegel vor“, so der erfahrene Rolex-Händler, „man hat ja auch etwas Menschenkenntnis und verkauft keine Uhren an jemanden, der damit eine schnelle Mark machen möchte. Ich habe genügend Stammkunden. Und sollte ich herauskriegen, dass jemand eine Uhr weiterverkauft, bekommt er sicher keine mehr von uns.“