Mülheim. Hans Lange Rodriguez, Küchenchef im Restaurant „Am Kamin“ in Mülheim, erlebte eine tolle Überraschung. Was der „Feinschmecker“ über ihn schrieb.
Es muss wohl im November gewesen sein – genau wissen es Hans Lange Rodriguez und Heike Nöthel-Stockmann, Küchenchef und Inhaberin des Restaurants „Am Kamin“, nicht. Als sie erfuhren, dass das Gastromagazin „Der Feinschmecker“ sie ab sofort zu den 500 besten Restaurants Deutschlands zählte, erinnerten sie sich an den Gast, der im Spätherbst bei ihnen gegessen hatte und irgendwie ungewöhnlich war.
Eine Vermutung, aber wer weiß? „Manchmal geben die Inspektoren oder Testesser sich nach dem Essen zu erkennen, manchmal aber auch nicht“, erklärt Hans Lange Rodriguez. Um so überraschter war das Team vom Striepensweg, als es erfuhr, dass sie nicht nur zu den Top-Lokalen gezählt wurden, sondern mit drei „F“s (von fünf möglichen) auch ein ausgezeichnetes Ergebnis erzielten. „Viele der anderen Restaurants in der Liste haben schon einen Michelin-Stern, aber nur zwei oder zweieinhalb „F“s bekommen“, sagt der Chefkoch stolz. Der Testesser hatte sein normales Menü „Einfach delikat“ (85 Euro) und sein besonderes Menü „Einfach vegetarisch“ (75 Euro) probiert und für außergewöhnlich befunden.
Fine-Dining-Restaurant, das sich gerade neu erfindet
In der Beschreibung im „Feinschmecker“ heißt es: „,Am Kamin’ ist ein Fine-Dining-Restaurant, das sich gerade neu erfindet. Hans Robert Lange Rodriguez vereint in fast spielerischer Leichtigkeit ganz unterschiedliche kulinarische Kulturen in einem Menü, ohne sich in einem beliebigen Crossover zu verlieren.“ Er schlage eine reizvolle Brücke zu Südamerika.
Das kommt wohl daher, dass der 36-Jährige, der zuerst ein Wirtschaftsstudium und dann eine Koch-Ausbildung absolvierte, eine bolivianische Mutter und einen deutschen Vater hat. Diese Fusion spiegelt sich auch in seinen Gerichten wider, die auf dem Teller immer ein echtes Kunstwerk sind – beispielsweise bei der „Ceviche (Speise) von der Gelbschwanzmakrele“ mit Gurkenmelone, Guacamole und Leche de tigre (eine Art Fischsauce). Aber auch eine klassische deutsche Sülze mit gepoppter Schweinekruste, gepickeltem Gemüse und Escabe. Der „Feinschmecker“ hat übrigens auch das Weinangebot und das Ambiente von „Am Kamin“ mit im Auge gehabt und sehr gelobt („stilvolle Gastlichkeit“).
Eis aus lila Mais mit Kakao und Brombeeren
Ein Menü bleibt im „Am Kamin“ meist rund sieben Wochen lang auf der Karte. „Weil wir saisonal arbeiten“, so Hans Lange Rodriguez. Sülze oder Gelbschwanzmakrele wird der Inspektor, der sich für Anfang März angesagt hat, also nicht mehr aufgetischt bekommen. Und auch nicht das Dessert aus lila Mais-Eis mit Maiskolben, Kakao, Mandeln und Brombeeren. Es handelt sich um einen Entsandten des Guide Michelin. „Wir möchten wieder einen Stern nach Mülheim holen. Vielleicht klappt es ja schon in diesem Jahr“, sagt der Küchenchef. Die drei „F“s machen Hoffnung.