Oberhausen. Der zweimalige Lockdown hat die Oberhausener dazu bewegt, noch viel mehr Geld auf die hohe Kante zu legen. Die Sparkasse schwimmt in Kunden-Geld.
Wenn man bedenkt, welche gravierenden Auswirkungen die Corona-Pandemie für weite Teile der Wirtschaft und für die gesamte Gesellschaft hat, sind die Beobachtungen und Daten der Stadtsparkasse Oberhausen erstaunlich.
Der Marktführer an Finanzdienstleistungen im Stadtgebiet mit über 100.000 Kunden und 513 Beschäftigten erlebte im vergangenen Jahr eben nicht den erwarteten dramatischen Einbruch an lukrativen Geschäften oder gar eine Welle an Kunden-Pleiten, sondern steigerte in maßgeblichen Feldern seine Zahlen. Die Bilanzsumme kletterte von 2,5 Milliarden auf 2,7 Milliarden Euro (plus acht Prozent), vor allem weil die Kunden noch mehr Geld auf die hohe Kante legten (plus zehn Prozent auf zwei Milliarden Euro). Die Sparkasse wurde von ihren Sparkunden mit frischen 176 Millionen Euro regelrecht geflutet – man konnte ja auch kaum Geld für Reisen, Möbel, Autos oder teure Partys ausgeben.
Die Unternehmer investieren außerdem auf Pump kräftiger, als irgendein Banker im ersten Corona-Tiefschlag im Frühjahr 2020 erhoffen konnte. „Trotz Corona halten viele Unternehmer an ihrer Linie fest, sind wenig bis gar nicht von der Corona-Krise getroffen, blicken zuversichtlich in die Zukunft und richten sich mit Investitionen auf die Zeit nach Corona ein“, berichtet Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Oliver Mebus bei der Jahresbilanzkonferenz seines Instituts.
Rekordhoch bei Kreditzusagen
Die gewerblichen Kreditzusagen erreichten mit 187 Millionen Euro ein historisches Hoch (Vorjahr: 136 Millionen Euro). Zudem finanzierten deutlich mehr Privatkunden ihren Traum vom Eigenheim oder der Eigentumswohnung (plus 5,3 Prozent auf 137 Millionen Euro). „Das alles spricht für die Wirtschaftsdynamik in Oberhausen“, wertet Mebus. Das Kundenkreditgeschäft insgesamt wuchs dementsprechend um 6,4 Prozent, obwohl der Verkauf von Konsumkrediten um 30 Prozent einbrach.
Sparkasse setzt in 650 Fällen Kredittilgungspflicht aus
Im Corona-Jahr 2020 verwirklichte die Stadtsparkasse Oberhausen bei 650 Kreditverträgen ihrer Kunden Tilgungsaussetzungen, um Privatleuten (230) und Betrieben (420) finanziell mehr Luft zu verschaffen – ein Volumen von insgesamt 4,5 Millionen Euro. 140 Anträge auf Corona-KfW-Darlehen in Höhe von insgesamt 22 Millionen Euro wurden begleitet.
Trotz des zunehmenden Online-Banking-Geschäfts und telefonischer Bankdienste hat die Sparkasse die aus Corona-Schutzgründen nötigen zeitweisen Schließungen ihrer neun Filialen gespürt. Das übliche Kundengeschäft in Filialen, der Abschluss neuer Girokontenverträge oder der Verkauf von Konsumentenkrediten zwischen 12.000 und 15.000 Euro, stockte deutlich.
Trotzdem äußerst sich der Sparkassen-Chef nur äußerst vorsichtig angesichts unabsehbarer wirtschaftlicher Corona-Langzeitfolgen über die Geschäfte seines Instituts: „Wir legen einen noch guten Jahresabschluss 2020 vor, die Betonung liegt auf noch gut.“ Denn die nach Auffassung des Vorstandes weiter anhaltende Niedrigzinsphase mit Negativzinsen von 0,5 Prozent für alle Geldinstitute bei der Europäischen Zentralbank (EZB) beeinträchtigt stark und nachhaltig das Geschäftsmodell: Der Zinsunterschied zwischen Spareinlagen und Kreditausleihe ist kaum noch lukrativ, die Banken müssen sich ihr Geld zunehmend durch Provisionen und Gebühren holen. Auch deshalb erhöht die Sparkasse ihre Kontogebühren zum 1. April 2021 deutlich.
Zwar erwartet der Sparkassenverband dank der Staatshilfen in den nächsten Jahren keine Insolvenzwelle von Firmen durch die Lockdowns der Pandemie, gleichwohl aber stellt sich die Oberhausener Sparkasse vorsichtig auf Kreditausfälle ein – und erlebt sie gerade auch. Eine Million Euro stecken die örtlichen Bankkaufleute deshalb zusätzlich in ihren über Jahre hinweg auf 15 Millionen Euro aufgefüllten Sparstrumpf.
Ordentliches Betriebsergebnis erwirtschaftet - trotz Corona-Pandemie
Unter dem Strich erwirtschaftet die Sparkasse im vergangenen Jahr mit zwölf Millionen Euro ein gutes Betriebsergebnis aus dem laufenden Geschäft. Das bedeutet ein kleines Plus (Vorjahr: 11,7 Millionen). 2016 und 2017 liefen die Geschäfte aber mit einem Jahresüberschuss von fast 15 Millionen Euro durchweg besser. Durch die deutlich erhöhte Vorsorge wegen möglicher Kreditausfälle drückt der Vorstand den ausgewiesenen Jahresüberschuss auf nur noch 2,1 Millionen Euro (von 2017 bis 2019 jeweils 4,5 Millionen Euro).
Leichtere Einbußen erleidet die Stadtsparkasse auch bei der Zahl der Privatgirokonten im Corona-Jahr: 96.204 private Kunden führen hier ihr Konto (minus 288), durch die höheren Kontogebühren stellt sich der Vorstand auf weitere Abgänge ein. Da jedoch andere Banken wie die Sparda-West oder die Commerzbank keine kostenlosen Girokonten mehr anbieten oder gar Filialen schließen, hofft die Sparkasse auf neue Konten-Kunden. „Wir bleiben transparent, fair und sozial. Wir kümmern uns auch um diejenigen Menschen, die sonst keine Bank haben will: Sie sind bei uns herzlich willkommen“, wirbt Sparkassen-Vorstandsvize Thomas Gäng.