Gelsenkirchen-Buer. Warum der Immobilien-Eigentümer in der Ansiedlung der Kette in Gelsenkirchen-Buer eine Bereicherung sieht. Und wann die Filiale eröffnet.
2009 war es, als mit der Schließung von Hertie auch das Aus von Buer als Kaufhaus-Standort besiegelt wurde. Den Verlust dieses Kundenmagneten hat die City nie so wirklich verkraftet. Nun, nach zwölf Jahren, soll in der Fußgängerzone Hochstraße erneut ein Kaufhaus einer bundesweit bekannten Kette angesiedelt werden – als Nachmieter von H&M.
Wie die Redaktion exklusiv erfahren hat, wird Woolworth Mitte September das 1700 Quadratmeter große Ladenlokal in bester Lage übernehmen. Für Ende Oktober/Anfang November 2021 ist die Eröffnung geplant. Wie berichtet, hatte das schwedische Mode-Unternehmen den Mietvertrag zum 31. August gekündigt.
Schwedische Kette schließt mehrere Filialen im Ruhrgebiet
Anfang Januar war bekannt geworden, dass H&M in Deutschland rund 800 Stellen streichen will – nach Unternehmensangaben rund fünf Prozent aller Beschäftigten der Kette in der Bundesrepublik.
Bereits im Oktober 2020 hatte H&M angekündigt, vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und damit verbundener Umsatzeinbußen sein Filialnetz ausdünnen und den Online-Handel ausbauen zu wollen. 2021 sollen unter dem Strich rund 250 von rund 5000 Filialen weltweit geschlossen werden. Davon betroffen sind etwa auch die Läden in Herne und Bottrop.
Gelsenkirchener Filiale richtet sich an preisorientierte Kunden
Auf einer ebenerdigen Verkaufsfläche von etwa 1300 Quadratmetern wird Woolworth künftig u.a. Haushalts-, Deko-, Geschenk- und Drogerieartikel, Schreib- und Kurzwaren, aber auch Heimtextilien und Mode für Damen, Herren und Kinder anbieten. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Unna präsentiert sich als „führender Nahversorger des täglichen Bedarfs“, bei dem „Toppreise und eine überraschende Sortimentsvielfalt an erster Stelle stehen“. Es bietet Artikel im unteren bis mittleren Preissegment an und richtet sich an eher preisorientierte Kundinnen und Kunden.
Immobilien-Eigentümer Gunnar Marx betont, sich der Verantwortung für den Standort Buer bewusst zu sein und den neuen Mieter „mit äußerster Sorgfalt“ ausgewählt zu haben – auch vor dem Hintergrund, dass einige von Hertie angebotene Sortimente „aktuell aus der Innenstadt von Buer komplett verschwunden sind“. Diese Lücke werde Woolworth schließen. Insofern sei der bedauerliche Weggang von H&M auch eine Chance für den Einzelhandelsstandort Hochstraße.
Immobilien-Eigentümer sieht in Ansiedlung eine Bereicherung für Buer
Auch interessant
Woolworth habe sich mit seinem Aktionskaufhaus-Konzept „sehr gelungen neu erfunden und bereichert mit den hochwertigen Eigenmarken und bekannten Markenprodukten den Branchenmix in Buer enorm“, so Marx, zugleich Geschäftsführer der Essener Eugen Lehmkühler GmbH, die als Makler das Ladenlokal an der Hochstraße 24 vermittelt hat.
Drittes Woolworth-Kaufhaus in der Stadt
Die Woolworth GmbH mit derzeit rund 450 Filialen in Deutschland expandiert bundesweit stark und verfolgt das Ziel, in einigen Jahren mit 800 Kaufhäusern flächendeckend der größte Nahversorger zu sein.
In Gelsenkirchen betreibt das Unternehmen bereits Filialen an der Cranger Straße 318 in Erle sowie an der Bahnhofstraße 70-72 in der Gelsenkirchener City.
Das erste deutsche Woolworth-Kaufhaus wurde 1927 in Bremen eröffnet. Das Konzept geht auf Firmengründer Frank Winfield Woolworth zurück, der 1879 als Besitzer eines Haushaltswarenladens im US-Staat Pennsylvania erstmals seine mit Preisen ausgezeichnete Waren offen auf dem Tresen präsentierte.
Er ist überzeugt: Während bundesweit Textilhändler wie H&M Läden schließen, sehe „die Zukunft des stationären Handels für Nahversorger mit Artikeln des täglichen Bedarfs rosig“ aus. Diese würden „auch zukünftig stationär und nicht online gedeckt“. Insofern setze er bei der Neuansiedlung mit dem langfristig abgeschlossenen Vertrag durchaus auf Nachhaltigkeit.
Große Flächen in Erdgeschoss-Lage stark nachgefragt
Auch interessant
Auch wenn die Sorge bei vielen Kaufleuten und Kunden nach dem angekündigten Weggang von H&M sowie Saturn groß ist: Den Einzelhandelsstandort Buer sieht er aus Vermieter-Sicht nicht in der Krise. Schon im März, als die Schließungspläne von H&M bekannt wurden, betonte er, Hintergrund der Entwicklung sei ausdrücklich „kein Standort- und Betreiberproblem: beides ist sehr gut.“
Die Nachvermietung der Fläche sei aufgrund „der absoluten Toplage, der Objektqualität und der Größe“ überhaupt kein Problem gewesen, da ebenerdige Ladenlokale von über 1000 Quadratmetern stark nachgefragt seien, stellt auch Stephan Lahme klar, Teamleiter der Vermietungsabteilung bei der Eugen Lehmkühler GmbH.
Immobilien-Eigentümer Marx hatte von großer Kompromissbereitschaft auf seiner Seite gesprochen, um H&M als Mieter zu halten. Bereits 2019 habe er die Miete des Lokals signifikant gesenkt und im Coronajahr 2020 weitere wirtschaftlich „äußerst interessante Angebote unterbreitet“. Allerdings habe sich der Markt für Textileinzelhändler weltweit dramatisch verschlechtert, wovon auch die schwedische Kette betroffen sei. Das Unternehmen selbst wollte sich damals auf Anfrage der Redaktion nicht zu den Hintergründen der Geschäftsaufgabe äußern, von der rund 20 Mitarbeiter betroffen sind.
- Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung zum Coronavirus in Gelsenkirchen in unserem Newsblog
- Lesen Sie mehr Geschichten aus Gelsenkirchen
- Oder folgen Sie der WAZ Gelsenkirchen auf Facebook