Gelsenkirchen-Buer. Das Festival „Blind Date“ in Gelsenkirchen gibt es nicht mehr. Politiker fordern eine Fortsetzung – die ist schwierig, sagt der Veranstalter.
Helmut Hasenkox staunte. „Ich bin verwundert, dass wir jetzt drüber reden, weil das Festival schon so lange her ist“, sagte der Emschertainment-Chef. Hasenkox stand den Mitgliedern der Bezirksvertretung Nord Rede und Antwort, es ging dabei um das Musikfestival „Blind Date“. Und das, so dachte zumindest Helmut Hasenkox, sei längst Geschichte. Doch jetzt ist die Diskussion um eine mögliche Fortsetzung wieder in Gang gekommen.
Zur Erinnerung: Von 2010 bis 2016 hatte das „Blind Date“ jedes Jahr an einem Wochenende im Frühling oder Frühsommer auf der Wiese hinter dem Busbahnhof stattgefunden. Die Idee des mehrtägigen Festivals: Am Samstagabend tritt eine bekannte Künstlerin oder Band auf, deren Name wird aber bis zum Schluss geheim gehalten. Darüber hinaus bekommen lokale Bands die Gelegenheit, sich vor großem Publikum zu zeigen und bei einem Wettbewerb den Auftritt als Vorband des Top-Acts zu gewinnen – und das alles „umsonst und draußen.“
Hasenkox hatte den politischen Willen der Gelsenkirchener Politik vermisst
Das Festival war äußerst beliebt und fand großen Zuspruch, nach 2016 war es damit aber erst einmal vorbei. Grund war der Umbau des Busbahnhofes: Der ging auf Kosten eines guten Stücks der Wiese, die als Festivalgelände gedient hatte. Damit war der Platz nicht mehr vorhanden, den Veranstalter Emschertainment für das Festival brauchte.
- Wir taggen GElsen: Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt. Oder besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.
Jürgen Köpsell, Fraktionsvorsitzender der SPD, ärgert das heute noch. „Ich habe das Gefühl, hier aufs falsche Gleis geführt worden zu sein“, sagt er. „Wir haben uns damals auf die Aussage der Stadtverwaltung verlassen, das Festival nach dem Umbau weiterführen zu können.“ Helmut Hasenkox kann nicht nachvollziehen, wieso jemand so etwas gesagt haben sollte. „Bei der Busbahnhofplanung haben wir mehrfach darauf hingewiesen, dass eine Fortsetzung des Festivals dann nicht mehr möglich ist“, stellt er klar. Die SPD hatte das Thema „Blind Date“ wieder auf die Tagesordnung gesetzt – ein wenig spät, wie Hasenkox befand. „Ich habe damals den politischen Willen vermisst, das Festival fortzusetzen“, sagt er. „Ich hatte das Gefühl, wenn keiner kämpft, dann will’s auch keiner.“
Sicherheitsbedenken bei Verlegung von „Blind Date“ in den Süden der Stadt
Die Wiese hinter dem Busbahnhof scheidet aus logistischen Gründen aus – doch gibt es Standorte in Buer, an denen eine Fortsetzung von „Blind Date“ möglich wäre? Hasenkox schüttelte den Kopf und zählte einige Orte auf, die Emschertainment geprüft hätte. „Die Wiese auf Schloss Berge ist bereits für das Sommerfest reserviert“, sagt er. Die Königswiese sei wegen fehlender Fluchtwege nicht geeignet, die große Wiese im Stadtwald habe keine Versorgungsleitungen für Strom und Wasser, Sportplätze wie die Sportanlage Löchterheide seien schon deswegen nicht geeignet, weil der Fußballrasen unter der Zuschauermenge leiden würde.
Auch auf den vorsichtigen Vorstoß eines Lokalpolitikers, über eine Verlegung des Festivals über die Grenzen von Buer hinaus nachzudenken, reagierte Hasenkox skeptisch. „Blind-Date ist ein Buersches Festival“, sagte er. „Und auch, wenn ich mich mit dieser Aussage unbeliebt mache: Im Süden der Stadt hätte man ein anderes Publikum – da könnte es Sicherheitsprobleme geben, die in Buer nie Thema waren.“
Ratsparteien sollen sich mit dem Thema befassen
Zu bedenken gab Hasenkox auch, dass es nicht so einfach sein werde, Sponsoren für ein Festival zu finden, das ja keinen Eintritt kostet. Die Sparkasse habe „Blind Date“ großzügig unterstützt, ob das auch in Zukunft so sein würde, sei fraglich. „Das zahlen die nicht aus der Portokasse“, so Hasenkox.
Gänzlich abschreiben wolle er das Festival aber nicht. „Ich will nicht sagen, es sei gestorben oder das machen wir nie mehr“, so der Emschertainment-Chef. Dass der politische Wille für eine Fortsetzung vorhanden sei, versicherte stellvertretend für alle Bezirksverordneten noch einmal Ingo Kowalczyk von der CDU. Jetzt soll das Thema auf die nächsthöhere Ebene gehoben werden: Bezirksbürgermeister Dominic Schneider (SPD), so der Beschluss des Gremiums, wird einen Brief an alle Ratsfraktionsvorsitzenden schreiben, mit dem Auftrag, „das Blind-Date-Festival wieder aufs Gleis zu setzen“, wie es Schneider formulierte.
- Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung zum Coronavirus in Gelsenkirchen in unserem Newsblog
- Lesen Sie mehr Geschichten aus Gelsenkirchen
- Oder folgen Sie der WAZ Gelsenkirchen auf Facebook und Instagram