Das Gelsenkirchener Impfzentrum läuft nun unter Volllast. Bis zu 1400 Menschen pro Tag bekommen an sechs Impfstraßen den Piks in den Oberarm.
Erika-Marie Wegmann macht einen entspannten Eindruck. Die 84-Jährige, die in der Feldmark lebt, sitzt auf einem der Stühle im Wartebereich des Impfzentrums. Daneben hat ihr Enkel Paul (26) Platz genommen, der nach Rücksprache mit seiner Oma gerade einen der Fragebögen ausfüllt. „Ich freue mich sehr, endlich dran zu sein“, blickt die Seniorin auf eine lange Wartezeit zurück. Respekt oder gar Angst vor dem Impfstoff, der ihr gleich in den Oberarm gespritzt wird, hat sie nicht: „Fast alle Freunde und Bekannten sind geimpft. Bei denen hat es prima geklappt.“ Mit großer Zuversicht zum kleinen Piks.
Erste Kontrolle am Eingang
Donnerstagnachmittag, 15 Uhr. Der Parkplatz an der Emscher-Lippe-Halle in Erle ist prall gefüllt. Von hier sind es nur ein paar Schritte zum Eingang des Impfzentrums. Dort wartet schon Julius Leberl. Der 39-Jährige ist stellvertretender Leiter der Einrichtung und macht heute einen Rundgang während des laufenden Betriebs möglich. „Seit Ostersonntag laufen unsere sechs Impfstraßen unter Volllast. Allein am Mittwoch haben wir rund 1400 Impfungen vornehmen können“, nennt er konkrete Zahlen.
Am Eingang kontrolliert Sicherheitspersonal, ob die Einlassbegehrenden auch wirklich angemeldet sind. „Es kommt immer noch regelmäßig vor, dass manche versuchen, ohne Termin dranzukommen“, so Leberl. Sie hätten aber keine Chance und würden sofort abgewiesen. Am ersten Schalter bekommt dann jeder nach einer ersten Sichtung der erforderlichen Unterlagen ein farbiges Band um das Handgelenk geklebt. Die orangefarbenen sind für die Impfkandidaten, die blauen für ihre Begleiter.
Das Mitbringen der Krankenkassenkarte ist enorm wichtig
Von dort geht es in den Bereich, den eine große Plastiktafel als „Anmeldung“ ausweist. An sechs Schaltern warten ehrenamtliche Helfer, die Personalausweis, Krankenkassenkarte und die Anmeldebögen kontrollieren bzw. die Daten in den Computer einlesen. Auch hier hält sich die Wartezeit in erfreulich überschaubaren Grenzen.
„Das ist unser Löwengang“, sagt Leberl. Dieser besteht aus Metallzäunen und leitet die „Impflinge“ auf ihrem weiteren Weg durchs Zentrum. An der ersten Gabelung steht Petra Hupperts. Die Ückendorferin hilft hier einmal die Woche ehrenamtlich. „Die Leute sind sehr dankbar, dass wir ihnen alles genau erklären. Sie spüren, dass wir hier alle für sie da sind“, so Hupperts.
Sie blickt dann auf die Anmeldebögen. Die mit einem blauen bekommen Astrazeneca gespritzt und müssen rechts herum. Das sind vor allem die Über-60-Jährigen, die seit Ostern in der Priorisierungsliste plötzlich nach oben gerutscht waren. Die mit dem roten Zettel erhalten den Impfstoff von Biontech-Pfizer. Sie müssen nach links abbiegen.
Für die Impfärztin ist dies der erste Einsatz nach dem abgeschlossenen Studium
Dort sitzt auch Erika-Marie Wegmann mit Enkel Paul. „Klar begleite ich meine Oma hierhin“, erzählt der 26-Jährige. „Sie hat mich mit großgezogen.“ Wenn er mal an der Reihe ist, will sich Paul auch impfen lassen. „Aber jetzt sind erst einmal alle Älteren dran. Das finde ich auch richtig so“, sagt der junge Mann.
Die sechs Impfstraßen verfügen über insgesamt zehn Kabinen. In einer wartet Impfärztin Marie Löw. Sie hat gerade ihr Medizinstudium erfolgreich abgeschlossen. „Das ist mein erster Einsatz“, sagt sie und strahlt. Sie führt die Aufklärungsgespräche. Fragt da noch einmal nach möglichen Allergien oder ob Blutverdünner eingenommen werden.
Die Spritze in den Oberarm setzt dann aber nicht sie, sondern Sascha Böhm aus Herten. Er ist Feuerwehrmann und schon seit längerem im Impfzentrum im Einsatz. „Die vielen Stunden hier gehen immer sehr schnell um“, bestätigt das Duo unisono. Im Augenblick ist das Impfzentrum laut Julius Leberl täglich von 8 bis 20 Uhr in Betrieb.
Mindestens 15 Minuten Ruhepause nach der erfolgten Impfung
Nach dem Piks geht es ein paar Schritte weiter in den Ruhebereich. Dort sollen die Frischgeimpften mindestens 15 Minuten ausharren, damit sie im Falle von Impfreaktionen sofort medizinische Hilfe bekommen. Hier sitzt auch Rudolf Walter (81) aus Schaffrath. „Ich fühle mich ganz normal. Zum Glück“, sagt er. Für ihn sei es die erste Impfung gewesen. Die zweite folge am 2. Mai. Auch dann wird ihn seine Tochter Barbara wieder begleiten. Sie weiß noch nicht genau, ob sie sich impfen lassen will: „Man hat ja schon so viel gehört und gelesen.“
Währenddessen hat Erika-Marie Wegmann auch die Abmeldung als letzte Station erfolgreich hinter sich gebracht. Mit ihrem Enkel läuft sie zurück zum Auto und ruft im Weggehen: „War alles ganz harmlos.“