Mülheim. Mülheimer Ärzte raten von kürzerem Zeitraum zwischen erster und zweiter Impfung ab. Wir sprachen mit zwei Ärzten, wie sie die aktuelle Lage sehen.
„Ich sehe zum ersten Mal Land in Sicht“, sagte Dr. Stephan van Lackum, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung, am Freitag am Rande der gesonderten Impfaktion in Mülheim-Styrum. Was er den noch nicht Geimpften jetzt rät.
„Wer noch keinen Impftermin hat, sollte sich auf jeden Fall mit einem Hausarzt in Verbindung setzen“, rät der leitende Impfarzt des Mülheimer Impfzentrums. 75 Prozent seiner Mülheimer Kollegen impfen mittlerweile. Auch Fachärzte wie HNO-Ärzte oder Chirurgen könnten angesprochen werden. „Ich gehe auch davon aus, dass die Impfzentren bald frei impfen“, glaubt van Lackum.
Telefonleitungen platzen aus allen Nähten
Allerdings platzen die Telefonleitungen der Praxen mittlerweile aus allen Nähten. „Unsere telefonische Erreichbarkeit ist fast zusammengebrochen“, berichtet der Styrumer Hausarzt Dr. Udo Pfannkuch. Eine Auswertung habe 6000 Anrufe in einer Woche ergeben.
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Allein am Freitag beantwortete er 50 E-Mails zum Thema Astrazeneca. Dass die Priorisierung für diesen Impfstoff aufgehoben ist, sieht Pfannkuch kritisch. „Ich tue mich damit ein bisschen schwer. Wir wollen nicht die Ladenhüter der Politik verimpfen“, so der Allgemeinmediziner. Niemanden dürfe ein Impfstoff „aufgeschwatzt“ werden. Die Berührungsängste beim Astra-Impfstoff seien zwar weiterhin da, erklärt Dr. Stephan van Lackum, seien aber deutlich weniger geworden.
Mülheimer Ärzte raten von vorschneller zweiter Impfung ab
Dass viele Deutsche den vollständigen Impfschutz gerne schon nach vier und nicht erst nach zwölf Wochen hätten, ist nachvollziehbar, von der Verkürzung des Intervalls zwischen erster und zweiter Impfung raten die Mülheimer Hausärzte aber aktiv ab. „Die meisten haben dafür auch Verständnis, es sei denn, sie haben einen Urlaub davon abhängig gemacht“, so van Lackum. Dann könnten die Patienten dort aber auch noch nicht die vollständigen Erleichterungen erhalten.