Frankfurt/Main. Ihre Hochzeit absolvieren die meisten Männer monochrom: Schwarzer Anzug, schwarze Fliege, helles Hemd. Doch der Trend geht zu etwas mehr Individualität für den Bräutigam. Eine Übersicht über das, was am großen Tag möglich ist. Und modern.

Sie im Traum aus Weiß, er im dunklen Anzug: Früher folgten Hochzeiten fast ausschließlich dieser traditionellen Formel. Doch Hochzeit ist längst nicht mehr gleich Hochzeit. Immer mehr Paare wollen eine Feier, die bis ins Knopfloch zu ihnen passt: "Der Trend geht zum Hochzeitskonzept", erklärt Nikola Stiefelhagen vom Verband der deutschen Hochzeitsplaner in Frankfurt am Main. "Da geht es um Farben und Elemente, die sich dann von der Einladung bis zur Danksagung durchziehen. Es können aber auch ganz bestimmte Themen sein, mit dem sich das Brautpaar identifiziert".

Was für die Hochzeit im Allgemeinen, gilt für den Hochzeitsanzug im Speziellen: "Heutzutage ist das alles sehr persönlich. Eleganz und Individualität spielen eine große Rolle", sagt Volkmar Arnulf vom Bundesverband des Maßschneiderhandwerks in Essen. Wer sich frage, was er an seiner Hochzeit tragen kann, sollte sich demnach zunächst fragen, in welchem Rahmen gefeiert wird.

Cut, Frack oder Smoking

Da gibt es die formell-elegante Variante: Für eine festliche Hochzeit im großen Rahmen heißen die Möglichkeiten Cut, Frack oder Smoking. Für diese Festbekleidung gelten Regeln: "Der Cut wird bis zum späten Nachmittag getragen, klassischerweise bis 18.00 Uhr. Abends wird dann oft in den Smoking gewechselt, oder bei sehr formellen Feiern in den Frack. Das ist der festlichste Herrenanzug", erklärt Hochzeitsplanerin Nikola Stiefelhagen aus Köln.

Zu Volkmar Arnulf kommen inzwischen aber immer mehr junge Männer, die sich etwas Ausgefallenes wünschen. Dies gelinge etwa über farbige Akzente bei Accessoires wie Fliege, Kummerbund oder Einstecktuch zum klassischen Anzug, zum anderen aber auch durch ausgefallene Schnitte und Materialien selbst, erklärt der Maßschneider aus Berlin. Während klassische Anzüge vornehmlich aus leichten Mohair-Mischungen bestehen, darf es bei einem fantasievollen Ansatz auch Samt oder Seide sein.

Trend geht zum festlichen Anzug

Auch die Düsseldorfer Modedesignerin und Maßschneiderin Astrid Werle beobachtet eine gewisse Extravaganz: "Der Trend geht in die festliche Richtung. Es wird alles etwas theatralischer". So sehe man häufiger modern interpretierte Mischformen der alten Klassiker, etwa frackartige Jacketts mit Stehkragen wie der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. sie trug, oder Modelle, die an alte Militäruniformen erinnern - wie beispielsweise Wilvorst zeigt.
So viel Spielraum für Fantasie und Individualität bietet in erster Linie ein Maßanzug. Wer sich jedoch für den Gang zum Schneider und gegen den Anzug von der Stange entscheidet, zahlt meist deutlich mehr. Ein teurer Spaß für einen Tag? Viele Männer sind da pragmatisch und geben ein Modell in Auftrag, das sie immer wieder tragen können. "Wenn man an später denken will, kann man einen modernen Anzug schneidern lassen, der dann tailliert ist", rät Volkmar Arnulf.

Der perfekte Anzug passt zum Träger 

Neben dem Klassiker Schwarz, den man in fast allen Kollektionen - etwa bei Scabal oder Licona Wien mit Fliege und Masterhand mit leicht gemustertem Stoff - findet, sieht Designerin Werle beim Anzug vor allem verschiedene Blautöne im Kommen. Auch Braun - wie Wilvorst zeigt - ist beliebt, weil es sehr gut zu den häufig champagnerfarbenen Brautkleidern passt. Ein Blick in die Herstellerkataloge - etwa Masterhand, Digel und Licona Wien - zeigt auch viel Grau und den dunkleren Ton Anthrazit.

Grundsätzlich sollte man möglichst Farben wählen, die mit dem Brautkleid harmonisieren. Das gelingt auch über das Einstecktuch, das im Idealfall aus dem gleich Stoff entsteht wie das Brautkleid. "Oft bringen die Damen den Stoff vorbei und daraus werden Einstecktuch, Krawatte oder Plastron gefertigt", erzählt Designerin Werle. Auch das Hemd sollte sich harmonisch ins Gesamtbild fügen. Hier dominieren derzeit vor allem Cremetöne. Wie die Anzüge ist bei den Oberhemden derzeit eine schlanke, taillierte Passform in Mode.

Die Passform ist entscheidend

Egal, ob klassisch, mutig oder pragmatisch - damit der Anzug auch wirklich gut sitzt, sollte genug Zeit für eine Anprobe sein. Maßschneider Arnulf rät Männern mit eher kräftigem Körperbau zum Einreiher. Ein zweireihiges Sakko betone eher die Breite des Körpers. Ferner sollte man darauf achten, dass das Sakko trotz schmaler Silhouette nicht zu eng oder zu kurz ist. Die Ärmel sollten nicht zu lang getragen werden - am besten so, dass die Manschetten etwa einen Zentimeter überstehen. Die Hosen sollten nicht zu kurz sein, sondern mit einem leichten Knick auf dem Schuh sitzen.
HeiratenAllgemein gilt also: Der perfekte Anzug für die Hochzeit ist vor allem ein Anzug, der perfekt zu seinem Träger passt. Denn am vielzitierten "schönsten Tag im Leben" geht es schließlich nicht nur um festliche Mode, sondern vor allem um diejenigen, die darin stecken, sagt Hochzeitplanerin Stiefelhagen. "Am wichtigsten ist, dass sich das Brautpaar zu 100 Prozent wohlfühlt."