Berlin. Datenklau beim Online-Banking hat laut Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr stark zugenommen. Die digitalen Diebe knacken inzwischen auch SMS-TANs. Bei 4000 Euro liegt der Schaden im Schnitt. Am meisten Angst haben Nutzer davor, ausgespäht zu werden - allerdings vom Staat.

Internetkriminelle haben sich an die neue Sicherheitstechnik von Banken angepasst. Dem Bundeskriminalamt (BKA) wurden nun wieder 19 Prozent mehr Fälle von Datenklau (Phishing) beim Online-Banking gemeldet als im Vorjahr. Da es hier keine Anzeigepflicht gibt, sei die Dunkelziffer weit höher, betonte BKA-Chef Jörg Ziercke bei der Präsentation der Cyberkriminalitäts-Statistik für 2013. Am meisten Angst haben die Nutzer aber davor, vom Staat ausgespäht zu werden.

Knapp 4100 Fälle wurden dem BKA im vergangenen Jahr mitgeteilt, der Schaden lag im Schnitt bei 4000 Euro. Dabei war die Fallzahl 2012 fast halbiert worden, nachdem die Kreditinstitute mit neuen Techniken wie dem SMS-TAN-Verfahren auf das Phishing reagiert hatten. Nun müssen die Banken ihre Sicherung wohl weiterentwickeln. „Die Cyberkriminellen passen ihre Methoden schnell den geänderten Rahmenbedingungen an“, warnte Ziercke.

Ein weiterer Grund für den erneuten Anstieg sind dem BKA zufolge neue Trojaner, die speziell auf den deutschen Bankensektor ausgerichtet sind und den Endkunden durch Echtzeitmanipulation angreifen. Schadsoftware stellen die Ermittler immer mehr auch auf mobilen Endgeräten wie Smartphones fest.

NSA-Affäre nährt Sorge vor Bespitzelung

Mehr als die Hälfte der Nutzer ist innerhalb der vergangenen zwölf Monate laut einer Bitkom-Umfrage Opfer von Internetkriminalität geworden. Am häufigsten wurden die Computer mit Schadprogrammen infiziert (40 Prozent). Fast ein Fünftel der Befragten gab an, dass ihre Zugangsdaten zu Online-Diensten ausspioniert wurden.

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) wollte von den Usern auch wissen, wovon sie sich am stärksten bedroht fühlen. Nach der NSA-Affäre ist die Angst vor Bespitzelung durch den Staat am größten – größer als die Furcht vor Cyberkriminellen. „Das ist eine Folge der Abhöraktionen staatlicher Geheimdienste im Internet“, sagte Bitkom-Präsident Dieter Kempf am Mittwoch in Berlin.

81 Prozent der Nutzer fürchten insgesamt, durch Staat, Kriminelle oder Unternehmen ausgespäht zu werden. Vor dem Betrug beim Online-Banking, -Einkauf oder bei einer Internet-Auktion haben 63 Prozent Angst.

Insgesamt verzeichnet die Polizeistatistik gut 64.400 Fälle von Cybercrime für 2013, ein Prozent mehr als im Jahr zuvor. Ziercke mahnte die Opfer, die Attacken der Polizei zu melden – auch Unternehmen. „Wir fahren dann nicht mit Blaulicht auf dem Hof vor“, betonte der BKA-Präsident.