Essen. “Diese Geschichte hat uns zum Weinen gebracht“, “diese Bilder müsst ihr sehen“: Mit maximalem Getöse bewerben Clickbaiting-Portale wie heftig.co ihre Texte - mit großem Erfolg. Doch weil die Texte selten halten, was die Überschriften versprechen, will Facebook die Links nun seltener anzeigen.

"Das sind mit Abstand die 27 peinlichsten Familienfotos. Nummer 16 wird dich kreischend zusammenbrechen lassen." Mit solchen Überschriften gehen Portale wie heftig.co auf Klickfang. Peinliche Familienfotos? Klingt gut. Die ersten Bilder sind zwar nur so mittellustig, aber Bild 16 soll ja besonders toll sein. Also klickt man sich durch. Über 18 Millionen Besucher verzeichnete die Seite im Juli.

Doch jetzt droht dem Geschäftsmodell das Aus: Facebook hat angekündigt, Clickbait-Links (zu deutsch: Klick-Köder) künftig deutlich seltener in Nutzer-Timelines anzuzeigen als bislang. Für die Heftig-Betreiber ist das fatal: Über 70 Prozent der Nutzer kamen via Facebook auf die Seite. Im Umkehrschluss bedeutet das: Kaum jemand steuert die Seite direkt an.

Der Inhalt hält nicht, was die Überschrift verspricht

Facebook versucht, seinen Nutzern die Inhalte zu präsentieren, die diese tatsächlich interessieren. Grundsätzlich gelingt das mit einer einfachen Logik: Wenn der Nutzer auf die ihm angezeigten Links klickt, dann sind sie wohl interessant für ihn. Die Clickbait-Angebote stellten diese Logik auf den Kopf. Denn von reißerischen Überschriften lassen sich viele Nutzer zum Klicken verleiten. Doch die Inhalte dahinter stellen sie nicht zufrieden.

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80 Prozent der Nutzer würden Überschriften wollen, aus denen hervorgeht, was sich hinter dem Link verbirgt, erklärt Facebook. Das hätten Umfragen gezeigt. Köder-Überschriften wie von heftig.co seien für viele Nutzer lästig, deshalb will Facebook nun versuchen, diese Postings zu erkennen und auszufiltern.

Werden Beiträge nicht kommentiert, sind sie nicht interessant

Dazu wertet das Facebook aus, wie seine Nutzer mit Beiträgen umgehen: Wer einen Link, auf den er geklickt hat, anschließend teilt, dann hat ihm der Inhalt wohl gefallen. Gleiches gilt, wenn er den Eintrag kommentiert. Zudem will Facebook auch auswerten, wie lange sich Nutzer auf verlinkten Seiten aufhalten.

Die Heftig-Macher sehen den Änderungen gelassen entgegen: "Der Erfolg von 'heftig.co' beruht ja gerade darauf, dass die Inhalte für die User sehr relevant sind. Heftig misst von Anfang an auf ihrer Website bei jedem Link das Verhältnis zwischen Klickrate und Engagement. 'Schlechte' Inhalte werden dann bei Facebook gar nicht erst gepostet und enttäuschen deshalb dort auch keine Leser", sagt Sprecher Thomas Huber. Keine andere Website habe ein so gutes Verhältnis zwischen Klicks und Interaktionen.

Es wird noch ein paar Wochen dauern, bis die Änderungen im Facebook-Algorithmus bei allen Nutzern sichtbar werden.