Vreden. Deutsche Ermittler haben erneut Millionen gestohlener Zugangsdaten für E-Mail-Konten sichergestellt. Insgesamt seien der Staatsanwaltschaft im niedersächsischen Verden 18 Millionen E-Mail-Adressen und die zugehörigen Passwörter in die Hände gefallen, sagte ein Sprecher der Behörde.
Neuer gigantischer Daten-Klau im Netz: Unbekannte haben 18 Millionen E-Mail-Adressen inklusive Passwörter gestohlen. Es werde vermutet, dass die Datensätze derzeit aktiv missbraucht würden, sagte Lutz Gaebel, Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden, am Donnerstag und bestätigte damit einen Bericht von "Spiegel Online".
Kriminelle hätten mit den Daten nicht nur Zugang zu den privaten E-Mails, sondern könnten sich auch in Netzwerke einwählen und im Internet einkaufen, wenn der Nutzer dort die gleiche Passwort-Kombination nutzt. Die Staatsanwaltschaft gab nach Angaben Gaebels den Datensatz an das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik BSI zur "Einleitung von Maßnahmen zur Gefahrenabwehr" weiter. Unter welchen Umständen die Staatsanwaltschaft die Daten gefunden hatte, blieb zunächst unklar.
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Wie "Spiegel Online" berichtete, dürften mindestens drei Millionen Menschen in Deutschland und Kunden aller großen Provider betroffen sein. Demnach könnten viele Mails wegen internationaler Endungen wie .com noch nicht eindeutig zugeordnet werden. Die Deutsche Telekom wollte sich am Donnerstagabend zunächst nicht zu dem Fall äußern und verwies auf das BSI.
Reger Schwarzmarkthandel mit Zugangsdaten im Netz
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es sich bei den aktuell entdeckten Daten um "frische Mail-Konten" handelt, die noch aktiv genutzt werden und nicht in weiten Teilen mit dem im vergangenen Jahr entdeckten Bestand identisch sind. Das könnte dem Fund noch einmal besondere Brisanz verleihen.
Derzeit sollen bereits Teile davon für kriminelle Aktivitäten missbraucht werden, etwa zum Versenden von Spam-Mails. Im Netz gibt es einen regen Schwarzmarkthandel mit solchen Zugangsdaten.
Erst vor wenigen Monaten war ein Paket von rund 16 Millionen gestohlenen E-Mail-Adressen aufgetaucht. Forscher und Strafverfolger waren darauf bei der Analyse von sogenannten Botnetzen gestoßen und übergaben den Fund dem BSI. Die Behörde hatte schließlich im Januar die Öffentlichkeit informiert und auf einer Website einen Sicherheits-Check eingerichtet. Dort konnten Nutzer ihre Mail-Adresse angeben und prüfen lassen, ob sie betroffen war. Die Website war mehrfach unter dem Ansturm der Nutzer zusammengebrochen.
Ministerium soll Betroffene informieren
Das BSI war am Donnerstagabend zunächst nicht zu erreichen. Nach Informationen, die dem Fachportal "heise security" vorliegen, hat die Behörde erneut den Auftrag erhalten, die Betroffenen zu informieren. Demnach wolle das BSI aber erst "Anfang nächster Woche" eine entsprechende Mitteilung veröffentlichen.
In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Fälle von großem Daten-Diebstahl im Netz gegeben. So wurden dem Elektronik-Konzern Sony im Frühjahr 2011 Informationen von über 100 Millionen Nutzern seiner Online-Dienste gestohlen. Darunter waren auch Kreditkarten-Daten. Trotz dieser Dimension wurden kaum Fälle von finanziellem Missbrauch bekannt.
Datenklau vorbeugen - Passwörter variieren und wechseln
Auch wenn es bequem ist, sollte man nie für alle oder mehrere Konten den gleichen Zugangscode verwenden. Darauf weist das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hin. Denn immer wieder fallen Passwörter Kriminellen in die Hände - und die könnten dann mit einem Zugangscode auf mehrere Konten ihres Opfers zugreifen.
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Unter Umständen schützt in solchen Fällen ein regelmäßiger Wechsel des Passworts: Sind die gestohlenen Daten schon ein paar Monate alt, können Kriminelle dann nichts mehr damit anfangen. Ein gutes Passwort hat nach Angaben des BSI mindestens zwölf Zeichen, darunter neben großen und kleinen Buchstaben auch Zahlen und Sonderzeichen. Namen sind ebenso tabu wie Begriffe aus Wörterbüchern oder Tastaturmuster wie "qwertz". Besser sind scheinbar sinnlose Zeichenketten, die man sich über eine Eselsbrücke merkt - "Iwa3MmP" steht zum Beispiel für "Ich wechsle alle drei Monate mein Passwort". (dpa/rtr)