Barcelona. . Der für Android zuständige Google-Manager Andy Rubin räumt mit einem Gerücht auf: Der Internet-Konzern hat derzeit keine Pläne für eigene Geschäfte. Zugleich warnt der sonst als Mann der leisen Töne bekannte Rubin den mächtigen Partner Samsung vor Alleingängen.
Android-Chef Andy Rubin hat Berichte zurückgewiesen, wonach Google eigene Geschäfte nach dem Vorbild der Apple Stores vorbereitet. "Google hat keine Pläne und wir haben nichts anzukündigen", sagte Rubin am Dienstag auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Zuletzt hatte unter anderem das "Wall Street Journal" berichtet, nach Apple und Microsoft denke auch Google über Geschäfte zunächst in den USA nach. Sie könnten Geräte unter dem Google-Markennamen oder auch Technik des übernommenen Handy-Herstellers Motorola verkaufen, hieß es.
Rubin erklärte, heutzutage sei es immer unwichtiger, sich zum Beispiel ein Mobiltelefon vor dem Kauf in einem Geschäft anzusehen. Verbraucher informierten sich über neue Technik im Internet oder bei Bekannten und könnten sie sich zum Beispiel in Geschäften der Mobilfunk-Betreiber ansehen. "Außerdem laufen heute viele Geräte auf der selben Plattform", sagte Rubin mit Blick auf die Dominanz von Googles mobilem Betriebssystem Android, dessen Entwicklung der verantwortet. Android beherrscht den Smartphone-Markt derzeit mit einem Anteil von rund 70 Prozent.
Smartphone-Betriebssystem Android ist für Google "mächtige Kraft"
Unter den Android-Herstellern hebt sich derzeit Samsung ab - vom südkoreanischen Konzern kommt nach Schätzungen von Marktforschern rund jedes zweite Smartphone mit dem Google-System. Immer wieder wird spekuliert, Samsung könnte diese Marktmacht und die Strahlkraft seiner Marke Galaxy nutzen, um sich mit anderen Betriebssystemen unabhängiger von Google zu machen.
Rubin glaubt jedoch nicht, dass das geht: "Es gibt in jedem Haushalt immer mehr Geräte verschiedener Hersteller, die mit Android laufen." Und das Google-Betriebssystem sei die gemeinsame Grundlage. "Es ist zu so einer mächtigen Kraft geworden, dass es schwer ist, darauf zu verzichten." Ein Alleingang eines einzelnen Herstellers wäre eine Insellösung. "Und mein Rat ist: Bauen sie keine Inseln, sie funktionieren nicht mehr. Sie müssen Ökosysteme aufbauen, die verschiedenen Herstellern offenstehen."
Die aktuelle Situation, dass Samsung deutlich erfolgreicher als andere Android-Hersteller ist, führt Rubin auf ein besseres Management durch die Südkoreaner zurück. "Das hat nichts mit Android zu tun." Möglicherweise helfe Samsung auch, ein integrierter Konzern zu sein, der zentrale Bausteine wie Speicher, Prozessoren und Bildschirme selbst entwickele und herstelle.
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Android-Manager sieht Firefox-Betriebssystem nicht als Konkurrenz
Der von Google übernommene Handy-Pionier Motorola bekomme keine Sonderbehandlung, betonte Rubin. Sein Team und das von Motorola seien komplett getrennt. Er schließe zwar nicht aus, dass Motorola einmal eines der Flaggschiff-Geräte der Nexus-Serie bauen werde - "wir können sie schließlich nicht dafür bestrafen, dass sie zu Google gehören". Aber Motorola werde durch den gleichen Auswahlprozess wie andere Hersteller gehen müssen. Bei den Nexus-Modellen versucht Google, mit wechselnden Hardware-Partnern die bestmöglichen Android-Geräte zu entwickeln. Das aktuelle Smarpthone Nexus 4 wird von LG gebaut.
Einen Konflikt zwischen den beiden Google-Betriebssystemen Android und Chrome sieht Google nicht. "Wenn zwei verschiedene Geräte im Laden stehen, ist die Chance größer, dass der Kunde am Ende bei Google landet." Es gehe darum, Angebote für verschiedene Nutzungsszenarien zu haben. Bei Chrome laufen die Programme komplett aus dem Internet - ähnliche wie bei dem neuen Firefox-Betriebssystem des Browser-Entwicklers Mozilla, das in Barcelona vorgestellt wurde.
Nach Einschätzung von Rubin ergänzen sich Android und die Firefox OS eher, anstatt direkt miteinander zu konkurrieren. Es gebe Preisklassen, in denen Android aufgrund technischer Mindestvorgaben nicht eingesetzt werden könne und da mache ein System wie das von Firefox Sinn. Für Google werde eine Verbreitung des Firefox-Systems auf jeden Fall positiv sein: "Mehr Zugang zum Internet bedeutet auch mehr Zugang zu Google." Und er selbst sei Firefox allein schon deshalb wohlgesonnen, weil sie die gleichen Werte einer offenen Plattform vertreten.
Erste Smartphones mit dem Firefox-Betriebssystem sollen zunächst in Lateinamerika auf den Markt kommen und dem Vernehmen nach nur rund 100 Euro kosten. (dpa)