Berlin. Facebook ist kostenlos - lotet aber zurzeit Wege aus, um Geld mit und an seinen Nutzern zu verdienen. Seit einigen Tagen bietet das Soziale Netzwerk auch in Deutschland die Möglichkeit, Einträge gegen Bezahlung hervorzuheben und besonders prominent zu platzieren.
Wie immer ist bei Facebook noch von einem Test die Rede, doch der zieht sich inzwischen durch mehr als 20 Länder: Das größte soziale Netzwerk der Welt will aus der Währung "Aufmerksamkeit" eigenen Profit ziehen. Dafür bietet das Portal um Gründer Mark Zuckerberg seit einigen Tagen auch seinen etwa 23 Millionen deutschen Nutzern die Möglichkeit, eigene Einträge auf den Startseiten von Freunden, Bekannten und Kollegen prominenter zu platzieren. Dann soll niemand mehr das Wohnungsgesuch oder frische Hochzeitsbild übersehen.
"Jetzt kannst du Beiträge hervorheben und wichtige Ankündigungen, Links und Fotos weiter oben in den Neuigkeiten anzeigen", teilt Facebook seinen Mitgliedern derzeit mit. Die können unter neuen Einträgen auf "Hervorheben" klicken. Facebook sammelt dann knapp fünf Euro ein und lotst zur Kasse. Nutzer können dort wahlweise mit Kreditkarten bezahlen oder schlicht ihre Kontodaten preisgeben. Eine Erfolgskontrolle liefert das Netzwerk gleich mit: Wie viel Prozent der eigenen Freunde haben den bezahlten Eintrag bereits gesehen?
Facebook-Einträge erster und zweiter Klasse
Die Folge der neuen Funktion ist mitunter gravierend. So sinnvoll es sein kann, mit wenigen Mausklicks dafür zu sorgen, dass etwa ein Hilfeschrei nicht untergeht, so sehr löst Facebook aber auch Verwirrung aus. Bereits seit einigen Monaten bereitet das Netzwerk seine Nutzer auf diese Welt aus erst- und zweitklassigen Einträgen vor. Facebook hat dafür die persönlichen Startseiten seiner Nutzer mit einem dezenten, aber ebenso notwendigen Vorfilter versehen.
Seitdem kann sich kein Nutzer mehr sicher sein, alle Botschaften seiner Facebook-Freunde zu sehen. Die "Sortierung", wie der Filter heißt, springt nämlich scheinbar willkürlich immer wieder von "Neueste Meldungen", also tatsächlich allen Einträgen, auf die Option "Hauptmeldungen" - was Facebook nicht bestätigt, aber viele Nutzer seit Wochen berichten. Was erscheint, bestimmt ein Algorithmus - und nun die Zahlungsbereitschaft der Nutzer. Wer zahlt, der wird gesehen.
Facebook braucht neue Einnahmequellen
Mit den "hervorgehobenen" Einträgen will sich Facebook vermutlich fit für die Zukunft machen. Die nämlich liegt in der mobilen Nutzung der Plattform über Smartphones und dort hat das soziale Netzwerk ein gewaltiges Problem: Facebook fehlt ein durchschlagendes Modell, um auf handlichen Geräten Werbung zu platzieren. Die bisher wichtigste Einnahmequelle des kalifornischen Unternehmens droht zu versiegen.
Bezahlte Einträge könnten für Facebook, das sonst auch Geld etwa mit zahlungspflichtigen Elementen in Spielen verdient, Fluch und Segen zugleich werden. Einerseits dürfte nun eine weitere Einnahmequelle kräftig sprudeln. Andererseits aber droht ein enormes Risiko: Nutzer können nun leicht die Übersicht verlieren - und damit den Spaß. (dapd)