Washington. . Aus Protest gegen US-Gesetzesvorhaben zur Bekämpfung von Internetpiraterie soll die englische Seite des Online-Lexikons Wikipedia am Mittwoch für einen Tag abgeschaltet werden. Das teilte Wikipedia-Gründer Jimmy Wales mit. Wie andere Internetdienste befürchten die Wikipedia-Macher Zensur.

Aus Protest gegen Gesetzesvorhaben des US-Kongress werden die englischsprachigen Seiten der populären Online-Enzyklopödie Wikipedia am Mittwoch 24 Stunden lang nicht erreichbar sein. Das kündigte Gründer Jimmy Wales am Montag in einer Twitter-Mitteilung an. Die Protestaktion richtet sich gegen geplante Gesetze, mit denen die Verbreitung von Raubkopien im Ausland unterbunden und geistiges Eigentum geschützt werden soll. Kritiker befürchten hingegen eine Einschränkung der Meinungsfreiheit.

Die Aktion der Wikipedia dürfte die Bewegung gegen den Stop Online Piracy Act (SOPA) des US-Repräsentantenhauses und den Protect Intellectual Property Act (PIPA) des Senats stärken. Die Website gehört schließlich zu den beliebtesten Anlaufstellen im Netz. Auch Konzerne wie Google, Facebook, Yahoo, Twitter, eBay und AOL haben sich schon gegen die Gesetze ausgesprochen, die nach ihrer Ansicht ihr Geschäft gefährden. Der Abschaltung am Mittwoch für einen Tag wollen sich auch andere Online-Netzwerke in den USA anschließen.

Die beiden Gesetzespakete haben das gleiche Ziel: Der Verkauf von Raubkopien von US-Produkten im Ausland soll unterbunden werden. Unterstützt werden die Gesetze von der US-Film- und Musikindustrie. Der illegale Verkauf ihrer Produkte verletze Urheberrechte und vernichte Arbeitsplätze in den USA.

US-Regierung schließt sich Wikipedia-Kritik an

Die hinter der Wikipedia stehende Stiftung Wikimedia kritisierte aber in einer Erklärung, wenn die Gesetzgebung beschlossen werde, schade das dem "freien und offenen Internet". Mittel zur Zensur internationaler Websites würden in die USA gebracht. "Das ganze ist eine schlecht gemachtes Durcheinander", schrieb Wales in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur AP.

Die meiste Kritik richtet sich gegen SOPA, den Gesetzentwurf des Repräsentantenhauses. Er erlaubt es den US-Behörden, eine Schwarze Liste mit Websites zu erstellen, die angeblich Raubkopien verbreiten. Damit würden Teile des Internets US-Bürgern vorenthalten, heißt es. Allerdings scheint die Führung des US-Kongresses von diesem Teil des Vorhabens schon wieder Abstand zu nehmen.

Der Kritik angeschlossen hat sich am Wochenende auch die Regierung von Präsident Barack Obama. Sie erklärte, sie werde mit dem Kongress zusammenarbeiten, um Raubkopien zu bekämpfen und gleichzeitig die Freiheit des Internets aufrecht zu erhalten. (ap)