Essen. Seit dem 12. Januar können Städte und Unternehmen sich für neue Endungen von Internet-Adressen bewerben. So könnte die Homepage der Landesregierung schon bald www.landesregierung.nrw heißen. Das Kabinett hat die Weichen für die neue Internetadresse gestellt – die Städte in der Region verhalten sich noch zurückhaltend.
Die Internet-Verwaltung ICANN nimmt seit dem 12. Januar Bewerbungen von Städten, Regionen und Unternehmen an, die eine Top-Level-Domain erwerben wollen. Ein großes Unternehmen könnte seinen Namen direkt ans Ende der URL stellen – marketingtechnisch gesehen sicher keine schlechte Sache. Doch allein die Anmeldegebühr für das Bewerbungsverfahren ist sehr teuer: 120.000 Euro kostet die Aufnahme in den Bewerberpool.
Die nordrhein-westfälische Landesregierung hatte bereits im vergangenen Jahr beschlossen, sich für die URL-Endung .nrw zu bewerben. Doch für die 120.000 Euro muss nicht etwa der Steuerzahler aufkommen: Durch einen Wettbewerb soll ein Unternehmen gefunden werden, das sich um den Domain-Erwerb kümmert und auch die Kosten für die Bewerbung übernimmt. Die Ausschreibung läuft noch bis zum 19. Januar. „Die Domain-Endung .nrw ist aus Marketing-Sicht wichtig für uns. Auch können wir als Inhaber der Domain verhindern, dass diese missbraucht werden, zum Beispiel durch verfassungswidrige Inhalte“, sagt ein Regierungssprecher.
Städte zeigen keine Euphorie für neue Domains
In den Städten der Region ist die Reaktion auf die neuen Domain-Möglichkeiten eher verhalten. „Für uns hätte eine Domain-Endung wie .nrw oder .dortmund keinen großen Nutzen. Man muss Kosten und Nutzen hier genau abwägen“, meint Michael Meinders von der Stadt Dortmund. „Alles, was wir abbilden wollen, können wir mit www.dortmund.de abbilden“.
In Oberhausen und Duisburg, beides Nothaushaltsgemeinden, denkt man derzeit nicht über stadtspezifische URL-Endungen nach. „Möglich, dass wir irgendwann auf den Zug .nrw mit aufspringen, den die Landesregierung auf den Weg gebracht hat, aber eine eigene Domain-Endung plant Oberhausen derzeit nicht“, berichtet Ralf Terlau von der Stadt Oberhausen.
Start für die neuen Domains voraussichtlich 2012
In der Landeshauptstadt ist ebenso wenig Euphorie für die neuen Internetadressen zu spüren wie in den Nachbarstädten. Auch wenn es Düsseldorf verhältnismäßig gut geht: „Wir rechnen mit Kosten von etwa 500.000 Euro für Erwerb und Verwaltung einer möglich neuen Domain. Davon kann man viele neue Plätze für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren schaffen“, sagt Natalia Fedossenko. „Es stimmt, dass es Düsseldorf besser geht als anderen Städten, deshalb wollen wir das Geld aber noch lange nicht zum Fenster herauswerfen.“
Köln und Berlin hingegen hätten im Rat die Einführung der neuen Homepage-Adressen beschlossen, heißt es. Allerdings muss die Stadt nicht zwingend die Bewerbergebühr von 120.000 Euro zahlen: Auch hier kann ein Unternehmen zwischengeschaltet werden, das die Kosten übernimmt und das Verfahren verwaltet. Die neuen Domains werden voraussichtlich im Jahr 2012 freigeschaltet.