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Bin Ladens Tod ist das dominierende Thema im Netz. Nutzer reagieren mit Erleichterung und Sarkasmus. Regierungssprecher Seibert verwechselte im Eifer Osama und Obama. Und ein Twitterer berichtete vom Angriff – ohne es zu wissen.

Der Morgen ist längst angebrochen, als Blogger Sohaib Athar klar wird, über welches Ereignis er in dieser Nacht berichtet hat. „Uh oh, jetzt bin ich der Typ, der live über den Angriff auf Osama gebloggt hat, ohne es zu wissen“, schreibt er auf Twitter.

In den Stunden zuvor hatte er von Helikoptern über der pakistanischen Garnisonsstadt Abbottabad geschrieben und über Explosionen informiert. „Ein enormer Knall, der Fenster erzittern lässt, hier in Abbottabad. Ich hoffe, das ist nicht der Beginn von etwas Bösem.“

Dass es sich um den Einsatz des US-Kommandos gegen den El-Kaida-Führer bin Laden handelte, konnte er da noch nicht wissen. Stunden später die Erkenntnis: „Osama bin Laden ist in Abbottabad, Pakistan, getötet worden.“ Der pakistanische Geheimdienst habe die Meldung bestätigt. „Uh oh, mit der Nachbarschaft geht’s bergab.“ Tatsächlich teilte die US-Regierung später mit, dass einer ihrer Hubschrauber „wegen einer mechanischen Panne“ bei dem Einsatz zerstört worden sei.

Osama bin Laden ist tot

Er war der meistgesuchte und wohl gefürchtetste Terrorist der Welt - jetzt ist Osama bin Laden tot.
Er war der meistgesuchte und wohl gefürchtetste Terrorist der Welt - jetzt ist Osama bin Laden tot. © AP
US-Präsident Barack Obama bestätigte in der Nacht zu Montag in einer TV-Ansprache, ...
US-Präsident Barack Obama bestätigte in der Nacht zu Montag in einer TV-Ansprache, ... © AP
... dass der Chef des Terrornetzwerks El Kaida bei einem Feuergefecht in Pakistan von einem US-Kommando getötet wurde. Eine DNA-Analyse habe die Identität des Toten bestätigt. Über das Internet machte ein verstörendes Foto die Runde, ...
... dass der Chef des Terrornetzwerks El Kaida bei einem Feuergefecht in Pakistan von einem US-Kommando getötet wurde. Eine DNA-Analyse habe die Identität des Toten bestätigt. Über das Internet machte ein verstörendes Foto die Runde, ... © AP
... das den Terroristenführer zeigen sollte. Bei dem Foto ...
... das den Terroristenführer zeigen sollte. Bei dem Foto ... © AFP
... handelte es sich jedoch um eine Fälschung, die bereits im Jahr 2009 im Internet kursierte.
... handelte es sich jedoch um eine Fälschung, die bereits im Jahr 2009 im Internet kursierte. © AP
"Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan", sagte der US-Präsident. Er selbst, so Obama, habe den geheimen Einsatz angeordnet. © REUTERS
Die Nachricht vom Tod des Terroristen markiert das Ende einer Jagd, die nahezu zehn Jahre lang angedauert hat.
Die Nachricht vom Tod des Terroristen markiert das Ende einer Jagd, die nahezu zehn Jahre lang angedauert hat. © AP
Der Terrorist Bin Laden ...
Der Terrorist Bin Laden ... © AP
... wird von den USA für die Terroranschläge vom 11. September 2001 verantwortlich gemacht. Bei den gezielten Flugzeugabstürzen ...
... wird von den USA für die Terroranschläge vom 11. September 2001 verantwortlich gemacht. Bei den gezielten Flugzeugabstürzen ... © Reuters
... auf das World Trade Center in New York ...
... auf das World Trade Center in New York ... © Reuters
... und das Pentagon starben mehr als 3000 Menschen.
... und das Pentagon starben mehr als 3000 Menschen. © Reuters
Seit dem stand Bin Laden auf der
Seit dem stand Bin Laden auf der "Most Wanted"-Liste des FBI ganz oben. 50 Millionen Dollar hatten die USA für Hinweise ausgesetzt, die zu seiner Ergreifung führen. Doch aus dem Nichts ... © Reuters
... meldete sich der Islamisten-Führer immer wieder in Video- oder Tonbandbotschaften zu Wort ...
... meldete sich der Islamisten-Führer immer wieder in Video- oder Tonbandbotschaften zu Wort ... © REUTERS
... und verhöhnte seine Verfolger.
... und verhöhnte seine Verfolger. © REUTERS
Als zwölftes von mehr als 50 Kindern eines reichen saudiarabischen Bauunternehmers wurde Bin Laden vermutlich im Jahr 1957 in Riad geboren.
Als zwölftes von mehr als 50 Kindern eines reichen saudiarabischen Bauunternehmers wurde Bin Laden vermutlich im Jahr 1957 in Riad geboren. © AP
Ein Jahr vor Ende der sowjetischen Invasion in Afghanistan 1989 begann Bin Laden mithilfe von Gefolgsleuten mit dem Aufbau des Netzwerks
Ein Jahr vor Ende der sowjetischen Invasion in Afghanistan 1989 begann Bin Laden mithilfe von Gefolgsleuten mit dem Aufbau des Netzwerks "El Kaida" ("Das Fundament"). © AP
"Er war ein junger Mann, der sich enthusiastisch für den heiligen Krieg einsetzte", beschrieb ihn der saudiarabische Ex-Geheimdienstchef Prinz Turki el Feisal in einem Fernsehinterview. "Er sprach wenig und erhob nie seine Stimme. Kurzum, er war ein netter Kerl." © AP
Als 1991 eine internationale Koalition unter Führung der USA den Krieg gegen Irak führte, erklärte er Washington den
Als 1991 eine internationale Koalition unter Führung der USA den Krieg gegen Irak führte, erklärte er Washington den "Dschihad", den religiös motivierten Krieg. © AFP
Die Neuigkeit, dass Bin Laden tot ist, ging in kurzer Zeit rund um die Welt. In Neu Delhi brannten Plakate mit seinem Konterfei, ...
Die Neuigkeit, dass Bin Laden tot ist, ging in kurzer Zeit rund um die Welt. In Neu Delhi brannten Plakate mit seinem Konterfei, ... © AFP
... vor dem Weißen Haus in Washington versammelten sich jubelnde Amerikaner.
... vor dem Weißen Haus in Washington versammelten sich jubelnde Amerikaner. © AP
Sie feierten das erfolgreiche Ende der Suche nach dem Top-Terroristen.
Sie feierten das erfolgreiche Ende der Suche nach dem Top-Terroristen. © AFP
Der frühere US-Präsident George W. Bush sprach von einem
Der frühere US-Präsident George W. Bush sprach von einem "Sieg für Amerika". © REUTERS
In die Erleichterung mischt sich aber auch Sorge um mögliche Terror-Reaktionen von Bin Ladens Anhängern.
In die Erleichterung mischt sich aber auch Sorge um mögliche Terror-Reaktionen von Bin Ladens Anhängern. © AP
Die USA warnten ihre im Ausland befindlichen Staatsangehörigen vor möglichen Vergeltungsmaßnahmen  versetzten ihre Botschaften weltweit in Alarmbereitschaft.
Die USA warnten ihre im Ausland befindlichen Staatsangehörigen vor möglichen Vergeltungsmaßnahmen versetzten ihre Botschaften weltweit in Alarmbereitschaft. © AP
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Die Medien stürzen sich auf die Geschichte. Die Anfragen kann Athar kaum mehr beantworten. „Ich möchte mich bei allen Journalisten, die versuchen, mich telefonisch oder per Email erreichen wollen, dafür entschuldigen, dass ich ihre Anfragen nicht individuell beantworten kann.“ Den Rummel um seine Person kann er kaum nachvollziehen: „Ich bin doch nur ein Twitterer, der zum Zeitpunkt des Absturzes wach war.“

Tötung des El-Kaida-Führers Top-Thema im Netz

In den sozialen Netzwerken war die Tötung des El-Kaida-Führers bin Laden am Morgen das Top-Thema. Erleichterung dominierte, allerdings nicht ohne Skepsis und Sarkasmus. So schreibt Harry Farmer auf Facebook: „Osama bin Laden tot? Prima! Ab zwischen zwei Schweinehälften mit ihm (...)“ Andre Feller ist besorgt: „Er ist zwar weg, aber wenn das mal nicht Probleme gibt.“ Und Manni Schneiderbauer mutmaßt: „Osama bin Laden wohnt jetzt mit Elvis, John F. Kennedy und Jörg Haider in einer zehn Fußballfelder großen unterirdischen Luxuswohnanlage in Area 52. Um die gemeinsamen Kinder kümmert sich Michael Jackson.“

Und auch auf Twitter ist der Tod von bin Laden am Montag das wichtigste Thema. „Osama“ ist der meist verwendete Begriff. Im Sekundentakt äußern sich Nutzer aus aller Welt. Tara Haynes freut sich auf Twitter: „Fühlt sich großartig an, mit so guten Nachrichten aufzuwachen. Ding dong, die Hexe ist tot.“ Schräger Humor auch auf Twitter: „R.I.P Osama bin Laden; Weltmeister im Versteckspiel (2001-2011)“ schreibt „theeb_ad“.

Die Nutzer auf DerWesten sind skeptisch. „Wenn es wirklich so ist, dann ist es eine gute Sache. Ich frage mich nur, warum wurde er sofort im Meer versenkt? Gibt es etwas zu verheimlichen?“, fragt balubaer. Sarah.Svensson pflichtet ihm bei: „Ich bin absolut kein Mensch der an irgendwelche Verschwörungen glaubt aber es klingt schon sehr komisch, dass Osama Bin Laden angeblich getötet wurde und man ihn aus Respekt vor dem Islam direkt bestattet hat.“ Nachdenklichkeit bei User jabba: „Also was mich ein wenig bedenklich stimmt, ist der spontane Jubel vor dem Weißen Haus. Natürlich war der Typ über. Dem ist sicherlich keine Träne nachzuweinen. Aber trotzdem ist hier ein Mensch bzw. sind mehrere umgebracht worden.“

Regierungssprecher Steffen Seibert ist unterdessen in der ersten Euphorie über den Tod des Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden ein Tippfehler unterlaufen. Im offiziellen Twitter-Profil @RegSprecher notierte er am Montagmorgen versehentlich: „Kanzlerin: Obama verantwortlich für Tod tausender Unschuldiger, hat Grundwerte des Islam und aller Religionen verhöhnt.“ Schon wenige Minuten nach diesem Patzer korrigierte Seibert seine Nachricht allerdings. Seitdem ist dort nicht mehr von „Obama“ die Rede, sondern korrekterweise von „Osama“.

Über Seiberts „Obama“-Versehen empörten sich am Montag prompt mehrere Twitter-Nutzer. Sie schrieben unter anderem: „Der Preis für den Klopps des Tages ist vergeben an @RegSprecher.“ Bereits Ende März hatte ein Sprecher des Bundespresseamts erklärt, Seibert setze die Nachrichten auf Twitter unter @RegSprecher höchst persönlich ab - soweit sie nicht mit dem Kürzel „BPA“ versehen werden, das für seine Mitarbeiter steht. Das war bei dieser Meldung nicht der Fall. (Mit Material von dapd)