Chicago. Weniger Teenager als bislang vermutet geben sexuell anzügliche Fotos via Handy oder Internet weiter. Das belegt eine amerikanische Studie. Dass Jugendliche ihre Sexualität erforschen, sei völlig normal. So wie früher heimlich in den Playboy geschaut wurde, funktioniere heute das sogenannte „Sexting“.

Es sind offenbar wesentlich weniger Jugendliche als bislang vermutet, die Nackfotos über ihr Handy oder auch den Computer weiterverbreiten. Einer repräsentativen Studie aus den USA zufolge ist es gerade einmal ein Prozent der 10- bis 17-Jährigen, die an solchen Aktionen beteiligt sind. Die gleiche Zahl gab in der Umfrage an, weniger eindeutige, sondern eher suggestive Fotos verbreitet zu haben. Sieben Prozent erklärten, sie hätten den ein oder anderen Typus an Fotos schon erhalten. Die Studie wurde in der Zeitschrift „Pediatrics“ veröffentlicht.

Es bestehe für Eltern also kein Grund zur Panik, erklärt Kimberly Mitchell, der Hauptautor der Studie, der eine Forschungsprofessur für Psychologie an der Universität von New Hampshire hat. Frühere Studien waren zu dem Ergebnis gekommen, dass sich bis zu 20 Prozent der jungen Menschen an der Weiterverbreitung von sexuell anstößigen Fotos beteiligen. Dabei habe es sich aber oft um Fotos gehandelt, die nicht mehr zeigten, als das, „was man am Strand sehen kann“, heißt es in der Studie. Andere Vorfälle seinen nichts anderes als das, was früher der verschämte Blick in den „Playboy“ des Vaters war.

„Sexting“ löst bei Eltern oft Besorgnis aus

Es sei völlig normal, dass Jugendliche ihre Sexualität erforschen wollten, erklärt Michael Rich, Direktor des Zentrums und für Medien und Kindergesundheit am Kinderkrankenhaus in Boston. „Das gab es schon, seit jemand das Bild einer nackten Frau auf eine Höhlenwand gemalt hat“, sagt Rich. Das Weiterverbreiten von Nacktbildern, in den USA schlicht als „Sexting“ bezeichnet, werde von vielen Erwachsenen nur deshalb nicht verstanden, weil es in einer neuen Umgebung stattfinde, die sie nicht so gut verstehen wie die Kinder.

Eltern, Schulen und Behörden müssten verstehen, dass „Jugendliche neurologisch programmiert sind, dumme Dinge zu tun“, sagt der Mediziner Victor Strasburger von der Universität von New Mexico. Das Gehirn sei noch nicht so entwickelt, dass sie die ganzen Konsequenzen ihres Handels erkennen könnten. Das komme erst mit dem frühen Erwachsenensein. (dapd)