Rom. Seine eigene Gattin kritisiert den italienischen Regierungschef, weil er attraktiven Frauen Posten zuschachert.

Es kracht mal wieder kräftig im Hause Berlusconi. Der Medienzar und Mitte-Rechts-Regierungschef betreibe „Schund ohne Scham im Namen der Macht”, beschuldigt ihn öffentlich seine eigene Ehefrau Veronica. Sie legt noch einen Scheit mehr ins Feuer: „Mein Mann ist wie Napoleon”. Die Ex-Schauspielerin schrieb das alles in einer e-Mail an Italiens Nachrichtenagentur Ansa.

Der Gescholtene kontert die Vorwürfe ebenso öffentlich in Interviews. Seine Frau sei mal wieder auf Linkspropaganda hereingefallen, auf „schlecht gekleidete und übelriechende Menschen”, die für die linken Parteien im Parlament sitzen. Und wieder einmal geht es, wie vor zwei Jahren, um Frauen, um schöne Frauen, die der 72jährige Berlusconi in die Politik hieven will.

Damals Sexfoto-Modell, heute Frauenministerin

Damals hatte sich die 20 Jahre jüngere Veronica ausgerechnet in der linksliberalen Zeitung La Repubblica empört. Sie forderte öffentliche Entschuldigungen von Silvio, weil der scherzhaft einer anderen Frau einen Heiratsantrag gemacht hatte. Sie bekam die Entschuldigung. Die Frau, der Berlusconi den nicht ernstgemeinten Heiratsantrag gemacht hatte, ist Mara Carfagna. Damals war sie noch TV-Showgirl und Sexfoto-Modell, jetzt ist sie Frauenministerin in Roms Kabinett.

Diesmal dreht sich der Streit um Kandidatinnen für die Europawahl im Juni. Showgirls, Schauspielerinnen und weitere attraktive Frauen will Berlusconi bevorzugt für seine Partei Volk der Freiheit aufstellen, die dann aktiv im Parlement mitarbeiten sollten.

„Die Kandidaten für die Europawahlen sind meist alte Schachteln, die mit einem Sitz in Straßburg in den Ruhestand treten. Sie nehmen oft an den Sitzungen nicht teil. Das muss sich jetzt ändern”, rechtfertigt sich Silvio Berlusconi. Ehefrau Veronica scheint ihm das nicht abzunehmen. Sie klagt, durch solche Worte und Taten werde die Glaubwürdigkeit von Frauen in Frage gestellt, die sich in Wirtschaft und Politik behaupteten, zum Beispiel die von Angela Merkel.

Politische Ehestreit nicht überraschend

„Ich und meine Kinder sind Opfer dieser Situation. Wir müssen sie erdulden, aber wir leiden darunter”, stellt die immer noch sehr gut aussehende Millionärsgattin Berlusconis klar. Sie hätten sich auch sehr darüber geärgert, dass der Premier dieser Tage in Neapel an der Party den 18. Geburtstag der Tochter eines Mitarbeiters mitgefeiert hätte. Im eigenen Heim hätte er solche Feste – das Paar hat drei erwachsene Kinder – stets boykottiert.

Dass dieser politische Ehestreit auf den ersten Zeitungsseiten ausgetragen wird, ist nicht überraschend. Das große Finale dürfte sogar noch bevorstehen. „Hinter den Kulissen gibt es einen neuen Bruch”, meint La Repubblica. Dabei habe Veronica erst kürzlich wissen lassen, es stehe etwas besser um ihre Ehe.

Illustres Paar selten zusammen zu sehen

Tatsächlich ist das illustre Paar ganz selten zusammen zu sehen. Veronica lebt in der Villa bei Mailand und hält sich aus den politischen Verpflichtungen ihres Mannes heraus. Silivo ist meist in seinem schicken Appartement in Rom, auf Kurzurlaub in seiner Luxusvilla in Sardinien oder in Portofino in Ligurien.

Wen er wo dort privat trifft, darüber wird in Italien nicht geklatscht - auch deswegen nicht, weil Berlusconi etliche Illustrierte besitzt und kontrolliert. Immerhin ist bekannt, welche Frauen aus dem Showgeschäft Chancen als EU-Kandidatinnen in Berlusconis Partei haben könnten: Angela Sozio, die an einer Big Brother-Show in einem seiner TV-Sender teilgenommen hat. Und die blonde Fernsehansagerin Barbara Matera. Und die TV-Schauspielerin Elena Gaggioli.

Mehr zum Thema: