San Francisco. . Wieder betrat Apple-Chef Jobs die Bühne, um der Welt neue Apple-Produkte vorzustellen. Sein jüngstes Baby: der kostenlose Online-Speicher iCloud. Jobs wurde mit stehenden Ovationen gefeiert.

Zum zweiten Mal seit Beginn seiner medizinisch begründeten Auszeit im Januar hat Apple-Chef Steve Jobs am Montag bei der Apple-Entwicklerkonferenz in San Francisco die Bühne betreten, um der Welt neue Apple-Produkte zu präsentieren. Die Klänge von James Browns Song „I Feel Good“ füllte Sekunden vor Jobs’ Auftritt die Halle. Das Publikum begrüßte ihn mit stehenden Ovationen. Doch nach wenigen Minuten räumte Jobs schon wieder das Feld.

Etwa 80 Minuten tauchte er ab und ließ andere Apple-Manager das neue Mac-Betriebssystem „Lion“ und das iPhone- und iPad-Betriebssystem iOS 5 vorstellen. Doch zur Präsentation des iCloud-Dienstes betrat der dünne Mann in schwarzem Rollkragenpulli und Jeans wieder die Bühne.

Im Gegensatz zu Apples „Mobile Me“-Dienst ist der iCloud-Dienst kostenlos. Nutzer können mit einem iCloud-Account Informationen von verschiedenen Geräten in einem Apple-Rechenzentrum speichern und übers Internet von überall auf die Daten zugreifen. So sollen sich Kontakte, Kalendereinträge oder Dateien von jedem Ort auf der Welt abrufen lassen. ICloud bietet damit für Text- und Tabellendokumente einen ähnlichen Service wie Googles Docs.

Alles in der Cloud

ICloud soll Nutzern außerdem erlauben, ihre Musik online zu speichern. Ein auf iTunes gekaufter Song kann damit von bis zu zehn Geräten abgerufen werden. Ein Synchronisieren des iPhones oder W-Lan-fähiger iPods mit dem Computer fällt weg, sobald alles in der iCloud ist. Der Musikteil der iCloud soll sofort verfügbar sein, der Rest der Funktionen soll im Herbst folgen.

Bei der Präsentation von iCloud wirkte Jobs lebhaft - er lief hin und her und gestikulierte viel. Er verließ die Bühne kurz, um einen Manager einige Features der iCloud demonstrieren zu lassen. Nach etwa fünf Minuten stieg er langsam wieder die Treppe zur Bühne hoch und führte die Präsentation fort.

Zuvor war bereits das neue Mac-Betriebssystem „Lion“ vorgestellt worden. Neu daran ist unter anderem eine erweiterte Gestensteuerung für das Trackpad. Beispielsweise können Benutzer damit nun auch zwischen laufenden Programmen wechseln. Eine weitere Annäherung von Computer an Mobilgeräte wie iPad oder iPhone, die „Lion“ mit sich bringt, ist, dass per Standardeinstellung mehr Programme im Vollbildmodus ausgeführt werden. US-Kunden können „Lion“ ab kommenden Monat für 30 Dollar erwerben.

iOS wird ein bisschen mehr wie Android

Weiter wurde bei der Veranstaltung die nächste Version des iOS für iPhones und iPads präsentiert. Benachrichtigungen über neue E-Mails, SMS oder Telefonanrufe sollen nun intelligenter dargestellt werden - so ähnlich, wie dies bei Googles Handy-Betriebssystem Android bereits geschieht. Die Software stellt alle eingegangenen Nachrichten in einer Liste dar, die mit einem Fingerwisch navigierbar ist.

IOS 5 erhält außerdem einen Zeitungskiosk, in dem sich iPad-Nutzer mit Zeitungen und Zeitschriften eindecken können. Abonnenten erhalten automatisch immer die neueste Version. Apple kündigte außerdem eine bessere Einbindung von Twitter an. Im Herbst soll iOS 5 verfügbar sein.

Software-Update ohne Umweg über Computer

Eine weitere Neuerung des neuen iOS ist die Unabhängigkeit von Computern beim Softwareupdate. Statt wie bisher das Update auf den Computer herunterzuladen und dann von dort auf das Mobilgerät zu überspielen, sollen Updates zukünftig direkt auf das Endgerät heruntergeladen werden können.

Ein neues iPhone wurde allerdings nicht vorgestellt. In den vergangenen Jahren enthüllte Apple auf der Entwicklerkonferenz Anfang Juni eine neue Version seines Mobiltelefons, das Wochen später dann in den Läden war. Dieses Jahr wird nicht vor Herbst mit einem neuen Telefon gerechnet. (dapd)