Essen. . Samsung, Motorola und Acer schicken neue Tablet-PC mit Googles Betriebssystem Android 3.0 gegen das iPad 2 von Apple ins Rennen. Die drei Neulinge müssen den Vergleich nicht scheuen. Trotzdem: Überzeugen konnte eigentlich nur einer von ihnen.
Langsam kommt Bewegung in den Markt für Tablet-PC. Die digitalen Flachmänner werden schneller, haben Kinderkrankheiten hinter sich – und gehen mittlerweile sogar als vollwertiger PC-Ersatz durch, nicht nur, wenn man ihnen eine Extra-Tastatur spendiert. Wir haben drei Markt-Neulinge mit Android-3.0-Betriebssystem aus dem Hause Google gegen Apples iPad 2 antreten lassen. So viel sei vorab verraten: Samsung, Acer und Motorola müssen den Vergleich nicht (mehr) scheuen.
Samsung Galaxy Tab 10.1
Zwei Kameras, eine davon mit acht Megapixeln, ein gegenüber dem Vorgänger deutlich gewachsener Bildschirm und ein Gewicht, dass mit knapp 600 Gramm deutlich unter dem des iPad liegt (730 Gramm): Das Samsung Galaxy Tab 10.1 mit seinen rund 25 Zentimetern Bildschirm-Diagonale macht vieles besser als der Vorgänger. Es ist nicht nur schneller, dank der höheren Auflösung und des um fast das doppelte gewachsenen Bildschirm-Fläche lassen sich Internetseiten ohne Zoom problemlos darstellen.
Der Tegra-Chipsatz aus dem Hause Nvidia, der übrigens auch im Motorola und im Acer werkelt, erlaubt sogar aufwändigere Spiele, die mit einer Grafik klotzen, die man auf Tablets bislang vergeblich suchte. Na klar, an eine vollwertige Konsole oder einen modernen Spiele-PC kann diese 3D-Grafik nicht heranreichen, dafür versprechen die Tablets dank ordentlicher Akkus eine Menge mobilen Spielspaß auch abseits der Steckdose.
Für das Laden des Samsung gingen bei unserem Test übrigens rund sechs Stunden drauf. Dafür hält das Tablet auch beim Schauen hochauflösender Videos lange durch. Nur beim Thema Erweiterung knausert Samsung: Einen waschechten USB-Anschluss sucht man beim Samsung vergebens, auch eine SD-Speicherkarte lässt sich nicht einschieben. Und manchmal zickte einfach nur das Betriebssystem: Apps, Miniprogramme, die Extra fürs Tablet geschrieben wurden, stürzten grundlos ab. Ein Software-Patch wird das Problem hoffentlich bald beheben.
Preis für das Galaxy Tab 10.1 mit Wifi-Anschluss (Drahtlos-Netzwerk) und Mobilfunk-Standard UMTS: rund 640 Euro. Nur in die Jackentasche passt das Gerät nicht mehr. Das klappte beim Sieben-Zoll-Vorgänger deutlich besser.
Acer Iconia A500 Tab
Auch im Acer arbeitet der Tegra-Chip, damit ist das Gerät beim Thema Rechenleistung gleichauf mit dem Samsung. In der Bedienung unterscheiden sich die beiden Geräte ebenfalls nicht. Acer hat dem Android-Betriebssystem keine eigene Oberfläche spendiert, sondern setzt auf Standardkost von Google.
Was das Iconia besser macht als das Galaxy Tab von Samsung? Es hat einen Slot für Speicherkarten und einen Mikro-HDMI-Anschluss. Der erlaubt – einen entsprechenden Adapter vorausgesetzt – den Anschluss an einen Fernseher – so wird das Acer-Tablet zur Multimedia-Festplatte. Fehlt nur noch die Fernbedienung, um es sich auf der Couch richtig gemütlich zu machen.
Dafür kann der Bildschirm des Acer nicht überzeugen: Er ist stark blickwinkelabhängig und zeigt beim Neigen eine deutlich Gelbfärbung. Dieser Makel aus der Anfangszeit des Flachbildschirms ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Samsung und Apple zeigen, wie man’s deutlich besser macht.
Preis für das Acer Iconia mit Wifi: rund 500 Euro. Die Version mit Wifi und UMTS kostet rund 100 Euro mehr.
Motorola Xoom
Das Xoom ist das Schwergewicht im Test. Rund 730 Gramm sind auf Dauer zu viel, um das Gerät in der einen Hand zu halten und mit der anderen zu bedienen. Dafür bietet das Xoom wie das Acer eine Mikro-HDMI-Schnittstelle für den Anschluss an TV-Geräte.
Im Test fiel auch beim Motorola auf: Manche Anwendungen verabschiedeten sich ohne Grund mit einer Fehlermeldung. Hier muss Betriebssystem-Bastler Google unbedingt nachbessern. Zudem reagierte das Gerät manchmal etwas träge auf Eingaben per Fingertipp. Und noch ein Manko: Der Mikro-SD-Kartenslot, der bereits im Gerät verbaut ist, soll erst mit einem späteren Software-Update aktiviert werden. Der Preis für das Xoom: rund 650 Euro. Dafür gibt’s aber Wifi und UMTS und zwei Kameras, eine davon mit fünf Megapixeln.
Apple iPad 2
Das iPad 2 hat im Gegensatz zum Vorgänger jetzt auch zwei Kameras, die aber beide nicht sonderlich überzeugen können. Für Videokonferenzen mag die eine genügen, für tolle Fotos reicht die andere beileibe nicht aus.
Auch beim Thema Erweiterbarkeit hält sich Apple vornehm zurück. Kein USB-Anschluss, keine Speichererweiterung per Kartenslot. Das ist vor allem Apples Produktpolitik geschuldet. Auch das iPad 2 lässt sich nur mit der Apple-Software iTunes zum Dialog mit Computern überreden. Alle anderen Testkandidaten melden sich als USB-Laufwerk und machen so den Transfer von Musik und Bildern deutlich einfacher.
Dafür hat das iPad den wohl besten Bildschirm im Testfeld und hinterlässt den wertigsten Eindruck in Sachen Verarbeitung. Außerdem gibt es das Gerät in zwei Farben: in schwarz und – wie in unserem Test – in weiß. Und die Bedienung überzeugt ebenfalls. Aufgeräumte Menüs, verständliche Eingabefelder, einfache Konfiguration: Da ist das iOS 4 getaufte Betriebssystem ist Googles Android noch immer voraus. Außerdem: Fürs iPad gibt es (immer noch) die meisten Apps, auch wenn der Android-Store von Google aufholt.
Der Preis fürs iPad 2: zwischen 479 (für die 16GB-Variante mit Wifi) und 799 Euro (für die 64GB-Variante mit Wifi und UMTS).
Das bleibt
Tablet-PC mit Googles Android-Betriebssystem 3.0 haben ordentlich Boden gut gemacht. Die Bedienung ist einfacher geworden, Menüs sind besser strukturiert. Trotzdem hat Android 3.0 wohl noch einige Software-Macken. Manchmal ruckelt es, wenn man zwischen den einzelnen Bildschirmen hin- und herwechselt. Auch die Umschaltung vom Hoch- aufs Querformat klappt auch nicht so butterweich wie beim iPad. Dafür bieten Android-Tablets größere Offenheit, was die Verwaltung von Musik, Bildern und sonstigen persönlichen Dateien betrifft.
Am besten hat uns übrigens das Samsung Galaxy Tab 10.1 gefallen. Es ist nicht nur das leichteste Gerät im Test, sondern kann auch mit seinem Display überzeugen. Und die Kamera bietet die höchste Auflösung. Einziger Wermutstropfen: der fehlende Kartenslot. Samsungs Verzicht auf einen HDMI-Anschluss lässt sich dagegen verschmerzen.
Apple-Chef Jobs stellt bei seltenem Auftritt neue Produkte vor
Bei einem seltenen öffentlichen Auftritt stellt der erkrankte Chef US-Konzern Apple, Steve Jobs, am Montag neue Produkte des Unternehmens vor. Jobs hält bei der Apple-Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco eine Rede, bei dem die neue Generation der Betriebssysteme für Mac-Computer (Mac OS X Lion)und iPhones (iOS 5) vorgestellt werden sollen. Außerdem soll nach Angaben des Unternehmens der Online-Musikdienst iCloud präsentiert werden, bei dem die "Datenwolke" des Internets als eine Art externe Festplatte für die digitale Musiksammlung dient. Die Rede ist erst Jobs zweiter öffentlicher Auftritt seit seiner erneuten Erkrankung im Januar. Die Gründe und die Länge der Auszeit des Apple-Gründers und Konzernchefs sind nicht bekannt. (Mit Material von afp)