Essen. Das iPhone bekommt immer mehr Konkurrenz. Für die Verbraucher bedeutet das nicht nur mehr Auswahl, auch die Preise für die Smartphones sinken: Multimediahandys sind seit Januar um fast 14 Prozent billiger geworden. Und der Trend dürfte so bleiben, sagen Experten.

Kriegsgebrüll gegen das Kulthandy iPhone gehört heute zum Begleitprogramm, wenn ein neues Smartphone – ein Multimediahandy mit berührungsempfindlichem Bildschirm – an den Start geht. Wenn's denn schon die Hersteller nicht tun, dann sprechen Apple-Neider von der Ankunft des herbeigesehnten „iPhone-Killers”, der dem Gerät des US-Computerherstellers das Fürchten lehren soll.

Statistisch gesehen dürfen sich iPhone-Gegner Hoffnung machen, dass der Handy-Heiland – sofern es einen gibt – ihre Gebete erhört. Dieses Jahr kamen und kommen mehr als 60 Smartphones auf den Markt. Das erhöht die Konkurrenz und drückt so die Preise.

Von 360 Euro auf rund 310 Euro

Allein zwischen Januar und Juli wurden die mobilen Vielkönner um 13,91 Prozent billiger, errechnete das Verbraucherportal guenstiger.de für diese Zeitung. Im Schnitt kostete ein Smartphone im Januar 360 Euro und im Juli 310 Euro.

Spitzenreiter beim Preisverfall war das KF 900 Prada II von LG (-43,31 Prozent), gefolgt vom HTC S710 (-39,11 Prozent) und dem Blackberry 8110 (-37,70 Prozent). Auch Apples iPhone 3 G wurde günstiger – um 9,79 (mit acht Gigabyte Speicher) und 5,68 Prozent (16 Gigabyte).

„Der Preisverfall wird weitergehen”

„Der Preisverfall wird weitergehen”, sagt Christian Rudeloff von guenstiger.de. Dies liege schon daran, dass dieses Jahr erst etwa die Hälfte der angekündigten Modelle auf den Markt gekommen sei. Nach dem Verkaufsstart werde das jeweilige Vorgänger-Gerät geradezu „verramscht”, sagt Rudeloff. Heute dauere es im Schnitt nur noch drei Monate, bis ein neues Smartphone deutlich im Preis nachlasse.

Großes Wachstum

Laut den Marktforschern von Forward Concepts gehen dieses Jahr 164 Millionen Smartphones über die Ladentische – 13 Prozent mehr als 2008. Ab 2010 prognostizieren die Experten ein jährliches Wachstum von 21,7 Prozent. 2013 dürften dann 387 Millionen Geräte verkauft werden.

„Das Smartphone wird seinen Siegeszug durch alle Bevölkerungsschichten fortsetzen”, sagt Tobias Kollmann von der Uni Duisburg-Essen. Der Grund: Vorbei sind die Zeiten, in denen das Smartphone nur ein Helferlein für Geschäftleute war, die von unterwegs E-Mails abrufen oder ihren Terminkalender durchstöbern wollten. „Der Otto-Normal-Verbraucher hat inzwischen erkannt, was er an einem Smartphone hat”, sagt Kollmann mit Blick auf Navigationsfunktionen, eingebaute Videokameras und andere mobile Dienste. Kameras und Co. sind bei normalen Handys zwar ein alter Hut, doch viele Smartphones haben auf derlei Schnickschnack lange verzichtet.

Weitere Funktionen

Apple etwa hat erstmals bei seinem neuen iPhone 3Gs eine Videokamera spendiert. Zudem kann es nun auch Fotos per MMS versenden. Samsung wiederum packt in sein Pixon12 M8910 eine konkurrenzlos starke Zwölf-Megapixel-Kamera. Noch im August soll es in den Handel kommen.

Somit entwickeln sich die Smartphones immer mehr zur „eierlegenden Wollmilchsau”. Soll heißen: „Die Geräte müssen alles können”, sagt Manfred Breul vom Branchenverband Bitkom. „Weiter geht der Trend hin zu noch größeren Displays.”

Allein in diesem Jahr kommen laut guenstiger.de noch an die 30 weitere Smartphones in den Handel. Dazu zählen das Nokia E72, der Palm Pre, der Blackberry Curve 8520 von RIM und das Nüvifone G60 von Garmin-Asus.

Die größte Konkurrenz zum Maßstäbe setzenden iPhone sieht Kollmann in den neuen Smartphones, die mit Googles Betriebssystem Android laufen. Mehrere Geräte sind inzwischen im Handel erhältlich – darunter das HTC Hero sowie das HTC Dream (T-Mobile G1). Mit Android stellt Google seine Handy- und Smartphone-Software den Anbietern kostenlos zur Verfügung. „Das bringt Schwung in den Markt”, sagt Kollmann zu den Preisen für Smartphones.

Zugleich sind die Quellcodes bei Android frei. Sprich: Software-Tüftler können auf eigene Faust Programme entwickeln, diese an Android andocken und allen Nutzern zugänglich machen. Das wiederum macht Android reichhaltiger. Kollmanns Fazit: „Die Android-Handys werden zum Wadenbeißer des iPhones”. Den erhofften Multimedia-Muskelprotz, der dem Apple-Modell den Garaus macht, sieht Kollmann aber nicht. Lisa Brack vom Handy-Portal Xonio wird noch deutlicher: „Ich sehe keinen iPhone-Killer”, sagt sie angesichts aller Smartphones, die dieses Jahr auf den Markt kommen.

Immerhin könnten die Apple-Modelle 2010 deutlich billiger werden, sagt Rudeloff. „Wenn T-Mobile das iPhone in Deutschland nicht mehr exklusiv vertreiben darf, wird es einen Preiskampf geben.”