Essen. „Assassin’s Creed“-Spiele wurden in den vergangenen Jahren immer riesiger. Der neue Teil „Mirage“besinnt sich wieder auf die Wurzeln.

Nach drei Jahren Pause meldet sich Ubisofts erfolgreiche „Assassin’s Creed„-Reihe zurück. Doch ist der neue Teil „Mirage“ (übersetzt: „Fata Morgana“ oder „Illusion“) nicht eine bloße Fortsetzung des Vorgängers „Valhalla“. Denn das mittlerweile 13. Spiel der Reihe - wenn man Ableger wie die „Chronicles“-Titel außen vor lässt - will sich stärker auf den Ursprung von „Assassin’s Creed“ besinnen.

Seit etlichen Jahren kannte die Spieleserie nämlich nur eine Marschrichtung: es musste immer größer, aufwendiger, spektakulärer werden. Dieser Anspruch wurde bereits 2014 „Assassin’s Creed Unity“ zum Verhängnis, das im Paris der französischen Revolution angesiedelte Spiel sah zwar grandios aus, litt aber unter etlichen technischen Mängeln.

Nun soll „Mirage“ zwar nicht alles, aber vieles anders machen. Denn spätestens seit „Odyssey“, dem elften „AC“-Teil, hat sich die Serie in ihrer Gigantomanie ein wenig verloren. Gefühlt alle fünf Minuten erhielt man eine neue Waffe, die man auch ausrüsten musste, da sie vier Schadenspunkte zusätzlich verursachte. So verbrachte man bei „Odyssey“ und dem Nachfolger „Valhalla“ etliche Stunden in den Menüs - na gut, bei Spielzeiten von mehr als 100 Stunden fiel das dann nicht mehr sonderlich ins Gewicht.

Wieder mehr Fokus auf lautloses Vorgehen bei „Assassin’s Creed Mirage“

„Mirage“ ist da anders. Hier gibt es keine Gegenden, die man nicht betreten sollte, weil man noch zu schwach ist und die Gegner selbst aus dem Hinterhalt nicht bezwingen kann. Taktisches Vorgehen, meist durch schleichen und dem gezielten Suchen nach geheimen Eingängen, hat wieder deutlich mehr Bedeutung. Natürlich kommt dabei dann die versteckte Klinge, ein unter dem Handgelenk verstecktes Messer, zum Einsatz

Auch ist der Umfang deutlich überschaubarer: Statt ganzer Länder oder gar Kontinente beschränkt sich „Mirage“ größtenteils auf die Stadt Bagdad. Hier spielt man im neunten Jahrhundert den Gelegenheitsdieb Basim Ibn Ishaq - Serienfans kennen den Charakter bereits aus „Valhalla“.

In „Assassin's Creed Mirage“ sollte man offene Konfrontationen möglichst vermeiden.
In „Assassin's Creed Mirage“ sollte man offene Konfrontationen möglichst vermeiden. © Ubisoft

Gemeinsam mit seiner besten Freundin Nihal will Basim eine Truhe aus dem Palast des Kalifen stehlen. Doch dieser ertappt die beiden und will Basim töten. Stattdessen bringt Nihal den Kalifen um und den beiden gelingt die Flucht. Aus Rache ziehen daraufhin die Wachen des Kalifen durch die Stadt und töten sämtliche Straßendiebe. Basim schafft es mit Hilfe der mysteriösen Roshan, die Stadt zu verlassen und lernt daraufhin mehr über die Welt der Assassinen.

Eine weitere Rückbesinnung auf die Wurzeln der Serie ist der stärkere Fokus auf Parkour-Elemente. Durch die dichte Besiedlung in Bagdad rennt Basim nahezu mühelos über Häuserdächer. Mit dabei hat Basim seinen Adler Enkidu, der genutzt werden kann, um vorab Gegner zu markieren. Nett ist dabei, dass in manchen Gegenden Bogenschützen stationiert sind, die dafür sorgen, dass Enkidu nicht zu nahe kommen kann. Erst wenn diese eliminiert sind, kann der Adler das ganze Areal von oben betrachten.

Nette Anspielung auf „Assassin’s Creed II“

Was man tunlichst vermeiden sollte, ist es zu offenen Konfrontationen mit mehreren Gegnern kommen zu lassen. Diese haben einen schnell umzingelt. Sollte man entdeckt worden sein, bietet es sich an, eine Rauchbombe zu werfen und abzutauchen. Nett ist, dass es wieder wie in früheren Teilen Fahndungsplakate gibt, wenn man zu häufig unangenehm aufgefallen ist. Diese kann man natürlich abreißen, um wieder ein bisschen mehr Anonymität zu erhalten, was Fans von Ezio Auditore („Assassin’s Creed II“) besonders freuen wird.

Technisch ist „Mirage“ größtenteils solide, ein besonderer grafischer Sprung gegenüber den Vorgängern ist nicht auszumachen. Die Charaktermodelle sind sogar teils ein Rückschritt, gerade wenn man bedenkt, dass es wesentlich weniger davon gibt als bei „Odyssey“ oder „Valhalla“. Dafür ist die Stadt mit ihren sich deutlich voneinander unterscheidenden Vierteln schön umgesetzt.

Das Bagdad des 9. Jahrhunderts ist in „Assassin's Creed Mirage“ sehr schön umgesetzt worden
Das Bagdad des 9. Jahrhunderts ist in „Assassin's Creed Mirage“ sehr schön umgesetzt worden © Ubisoft

Insgesamt ist „Assassin’s Creed Mirage“ eine gelungene Rückbesinnung auf die Wurzeln der Serie. Dass der Umfang eher 20 statt 120 Stunden beträgt, ist dabei keinesfalls ein Manko, artete doch gerade „Valhalla“ am Ende fast in Arbeit aus. Positiv ist ebenfalls die Zurückhaltung bei der Preisgestaltung anzumerken: In Zeiten, in denen bereits die Standardversion eines Spiels häufig 80 Euro kostet und die Ultimate-Edition mit allen Erweiterungen bis zu 120 Euro, sind die 50 Euro bzw. 60 Euro für die Deluxe-Version mit zusätzlichen Kostümen für „Mirage“ geradezu preiswert.

„Assassin’s Creed Mirage“ wird von Ubisoft vertrieben und ist erhältlich für Playstation 4 & 5, Xbox One, Series S/X und Windows-PCs. Eine Version speziell für das iPhone 15 Pro ist für kommendes Jahr angekündigt. Der Preis liegt bei 50 bis 60 Euro. Die USK-Freigabe lautet: ab 16 Jahren.