Essen. „FIFA 23“ markiert nach 30 Jahren den Abschluss einer der beliebtesten Gaming-Reihen aller Zeiten. Vor allem der Fußball der Frauen wird gestärkt.
Es ist ein Jubiläum und gleichzeitig auch das Ende. Mit der 30. Ausgabe wird die FIFA-Reihe von EA Sports – nach gescheiterten Lizenzverhandlungen mit dem Weltfußballverband – mit der gerade veröffentlichten Ausgabe eingestellt. Um im kommenden Jahr mit neuem Namen als „EA Sports FC“ zurückzukehren. Hat die letzte Auflage unter altem Namen noch einmal zugelegt? Oder anders gefragt: Kommt das Beste, zumindest auf den Next-Gen Konsolen, tatsächlich zum Schluss?
Beginnen wir mit der Optik. Die ist wieder einen Hauch besser als im Vorjahr. Das liegt an einer Technik mit Namen „Hypermotion 2“. Dabei werden echte Fußballspiele, manchmal auch nur spezielle Spielsituationen gefilmt und dann digitalisiert ins Spiel übertragen. Gibt es schon länger, noch nie aber sammelte EA nach eigenen Angaben auf diesem Weg so viele Daten. Dadurch wirken die Spieler noch eine Spur natürlicher in ihrem gesamten Bewegungsablauf.
Auch neue Taktiktrends sind Teil von „FIFA 23“
Und sie gehen mit der Zeit. Wie in der Realität nehmen sie im eigenen Strafraum die Hände auf den Rücken und beim gegnerischen Freistößen liegt auch einer hinter der Mauer quer auf dem Rasen. Der übrigens sieht spätestens nach 75 virtuellen Spielminuten oft aus, wie Wiesen auf einem Festival-Gelände bei Dauerregen – was leicht unrealistisch wirkt.
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Machen wir weiter mit der Spielbarkeit. Da gibt es vor allem den neuen „Powershot“. Ein Schuss, hätte man früher gesagt, „an den du dich dran hängen kannst“. Es dauert (Druck auf L1+R1+Kreistaste) ein wenig lange, ihn abzufeuern, dann aber ist er fast immer unhaltbar. Das sind Elfmeter dank einer neuen Zielhilfe nun übrigens auch. Ja, selbst Freistöße und Ecken werden dank eingeblendeter Grafiken zumindest einfacher. Gut für Neulinge, überflüssig für Profis. Abgerundet wird das bessere Spielgefühl durch präzisere Pässe und Dribblings und ein verbessertes Kollisionsverhalten der Kicker.
Kleines Cameo von Ted Lasso
Kommen wir zum Umfang. Der ist wie gewohnt groß, bietet aber nicht viel Neues. So findet sich in der Trainer-Karriere, in der man seinen Lieblingsverein zu Titeln führen soll – von einigen Kleinigkeiten abgesehen – nichts, was es nicht auch im Vorgänger gab. Und dass Ted Lasso und der ACF Richmond dabei sind, ist nur dann lustig, wenn man die Apple-Serie kennt, hat aber keinen echten Einfluss auf das Spielgeschehen. Wer die Spieler-Karriere schätzt, der bekommt ein paar neue Möglichkeiten, muss aber für den Erfolgsweg seines virtuellen Schützlings immer noch ein Freund von Zahlen und Statistiken sein.
Die Chemie im Team muss stimmen
Bleibt noch FIFA Ultimate Team, kurz FUT genannt. Für die einen ist es der wichtigste Grund, sich jedes Jahr ein neues FIFA zuzulegen, andere maulen und meckern über Spielverzerrung. Noch mal in aller Kürze erklärt: FUT ist die Möglichkeit, sich sein eigenes Team zusammenzustellen, indem man sogenannte Spieler-Packs öffnet. Ja, die kann man sich mit Geduld selbst erspielen – sofern man über Wochen den ganzen Tag und die halbe Nacht nichts anderes zu hat. Weil das aber eher selten der Fall ist, kann man sich die Packs auch kaufen und dafür geben manche FUT-Fans im Laufe einer Saison auch schon mal vierstellige Beträge aus. Hat man weder Zeit noch Geld – das sollte man wissen – braucht man diesen Spielmodus gar nicht zu versuchen.
Das Problem ist nicht neu, es betrifft viele Spiele und die Mikrotransaktionen sind auch nicht illegal. Es wäre also naiv, zu glauben, ein Spielehersteller würde diese sprudelnde Geldquelle abstellen. Immerhin bietet EA Sports für diesen Modus jedes Jahr einige Neuheiten. In der 23er-Version ist das vor allem das komplett überarbeitete Chemie-System, also die Verbindung der Spieler untereinander. Je stärker die Chemie ist, desto homogener verhält sich die Mannschaft. Die neue Version funktioniert nun über ein Punktesystem und vergrößert so die Möglichkeiten bei der Zusammenstellung des Teams.
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Zum Abschluss und bevor jemand fragt, noch ein paar letzte Informationen. Ja, FIFA 23 bietet so viel Frauenfußball wie nie zuvor und die Damen spielen sich tatsächlich ein wenig anders als die Männer. Es gibt 17 Frauen-National-Teams und zwei Frauenligen, die deutsche zählt allerdings nicht dazu. Was es nicht gibt, sind die bevorstehenden Weltmeisterschaften – weder die der Männer, noch die der Frauen. Dafür bietet das letzte FIFA erstmals ein Cross-Play in vielen Spiel-Modi. So können etwa PS5-Besitzer gegen Xbox-Series-Besitzer antreten.
Das alles macht FIFA einmal mehr zu einem Spiel, das extrem gut, aber nicht perfekt ist. Und das dürfte ganz im Interesse der Entwickler sein. Ein bisschen was müssen sie im nächsten Jahr ja auch noch für „EA Sports FC“ in der Hinterhand haben.
>>>INFO: „FIFA 23“
„FIFA 23“ist für Windows PC sowie die Konsolen Nintendo Switch, PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One und Xbox Series erschienen. Je nach Version kostet das Spiel zwischen ca. 40 und ca. 70 Euro. Die USK hat das Game von Electronic Arts ohne Altersbeschränkung freigegeben.