Essen. „Return To Monkey Island“ belebt eine der beliebtesten Videogame-Serien der 90er neu. Der neue Grafikstil ist Geschmackssache, der Spielspaß groß.

Eigentlich dachten alle, es wäre ein Aprilscherz. Just am 1.4. dieses Jahres kündigte Ron Gilbert ein neues „Monkey Island“-Videospiel an. Der Spieleentwickler und Erfinder der Abenteuerreihe war für die ersten beiden Games, 1990 und 1991 veröffentlicht, verantwortlich, zog sich dann aber zurück. Nun, mehr als 30 Jahre danach, schließt „Return To Monkey Island“ im Groben an die Geschehnisse des zweiten Teils an und vernachlässigt die Erzählungen der drei zwischenzeitlich veröffentlichten Teile.

Für leidenschaftliche Diskussionen sorgte bereits nach Erscheinen des ersten Trailers der neue Grafikstil. Comichaft, mit vielen absichtlich schief gezeichneten Linien und äußerst farbenfroh erscheint „Return To Monkey Island“. Das gefällt nicht jedem, einige besonders niveaulose Kommentare verleiteten Gilbert zunächst dazu, in seinem Blog eine Zeit lang nichts mehr zum Spiel mitzuteilen.

Beliebte Figuren bei „Monkey Island“ kehren zurück

Wer mit der Optik keine Probleme hat, darf sich aber einmal mehr über ein gelungenes Point&Click-Adventure freuen. Bedeutet: Mit kluger Knobelei, passendem Einsetzen gefundener Items und den richtigen gestellten Fragen sowie gegebenen Antworten geht es im Spielverlauf voran. Die beliebten Hauptfiguren sind natürlich allesamt mit dabei, allen voran der kultig-trottelige Held und Piratenanwärter Guybrush Threepwood, seine Frau Elaine, der sprechende Totenschädel Murray sowie Guybrushs ewiger Widersacher, der Geisterpirat LeChuck.

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Auf dem Weg Guybrushs, das Geheimnis von Monkey Island zu lüften, bemerken wir übrigens einige Anspielungen an den Zeitgeist. In der Piratenbar, die unser Held ansteuert, sitzen im Hinterzimmer nun keine drei alten weißen Veteranen mehr, sondern zwei junge, gut gebräunte Frauen und ein dunkelhäutiger Mann, die allesamt mit ihrer Piratenkarriere prahlen. Auch die eine oder andere Spitze gegen wissenschaftsfeindliche Querdenker konnte sich das Entwicklerteam nicht verkneifen.

Viele Anspielungen auf frühere Serienteile

Sonst aber tauchen auch viele Nebenfiguren früherer Teile wieder auf, die Dialoge enthalten entsprechend regelmäßige Anspielungen auf die damaligen Geschehnisse. Wer die alten Games nicht gespielt hat, findet unter dem Menüpunkt „Sammelalbum“ wichtige Informationen zu ihnen. So oder so sollten aber auch Einsteiger keine Probleme mit der Geschichte haben.

Doch wo wir bei gerade bei Dialogen waren: Die sind stets humorvoll und interessant geschrieben, nehmen stellenweise gar das eigene Spiel und die Kritik an den Entwicklern auf die Schippe – besonders gut die Stelle, an der Guybrush vom alten Bekannten Otis mit den Worten „Du siehst irgendwie anders aus. Neuer Grafikstil?“ begrüßt wird.

Der Held: Guybrush Threepwood.
Der Held: Guybrush Threepwood. © Handout | Ho

Als einzigen negativen Punkt darf man hier anfügen, dass die Gespräche zwar in deutschen Textfeldern abgebildet werden, die englische Originalsprachausgabe aber leider nicht ins Deutsche übertragen wurde. Immerhin: Die Textübersetzung ist den Entwicklern von Terrible Toybox gut gelungen und erhält den anglo-amerikanischen Wortwitz so gut es geht.

Zwei Schwierigkeitsstufen

Eine weitere wichtige Spielmechanik ist die Teleport-Funktion, mit der Guybrush jederzeit auf die Kartenansicht gelangt und darüber andere Punkte auf der Insel erreicht. Das erspart langwierige Laufwege und schont die Nerven. Letztere können übrigens auf Wunsch auf eine andere Art und Weise etwas mehr strapaziert werden – zum Start gibt es die Wahlmöglichkeit zwischen dem „Einfachen Modus“ und dem „Schweren Modus“.

Wer sich geschickt anstellt, sieht den Abspann nach gut zehn bis elf Stunden, was für ein weit vom Vollpreissegment entferntes Spiel (siehe Infobox) völlig in Ordnung geht. Genug zu entdecken gibt es jedenfalls. Gerade die liebevollen Details sind es, die den Spielspaß von „Return To Monkey Island“ positiv beeinflussen. Wenn der junge Guybrush im kurzen Prolog in einer Plumpsklohütte nach Münzen sucht und stattdessen dort Cocktails schlürfende Fliegen in Hängematten findet, zaubert es einem mindestens ein breites Grinsen aufs Gesicht.

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So gelingt Ron Gilbert nach mehr als drei Jahrzehnten ein gelungener Wiedereinstieg in die Kultserie. Hier und da gibt es in „Return To Monkey Island“ gar Anspielungen auf einen eventuellen siebten Teil – das wäre zu wünschen. Und ja, selbstverständlich kommt auch das aktuelle Spiel nicht um Kultsatz überhaupt herum. Wo Guybrush sein legendäres „Hinter dir! Ein dreiköpfiger Affe!“ anbringt, lassen wir Spielerinnen und Spieler allerdings selbst entdecken.

>>> „Return To Monkey Island“ – die Infos

„Return To Monkey Island“von Publisher Devolver Digital und Entwickler Terrible Toybox ist für Nintendo Switch, PC und Mac (via Steam) erschienen. Der Kaufpreis beträgt ca. 25 €. Die USK hat das gewaltfrei gestaltete Spiel ab sechs Jahren freigegeben.