Essen. Für die Switch-Konsole hat Nintendo nun die 14 Jahre alten Pokémon-Videospiele „Diamant“ und „Perl“ einer Frischzellenkur unterzogen.

Sie sind und bleiben eine Goldgrube für Nintendo: Mehr als 350 Millionen Videospiele mit Pokémon verkaufte der Hersteller seit der Premiere 1996 weltweit. Kein Wunder, dass Games aus früheren Zeiten alle paar Jahre in neuer Aufmachung auf den Markt gebracht werden. So auch die 2007er-Editionen „Diamant“ und „Perl“, seinerzeit für die DS-Konsole veröffentlicht. Nun reisen die virtuellen Charaktere auf der Switch wieder in die Sinnoh-Region, das ewig intuitive Spielprinzip blieb im Gegensatz zur grafischen Gestaltung natürlich unangetastet.

Das Abenteuer beginnt demnach auch in „Strahlender Diamant“ und „Leuchtende Perle“ in einem kleinen idyllischen Örtchen, in Sinnoh heißt es Zweiblattdorf. Forscher Professor Eibe schickt den Charakter – Geschlecht, Haar- und Hautfarbe können gewählt werden – los, um Meistertrainer der Region zu werden und den Pokédex zu vervollständigen. Bedeutet: Insgesamt müssen 494 Pokémon gesammelt werden. Einige gibt es traditionell nur in jeweils einer Edition, wer „Strahlender Diamant“ besitzt, benötigt also Online-Tauschpartner mit dem „Leuchtenden Perle“-Spiel.

494 verschiedene Arten können in den Pokémon-Editionen gesammelt werden

Auf dem Weg zum Ziel erwarten den Charakter zahlreiche Trainerkämpfe, durch die zu Beginn meist niedlichen und kleinen Monster immer besser werden und sich ab einem bestimmten Level zu größeren Formen entwickeln. Kämpfe gewinnt man, indem man Attacken nutzt, die die Vor- und Nachteile der 18 verschiedenen Typen berücksichtigen. Das funktioniert oft nach naturwissenschaftlichen Gesetzen. So sind Feuer-Pokémon ihren Pflanze-Äquivalenten deutlich überlegen, während sie gegen Wasser-Typen nahezu chancenlos sind.

Ein Drache aus Stahl: Dialga ist das legendäre Pokémon in „Strahlender Diamant“
Ein Drache aus Stahl: Dialga ist das legendäre Pokémon in „Strahlender Diamant“ © Nintendo | Nintendo

Zu den Neuerungen: Erfahrene Pokémon-Fans mögen sich an den „Untergrund“ erinnern, ein weit verzweigtes Höhlennetz, das in späteren Spielen wieder abgeschafft wurde. Dieses kehrt nun zurück und beherbergt in seiner modernisierten Fassung zahlreiche Schätze und Items, die in kleinen Bergbau-Minispielen ausgebuddelt werden müssen und so nirgends sonst im Spiel zu finden sind. Ebenfalls interessant: Im „Untergrund“ gibt es jetzt verschiedene, grafisch ansprechende Biotope, in denen seltene Pokémon gefangen werden können.

Legendäre Pokémon sind in einem besonderen Park fangbar

Weitere interessante Features: Nach 25 Jahren führt Nintendo einem Pokémon-Titel erstmals eine automatische Speicherfunktion zu, diese kann je nach Wunsch aber auch abgestellt werden. Nützlich für alle ist hingegen der Hamanasu-Park. Das neue Areal ist erreichbar, wenn die Hauptstory abgeschlossen wurde. Vor Ort lassen sich Höhlen finden, die besonders schwer fangbare Monster beherbergen. Um diese anzutreffen, müssen während des gesamten Spielverlaufs Steinplatten – diese sind charmanterweise in der Form alter Game-Boy-Spielkassetten gehalten – gesammelt und in verschiedene Sockel in den Höhlen gesteckt werden.

Die Technik überzeugt nur partiell. Sind einige Landschaften und Charaktere hübsch, modern und detailreich gestaltet, wirken andere fast wie eins zu eins aus den 14 Jahre alten Ur-Editionen übernommen und damit völlig überholt. Auch der seltsam (lies: deutlich zu hoch) eingestellte Tiefenschärfefilter, der Wälder, Höhlen und Gebäude am Bildschirmrand verschwommen aussehen lässt, trägt zum wechselhaften optischen Gesamteindruck bei.

Kritikpunkt: Die Spiele sind viel zu leicht

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Ein weiterer Kritikpunkt ist einmal mehr der Schwierigkeitsgrad. Wie schon bei den letzten Spielen „Schwert“ und „Schild“ setzt Nintendo auf das umstrittene System der automatischen Erfahrungspunkte-Teilung. Bedeutet: Alle, insgesamt bis zu sechs, Pokémon im Team des Trainers werden nach gewonnenen Kämpfen stärker, auch wenn nur eines im Kampf aktiv war. Infolgedessen ist die eigene Truppe in der gesamten Story stets besser als die des Gegners. Anfängern mag dies weniger negativ aufstoßen, Fans der Reihe dürften hingegen die Nase rümpfen.

Insgesamt legen die Entwickler mit „Strahlender Diamant“ und „Leuchtende Perle“ aber zwei gelungene Neuveröffentlichungen vor. Selbst wenn die Technik nicht immer begeistert und der Schwierigkeitsgrad sehr gering angesetzt ist, liefert Nintendo viel Spiel fürs Geld. Alleine die mühselige Zusammenstellung des Pokédex motiviert und beschäftigt doch für rund 100 Stunden.

>>> INFO: „„Strahlender Diamant“ und „Leuchtende Perle“

Die neuen Pokémon-Editionen „Strahlender Diamant“ und „Leuchtende Perle“ sind exklusiv für die Nintendo Switch erschienen. Jede Edition kostet ca. 60 €.

Die USK hat beide Spiele ohne Altersbeschränkung freigegeben.