Berlin/München. PCs mit Touchscreen-Displays stehen am Anfang – bislang gibt es nur zwei Geräte am deutschen Markt: den HP Touchsmart IQ und den Eee Top von Asus. Wir stellen die beiden vor.

PCs mit Touchscreen-Displays stehen am Anfang – bislang gibt es am deutschen Markt im Prinzip nur zwei der berührungsempfindlichen Befehlsempfänger: den HP Touchsmart IQ mit zwei verschieden großen Displays und den günstigeren Einstiegsrechner Eee Top von Asus. Im Fall des HP-Gerätes räumt sogar der Hersteller ein «zwiespältiges» Konzept ein.

«Signifikante Marktanteile» werden All-In-One-Geräte mit Touchscreens «so leicht nicht erreichen», glaubt denn auch der stellvertretende Chefredakteur des Computer-Fachmagazins «Chip», Josef Reitberger. Die anvisierte Zielgruppe der neuen Berührungsoffensive nennt er «abseitig». Denn: «Das Tippen mit Tastatur geht schneller», und damit habe die herkömmliche Eingabe klar die Nase vorn. Das neue Windows 7, das über Touchscreen-Funktionalität verfügen soll und in einer Beta-Version auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas vorgestellt wurde, werde jedoch zur Verbreitung zumindest der Technologie beitragen.

Beide nur mit einem Finger bedienbar

Wer die direkte Nähe zum Bildschirm möchte, kann Text mit Fingern oder dem Stift direkt auf den Bildschirm der All-in-One-Geräte kritzeln. Beide, sowohl der HP Touchsmart als auch der Eee Top, erkennen die Handschrift und wandeln sie in Text um. Sie sind jedoch nicht multitouch-fähig, lassen also nur die Einfinger-Bedienung zu. Im Falle der HP-Geräte hat der Hersteller angekündigt, die Entwicklung voranzutreiben. Bei beiden ist die Touchscreen-Funktionalität derzeit nicht über alle Anwendungen hinweg und betriebssystemweit verfügbar.

HP hat die eigene Software Touch Smart entwickelt und lässt darüber vor allem Fotos, Töne, Videos und Notizen mit dem Finger bearbeiten. Auch Asus setzt auf die Unterhaltungssparte und sieht in dem Rechner «ein voll funktionsfähiges Multimediacenter»: Über den Windows Easy Mode wird darüber hinaus das Programm Soft Stylus gesteuert, das die Eingabe über eine virtuelle Tastatur am Display ebenso ermöglicht wie das Surfen über den fürs Berühren optimierten Browser Opera Touch.

Mikrofasertücher gehören zum Lieferumfang

In jedem Fall aber hinterlässt die Bedienung mittels Berührung schnell Fingerabdrücke auf den Displays. Mikrofasertücher gehören zum Lieferumfang. Von scharfen Glasreinigern rät Reitberger ab, «die können die besonderen Eigenschaft der Oberfläche zerstören».

So ähnlich die Geräte in ihrem Ansatz sind, spielen sie doch in verschiedenen Ligen. Allein der Preis dokumentiert dies. Der Eee Top kostet nach Herstellerangaben in der kleinen Ausführung ET 1602 mit 15,6-Zoll-Bildschirm 549 Euro. Datum der Markteinführung und Preis des besser ausgestatteten ET1603 sind noch nicht bekannt. Das HP-Modell IQ500 (22 Zoll Bildschirmdiagonale) kostet in Deutschland 1599, der IQ800 (25,5 Zoll) 1899 Euro.

Unterhaltung steht im Vordergrund

Im Asus-Gerät tickt ein Atom-Prozessor, wie er in Netbooks verbaut wird, im HP-Gerät dagegen eine kräftigere Core-Duo-CPU von Intel. Weitere Unterschiede ergeben sich etwa beim Arbeitsspeicher (1 Gigabyte (GB) / 4 GB) und der Festplattenkapazität (160 GB / 500 GB beziehungsweise 640 beim IQ 800). Im Eee Top werkelt als Betriebssystem ein Windows XP Home, in den HP-Boliden je ein Vista Home Premium. «Das reicht allemal für die Bearbeitung von Bildern auf Consumerlevel», sagt Reitberger. Für grafikintensive Anwendungen taugten allerdings beide Lösungen nicht.

Das ist nicht weiter unstimmig, denn die Geräte wollen primär als Unterhaltungscenter dienen. «Das ist die klare Intention der Hersteller», sagt der Experte. Allerdings stehe die Frage im Raum, warum man sich über die mitgelieferte Tastatur hinwegbeugen und dem Bildschirm näher widmen sollte. Der Touchsmart kann per Fernbedienung als vollwertiger Fernseher genutzt werden. So bedient, wird zumindest vom Sofa aus das Touchscreen obsolet.

«Bei mobilen Geräten, in denen aus Platzgründen keine Tastatur verbaut ist, hat der Touchscreen eher seine Berechtigung», sagt Reitberger und nennt als Beispiel die Tablet-PCs. HP bringt in diesen Tagen mit dem HP TouchSmart tx2 immerhin eine neue Version seines berührungsempfindlichen Notebooks auf den Markt - mit Multitouch-Funktion.

Info: Touchscreen - Definition und Technologie

Ein Touchscreen ist ein berührungssensitiver Bildschirm. Eingesetzt wurde die Technologie bislang vor allem für Präsentationsterminals, Eingabegeräte in der Fahrzeugdiagnose, in Industrie-Rechnern, der Medizintechnik, in Kassenautomaten sowie in PDAs und anderen Handhelds. Das Marktangebot an All-In-One-Geräten mit Touchscreen-Displays ist derzeit noch spärlich:

  • Hewlett Packard Touchsmart IQ500 PC, 22 Zoll, 1599 Euro; IQ800, 25,5 Zoll, 1899 Euro
  • Asus Eee Top ET1602, 15,6 Zoll, 549 Euro. Angekündigt sind Versionen mit 22- und 24-Zoll-Display und ein höheres Modell ET1603.

Auf der Consumer Electronic Show in Las Vegas wurde das Netbook Eee PC mit schwenkbarem Multitouch-Bildschirm vorgestellt (die Modelle T91 und T101). Gezeigt wurde auch Intels Netvertible Classmate 3 mit schwenkbarem Bildschirm, der ebenfalls berührungsempfindlich ist. Hewlett-Packard hat mit dem HP TouchSmart tx2 (1299 Euro) ein vergleichbares Gerät im Angebot. Der 12-Zoll-Monitor ist multitouch-fähig und verwandelt das Gerät - da drehbar - vom Tablet-PC schnell in ein Notebook. Damit das Display zum Anfassen funktioniert, sind ein Touchscreen-Controller und ein Software-Treiber notwendig. Es gibt verschiedene technische Verfahren, darunter das Infrarot- und das kapazitive Verfahren, bei dem der User durch Berühren ein elektrisches Feld beeinflusst, sowie die resistive Technik, die mit zwei leitfähigen Membran-Folien funktioniert, unter denen durch Druck elektrischer Kontakt hergestellt wird. Als Wegbereiter der Touchscreen-Technologie gilt Sam Hurst von der University of Kentucky, der 1971 einen ersten berührungsempfindlichen Sensor, Elograph genannt, entwickelte. (ddp)