Cupertino. Microsoft hat Kunden - Apple hat Jünger. So hieß es früher. Aktuell haben die beiden alten Dauer-Konkurrenten vor allem eines: sinkende Börsenkurse.
Was hat die Zeit geschlagen? So lautet gerade die spannende Frage, die Apple-Fans, Börsen-Analysten und die weltweite Internet-Gemeinde in seltener Eintracht beschäftigt. Denn das Unternehmen macht aus den Verkaufszahlen seiner neuen Computer-Uhr weiter ein Geheimnis. Auch die gerade veröffentlichten aktuellen Geschäftszahlen des Konzerns geben keinen Aufschluss darüber, wie gut - oder wie schlecht - sich die "Apple Watch" an den Kunden bringen lässt.
Die internetfähige Multimedia-Uhr, die im April auf den Markt kam, ist der erste Vorstoß in eine neue Produktkategorie seit dem Tod des legendären Apple-Mitbegründers Steve Jobs. Doch zu mehr als Andeutungen zum Absatz sind Konzern-Chef Tim Cook und sein Kassenwart Luca Maestri derzeit nicht bereit: "Die Juni-Verkäufe waren höher als im April oder Mai."
Rätselraten um Apple Watch lässt Kurs sinken
Das Rätselraten um das mit großen Hoffnungen befrachtete Produkt verhagelte dem Giganten aus Cupertino denn auch den Börsenkurs. Die Börsianer quittierten die aktuellen Unternehmenszahlen trotz eines satten Sprungs von mehr als einem Drittel bei Umsatz und Gewinn mit einem nachbörslichen Kursabschlag von rund sieben Prozent. Bei dem teuersten Unternehmen der Welt bedeutet so etwas gleich einen Wertverlust von mehr als 50 Milliarden Dollar.
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Dabei geht es nicht nur um die Apple Watch. Die Experten hatten außerdem noch höhere iPhone-Verkäufe erwartet - trotz des jüngsten Absatzsprungs von immerhin 35 Prozent im Jahresvergleich auf 47,5 Millionen Geräte. Das bedeutet, dass pro Sekunde sechs iPhones über die Ladentheke gehen.
Große Probleme in Bill Gates' Reich
Es dürfte in Cupertino kein großer Trost sein, dass er der alte Konkurrent Microsoft ebenfalls große Probleme hat. Die Aktie des Software-Konzerns gab im nachbörslichen Handel in den USA ebenfalls deutlich nach, um 3,5 Prozent. Grund dafür ist der bislang größte Quartalsverlust seiner Geschichte: von April bis Juni stand unterm Strich ein Minus von 3,2 Milliarden Dollar (2,9 Milliarden Euro). Im Vorjahr hatte dort noch ein Gewinn von 4,6 Milliarden Dollar gestanden. Was ist passiert in Bill Gates' Reich?
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Der Rekordverlust geht auf die insgesamt fast 9,5 Milliarden Dollar teure Übernahme des Handy-Geschäfts von Nokia zurück. Der Zukauf im Frühjahr 2014 entpuppte sich inzwischen als Mega-Flop. Im zweiten Quartal schrieb Microsoft auf den Deal 7,6 Milliarden Dollar ab. Microsoft hatte das ganze Ausmaß des Debakels erst vor kurzem öffentlich eingeräumt. Mit den Nokia-Smartphones wollte der Konzern die Marktführer Apple und Samsung angreifen. Aber die Geräte blieben Ladenhüter. Doch damit nicht genug.
PC-Geschäft bereitet Microsoft Probleme
Auch beim Umsatz musste Microsoft zuletzt Abstriche machen. Der PC-Absatz und das Geschäft mit Windows-Betriebssystemen schwächeln weiter. Zwar boomen die Cloud-Dienste, bei denen Daten und Programme auf große Rechner im Internet ausgelagert werden. Doch damit konnte der Abwärtstrend in anderen Bereichen nicht ausgeglichen werden. Vorstandschef Satya Nadella macht dennoch auf Optimismus: "Insgesamt bin ich mit unserer Leistung zufrieden", verkündete er trotzig.
Fazit: Die aktuellen Entwicklungen bei Apple und Microsoft zeigen zweierlei. Zum einen: Die Erfolge von gestern zählen in der schnelllebigen Computer-Branche nichts. Kunden wie Börsianer fordern ständig Neuerungen. Und zweitens: Wer neue Wege geht, sich dabei aber verläuft oder nur schleppend vorankommt, wird von den Finanzmärkten sofort abgestraft - und der Börsenwert eines Konzerns schmilzt dahin. (mit dpa)