München. Nutzer des Facebook-Messengers werden erstmal nicht mit Werbung zugeschüttet. “Wir haben kein Interesse am Bezahlgeschäft “, erklärt das Unternehmen.
Facebook will sich Zeit mit dem Geldverdienen in seinem Kurznachrichtendienst Messenger lassen. "Wir wollen die App nicht mit Werbung zukleistern", der Komfort für Nutzer habe Vorrang, sagte der zuständige Facebook-Manager David Marcus am Rande der Internet-Konferenz DLD in München. "Wenn es uns egal wäre, könnten wir das machen - und bei 500 Millionen Nutzern jede Menge Geld verdienen." Facebook habe aber keine Eile, in der Plattform Umsätze zu erwirtschaften.
Eine Überlegung für die Zukunft sei, Unternehmen einen Kanal zur Kommunikation mit Kunden über den Messenger zu geben und sie dafür bezahlen zu lassen. Spekulationen über eine Integration von Bezahlfunktionen in den Messenger dämpfte Marcus dagegen: "Wir haben derzeit kein Interesse, ein Bezahlgeschäft aufzubauen." Der 41-Jährige führte bis zum Wechsel zu Facebook im vergangenen Jahr den Bezahldienst Paypal im Ebay-Konzern.
Facebook-Tochter WhatsApp ist unabhängig
Marcus bekräftigte, dass der ebenfalls zu Facebook gehörende Kurznachrichtendienst WhatsApp weitgehend unabhängig agiere. WhatsApp behielt den Firmensitz außerhalb des Facebook-Geländes, es gebe wie angekündigt keine Daten-Zusammenlegung, man tausche sich nur regelmäßig über die Strategie aus. "Außerdem ist vereinbart, dass einige neue Funktionen, die wir testen, mit der Zeit bei WhatsApp integriert werden könnten." Das werde auch bei den Ideen zum Geldverdienen der Fall sein. "Wir haben keine Pläne, die beiden Dienste zusammenzuführen."
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Die Übernahme von WhatsApp durch Facebook für knapp 23 Milliarden Dollar hatte bei vielen Nutzern die Sorge ausgelöst, ihre Daten würden mit den Beständen des Online-Netzwerks verknüpft. Facebook und WhatsApp versicherten, das sei nicht geplant. "Im Moment geht es nicht um Daten", sagte Marcus. Derzeit hätten beide Dienste das Ziel, die Marke von einer Milliarde Nutzern zu knacken.
Der Facebook-Manager erläuterte erstmals, wie WhatsApp und Messenger unter einem Dach parallel betrieben werden sollen. Die Vision sei, WhatsApp mehr für die schnelle Kommunikation mit Grundfunktionen zu positionieren - "eine Art neue Version der SMS". Der Facebook-Messenger solle mit zusätzlichen Anwendungen und Funktionen angereichert werden.
WhatsApp hat 600 Millionen Nutzer
WhatsApp hat über 600 Millionen aktive Nutzer und übertrifft damit Facebooks Messenger mit dessen mehr als 500 Millionen. Es ist nicht bekannt, wie stark sich die Nutzerkreise überlappen. Während der Messenger auf dem Facebook-Profil aufsetzt, ist WhatsApp lediglich mit der Handy-Nummer verknüpft. Marcus machte klar, dass Facebook Daten aus dem Messenger in den von Gesetzen vorgesehenen Fällen an Behörden weitergibt.
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Facebook ist auch dabei, zu einem starken Player bei Spracherkennung zu werden. Die Technologie für eine Funktion, die gesprochene Nachrichten im Kurzmitteilungsdienst Messenger in Text umwandelt, sei eine Eigenentwicklung des Online-Netzwerks, sagte Marcus. Dabei sei besonders wichtig, dass die Facebook-Software lerne, ganz normal gesprochene Sätze zu verarbeiten, betonte Marcus.
"Üblicherweise versuchen die Menschen, besonders klar und deutlich zu reden, wenn sie mit Computern sprechen." Wenn sie kurze Nachrichten für einander aufnehmen, sei dies nicht der Fall. Facebook erhoffe sich dadurch einen Vorteil. Facebook testet die Funktion zur Umwandlung gesprochener Nachrichten in Text bisher in einem kleinen Kreis von Nutzern in den USA. (dpa)