Berlin. Sichere Kommunikation war für WhatsApp bisher nie ein Thema. Das scheint sich nun zu ändern: Nachrichten die über den Messenger verschickt werden, werden jetzt verschlüsselt. Allerdings funktioniert das bislang nur für bestimmte Nachrichten und nicht in allen Betriebssystemen.
Der Chat-Dienst WhatsApp verstärkt den Schutz von Nachrichten seiner Kunden deutlich. Sie werden künftig auf ihrem gesamten Weg verschlüsselt - zunächst allerdings nur bei der Android-App. WhatsApp, das inzwischen zu Facebook gehört, tat sich dafür mit den bekannten Verschlüsselungs-Spezialisten von Open Whisper Systems zusammen. Die Firma bietet mit "TextSecure" ein Verfahren für den geschützten Nachrichten-Austausch und auch eine eigene App an.
Das Verschlüsselungs-Prinzip von "TextSecure" finde sich nun auch in der Android-App von WhatsApp, erklärte Open Whisper Systems in einem Blog-Eintrag am Dienstagabend. Täglich würden bereits Milliarden verschlüsselte Mitteilungen ausgetauscht. Ein Sprecher des WhatsApp-Besitzers Facebook bestätigte die Angaben.
Seit dem NSA-Skandal um die ausufernden Überwachungsprogramme westlicher Geheimdienste bemühen sich immer mehr Internetfirmen darum, Nutzerdaten besser zu schützen. Auch Facebook weiterte seine Verschlüsselung aus.
Verschlüsselung erstmal nur für einfach Nachrichten
Die neue Verschlüsselung bei WhatsApp funktioniert vorerst nur für persönliche Nachrichten, nicht für Gruppen-Chats oder Fotos und Videos. Man arbeite an diesen Funktionen ebenso wie an der Verschlüsselung von Nachrichten auf anderen Plattformen als Android, hieß es von den Entwicklern. WhatsApp hat weltweit über 600 Millionen Nutzer und ist auch auf dem Apple-Betriebssystem iOS populär.
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Konkurrent Threema reagierte mit Kritik auf die Ankündigung. Das Unternehmen aus der Schweiz kritisierte unter anderem, dass Nutzer ihre WhatsApp-Profile mit ihrer Handynummer verbinden müssten. Daher "sind bei WhatsApp nach wie vor eindeutige Rückschlüsse auf die Identität des Nutzers möglich".
Threema kann auch ohne die Angabe einer E-Mail-Adresse oder Telefonnummer genutzt werden. Die App für verschlüsselte Kommunikation führt regelmäßig die Verkaufscharts in den App-Stores an. Die Ankündigung von WhatsApp könnte Threema in der Zukunft empfindlich treffen. Nachdem Facebook seinen Kauf von WhatsApp verkündet hatte, hatten Threema und andere Alternativen zunächst einen Nutzer-Zustrom verzeichnet.
Threema bemängelt Sammeln von Nutzer-Daten
Threema bemängelte auch, dass bei WhatsApp Informationen weiterhin über die Kontakte der Nutzer und wie häufig sie miteinander kommunizieren übertragen würden. Diese Metadaten lassen Rückschlüsse auf die Netzwerke von Nutzern zu. Sie gelten als besonders schwer zu schützen. Einer der Entwickler der Verschlüsselungstechnik, die WhatsApp nun nutzt, kündigte bereits an, dieses Problem anzugehen. "Wir müssen hier vorankommen und werden daran bei TextSecure in den nächsten Monaten arbeiten", sagte Moxie Marlinspike von Open Whisper Systems der "Süddeutschen Zeitung".
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WhatsApp war in der Vergangenheit für mangelnde Sicherheit kritisiert worden. Die neue Verschlüsselung bietet besonderen Schutz: Sie schützt die Nachrichten auf dem kompletten Weg von Sender zu Empfänger. Das wird als Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bezeichnet. Nur bei dem Gesprächspartner wird die Kommunikation wieder lesbar, das Unternehmen hat keinen Zugriff auf die Nachrichten der Nutzer. Somit könnte es auch Behörden oder Geheimdiensten nicht sagen, was die Nutzer untereinander schreiben. Beide Gesprächspartner müssen dazu die aktuellste Version der Android-App installiert haben.
Der Programmcode von "TextSecure" ist offen einsehbar und wurde bereits von unabhängigen Fachleuten überprüft. Auch deswegen erhielt die App kürzlich die volle Punktzahl in einer Sicherheitsbewertung der US-Medienseite "ProPublica". In Fachkreisen gelten die Entwickler als Kenner ihres Fachs. Man wolle die Verschlüsselung bei WhatsApp zügig ausweiten, schrieb Open Whisper Systems: "Das ist erst der Anfang." (dpa)