Erlangen/Nürnberg. Whatsapp macht das Ausspähen der Privatsphäre einfach. Zu diesem Schluss kamen Forscher nach Untersuchungen zu Datenschutz und Sicherheitsarchitektur.
Fehlende Datenschutz-Optionen und eine mangelhafte Sicherheitsarchitektur machen Whatsapp einer Studie zufolge zu einer Gefahr für die Privatsphäre. Forscher der Universität Erlangen-Nürnberg haben ein Programm geschrieben, das zeigt, wie leicht es ist, Nutzer der Messenger-Anwendung, ihre Chat- und sogar Lebensgewohnheiten auszuspähen. Für die Studie waren 1000 zufällig ausgesuchte Nutzer aus aller Welt neun Monate lang rund um die Uhr beobachtet worden.
Aus ihr geht etwa hervor, dass Whatsapp im Durchschnitt 23 Mal am Tag genutzt wird und jeder Nutzer im Schnitt 35 Minuten mit dem Schreiben und Lesen von Nachrichten verbringt. Nutzer in Deutschland liegen den Angaben nach knapp über dem Durchschnitt: Sie öffnen die App 26 Mal am Tag und nutzen sie 41 Minuten täglich - am intensivsten zwischen 13.00 und 21.00 Uhr. Alle gesammelten Daten haben die Forscher anonymisiert und ohne exakte Online-Zeitpunkte veröffentlicht.
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Anbieter verhindert das Ausspähen nicht
Was die Wissenschaftler nach eigenen Angaben mit am meisten wunderte, ist die Tatsache, dass der Anbieter nichts gegen das Ausspähen unternahm. "Da unser Programm selbst keine Nachrichten verschickt, Kontakt zu vielen Nutzern gleichzeitig hat und rund um die Uhr mit dem Netzwerk verbunden ist, müsste es stark vom üblichen Nutzungsverhalten abweichen und seitens Whatsapp leicht zu erkennen und zu unterbinden sein", so der Informatiker Andreas Kurtz, der das Programm mitentwickelt hat. Dergleichen sei aber nicht geschehen. Das Projekt wolle insbesondere dafür sensibilisieren, wie arglos Whatsapp mit den Daten zum Online-Status umgehe.
Öffnet ein Nutzer Whatsapp, wird er im Messenger-Netzwerk automatisch als online angezeigt. Er hat keine Möglichkeit, dies abzuschalten. Und jeder, der die Handynummer des Nutzers kennt, kann dessen Online-Status abfragen - ohne jede Autorisierung durch den Nutzer. (dpa)