Berlin. . Computer sind Datensammelmaschinen. Wer Datensätze mit absoluter Sicherheit entsorgen möchte, muss schon die Festplatte zerstören. Das mehrfache Überschreiben kann eine Alternative sein. Gratis-Programme, die dabei helfen, gibt es im Internet. Eine Anleitung zum Umgang damit finden Sie hier.

Fotos, Kontaktdaten, Dokumente – auf jedem Privat-PC oder Smartphone finden sich riesige Datenbestände. Die wenigsten Nutzer machen sich Gedanken darüber, wie schnell diese in falsche Hände geraten können. Der PC wird verkauft, das Smartphone kommt in den Elektromüll – und die eingescannten medizinischen Dokumente vom letzten Arztbesuch gehen gleich mit in die Hände eines neuen Besitzers über.

Sicher: Nur ein kleiner Bruchteil der neuen Nutzer dürfte Interesse daran haben, persönliche Daten von der Festplatte oder dem Chip zu fischen. Aber: Ausschließen kann man es nie. Deshalb: Vor dem Verkaufen, Verschenken oder Verschrotten kommt das sorgfältige Vernichten.

Verbraucherschützer und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) empfehlen, vor jedem Hardwarewechsel eine spezielle Datenlöschung auf den Altgeräten vorzunehmen. „Eine normale Löschung oder Formatierung ist in der Regel leicht rückgängig zu machen und reicht nur dann aus, wenn sie keine personenbezogenen Daten gespeichert haben“, warnt die Verbraucherzentrale NRW.

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„Überlegen Sie also gut, welche Daten gespeichert sind und ob eine sichere Löschung notwendig ist, bevor Sie die Datenträger entsorgen oder weitergeben.“ Das BSI weist darauf hin, dass vor allem kryptographische Schlüssel oder Passwörter ein Risiko darstellen.

Einfach nur in den Papierkorb schieben, das reicht nicht

Daten im Betriebssystem Windows beispielsweise wandern nach dem Löschen zunächst nur in den Papierkorb. Dieser entspricht im übertragenen Sinn dem analogen Mülleimer unter dem Schreibtisch: Das Papier ist zwar vom Tisch, aber noch lange nicht im Aktenvernichter. Jeder kann es noch lesen, die Daten aus dem Papierkorb lassen sich wiederherstellen. Aber auch das Leeren der digitalen Mülltonne auf dem Desktop bringt noch nicht viel. Dabei wird lediglich das Inhaltsverzeichnis der Festplatte gelöscht. Möglicherweise werden die so gelöschten Daten niemals überschrieben. Spezielle Programme oder Experten können Datenbestände leicht aufspüren. „Selbst das vollständige Formatieren einer Festplatte kann unter Umständen Daten nicht vollständig löschen“, warnt das BSI. Denn dabei wird nur die so genannte Dateisystemstruktur neu angelegt. Die Daten sind physisch aber immer noch da.

Fachleute empfehlen deshalb spezielle physikalische Löschprogramme. Diese überschreiben Daten mehrmals. Gelöschte Daten können so in der Regel nicht wieder hergestellt werden. Das BSI empfiehlt zwei Gratis-Programme („Eraser“ und „Secure Eraser“), mit denen sich Daten ziemlich sicher löschen ließen. Beide Programme kann man kostenfrei im Netz herunterladen.

Löschprogramme haben keinen Zugriff auf alle Bereiche moderner Speichermedien

Vorteil einer physikalischen Datenlöschung: Geräte und Datenträger werden nicht zerstört und können weiter genutzt werden. „Das freut die Umwelt und einen Second-Hand-Nutzer“, bemerkt die Verbraucherzentrale. Wirklich zuverlässig aber und endgültig lassen sich Daten nur mit einer rabiaten Zerstörung des Datenträgers löschen, also mit Hammer oder Bohrmaschine. Einen wirklich vertrauenswürdigen digitalen Aktenvernichter gibt es nicht. So warnt das BSI, dass die Löschprogramme keinen Zugriff auf alle Bereiche moderner Speichermedien hätten. So werde beispielsweise der Zugriff auf defekte Speicherbereiche gesperrt.

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Anwender, die sehr sensible Dokumente auf ihrer Festplatte gespeichert haben, sollten sich deshalb die Frage stellen, ob ein Verkauf an einen Unbekannten eine gute Idee ist. Schließlich weiß man nicht, in wessen Hände die Daten geraten. Wer Zweifel hat und ganz sicher gehen will, greift am besten zum Hammer. Oder, etwas weniger brutal: Man baut die Aluminium-Scheiben der magnetischen Festplatten aus und entfernt die glänzende Beschichtung.

„Eraser“ und „Secure Eraser“ – zwei Gratisprogramme

Alte Geräte sollte man jedoch nur dann zerstören, wenn es unbedingt nötig erscheint. Vielleicht findet sich noch eine Einsatzmöglichkeit im persönlichen Umfeld. Vielleicht taugt das alte Gerät noch als Ersatzrechner für Angehörige. Entscheidet man sich doch für eine Verschrottung, sollte man auf jeden Fall dafür sorgen, dass die Altgeräte im Elektroschrott oder auf Recyclinghöfen landen. Handys können zum Beispiel einer gemeinnützigen Organisation wie dem NABU und der DUH gespendet werden. Oft kooperieren diese mit Mobilfunkanbietern, welche die Sammlung der Althandys organisieren. Was aus unserer Wohlstands-Sicht nur noch Schrottwert haben mag, ist für Menschen in ärmeren Ländern oft noch ein taugliches Gebrauchsgerät.

Das Wuppertal-Institut schätzt, dass jeder Deutsche durchschnittlich ein unbenutztes altes Handy in einer Schublade liegen hat. Hier vergammeln also knappe Rohstoffe und Hardware, die andere noch gut gebrauchen oder recyceln könnten. Für alte Handys gilt natürlich das gleiche wie für alte Festplatten, USB-Sticks und andere Speicherkarten: Vor der Weitergabe müssen sie sorgfältig gelöscht werden.

Eine App namens „iShredder“ übernimmt beispielsweise das Geschäft der physikalischen Löschung auf iPhones und Andorid-Smartphones. Nicht vergessen: In vielen Android-Handys steckt eine zusätzliche SD-Speicherkarte, die man vor Weitergabe unbedingt entfernen sollte.

Diese Helfer lassen Daten verschwinden

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik gibt Hinweise zur sicheren Datenlöschung.

  • Die Verbraucherzentrale NRW hält Tipps für die Entsorgung alter Handys bereit:

  • Das Löschprogramm „Eraser“ kann man zum Beispiel auf den Seiten der Computerzeitschrift „Chip“ herunterladen

  • „iShredder“ für Android und iPhone bekommen Interessenten im Google Play-Store oder im iTunes-Store von Apple.