Berlin. Verpasste Anrufe, neue Textnachrichten und ein Kontrollbesuch: Eifersucht kann so stark werden, dass Beziehungen daran zerbrechen.
Niemand will eifersüchtig sein, aber jeder war es wahrscheinlich schon einmal. Bei manchen macht sich Eifersucht durch ein Engegefühl in der Brust bemerkbar, bei anderen durch ein flaues Gefühl im Magen oder gar Schwindel. Neben den körperlichen Symptomen kann auch die Angst, die hinter der Eifersucht steckt, von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. So kommen verschiedene Studien zu dem Ergebnis, dass Männer aus anderen Gründen eifersüchtig sind als Frauen.
Psychologen gehen den Fragen nach, wie sich Männer in ihrer Eifersucht von Frauen unterscheiden, welche Anzeichen und Ursachen es gibt und wie man mit einem eifersüchtigen Partner umgehen sollte.
Wann reagieren Männer und Frauen eifersüchtig?
Während Männer eher durch körperliche Untreue verletzt werden, sind Frauen vor allem durch emotionale Untreue gekränkt. Das ist das Ergebnis mehrerer Studien – darunter auch eine aus Kalifornien. Die Forscher David A. Frederick und Melissa R. Fales von der US-amerikanischen Chapman University befragten für ihre Studie 64.000 Amerikanerinnen und Amerikaner zwischen 18 und 65 Jahren. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift „Archives of Sexual Behavior“.
Die Probanden sollten sich vorstellen, welches von zwei Szenarien sie mehr verletzen würde: Der Partner hat Sex mit einer anderen Person, in die er nicht verliebt ist. Oder: Der Partner verliebt sich in eine andere Person, ohne mit ihr Sex gehabt zu haben. Hier zeigte sich bei heterosexuellen Paaren: Männer stört der sexuelle Akt mehr als die emotionale Untreue, bei Frauen ist es umgekehrt.
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Auch eine Studie aus Bielefeld bestätigt den Geschlechterunterschied: Der Psychologe Achim Schützwohl von der Universität Bielefeld bat Männer und Frauen, sich vorzustellen, ihr Partner oder ihre Partnerin würde sie betrügen. Die Probanden sollten fünf Fragen aufschreiben, die sie unter diesen Umständen stellen würden. Deutlich mehr Männer fragten demnach nach sexueller Untreue. „Hast du oder hast du nicht?“ Frauen fragten wesentlich häufiger: „Liebst du sie?“ Oder: „Liebst du mich nicht mehr?“
Warum Männer anders eifersüchtig sind als Frauen
In der Vergangenheit haben Forscher immer wieder die Evolutionslehre herangezogen, um zu erklären, warum Männer und Frauen unterschiedlich eifersüchtig sind. David M. Buss, Professor für Psychologie an der University of Texas, vertrat beispielsweise die These, dass Männer im Gegensatz zu Frauen immer mit der Angst leben mussten, nie genau zu wissen, ob ein Kind wirklich von ihnen ist. Daraus folgt laut Buss: Männer wollen vor allem sicher sein, dass sie ihren eigenen Nachwuchs zur Welt bringen und aufziehen. Frauen hingegen brauchen für sich und ihre Kinder einen Vater, der gefühlsmäßig bei ihnen bleibt. Sonst droht ihnen der Verlust des Versorgers.
So umstritten die These des Psychologen unter Wissenschaftlern sein mag, sie zeigt im Kern, was sich hinter dem Gefühl der Eifersucht verbirgt: „Eifersucht drängt uns dazu, etwas zu besitzen oder zu kontrollieren, was sich unserer Kontrolle entzieht“, erklärt Psychologe Wanja Kunstleben aus Freiburg. Hinter Eifersucht stecke daher oft die Angst vor Verlust, Einsamkeit, Unverbundenheit und Verlassenheit und die damit verbundene Ohnmacht.
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Anzeichen von Eifersucht bei Männern
Macht und Kontrolle seien wesentliche Merkmale der Eifersucht, erklärt Kunstleben, der sich unter anderem auf Paartherapie spezialisiert hat. In Beziehungen kann sich das laut des Experten so äußern: Während bei der ersten Verabredung noch Fragen nach Ex-Partner oder früheren Beziehungen gestellt werden, kann die Eifersucht im Laufe des Kennenlernens in Kontrollanrufe, -nachrichten und -besuche ausarten. Laut Kunstleben ist dies vor allem bei übermäßig eifersüchtigen Männern (aber auch Frauen) der Fall.
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Mit zunehmender Beziehungsdauer und Intimität könnten auch die Besitzansprüche zunehmen, so der Psychologe. Der eifersüchtige Partner könne etwa den Kontakt zu männlichen Freunden untersagen oder das Aussehen der Partnerin kontrollieren, indem er die Kleidung auf Freizügigkeit überprüfe oder das Schminken verbietee. Im schlimmsten Fall könne Eifersucht auch zu einer zunehmenden Isolation des Paares führen, sagt Kunstleben. „Alle Aktivitäten, bei denen der Partner unabhängig ist, werden abgelehnt“.
Weitere Anzeichen für eifersüchtige Männer sind:
- Misstrauen: Überprüfen von Aussagen und unbegründeter Verdacht, dass der Partner oder die Partnerin untreu ist oder „ungebührliches“ Interesse an anderen Personen hat.
- Kontrollbedürfnis: Kontrolle von Chatnachrichten und Einschränkung von sozialen Medien oder Kommunikationsplattformen
- Überhöhte Erwartungen: häufige Auseinandersetzungen und Konflikte über die Ansprüche des eifersüchtigen Partners an den anderen.
Ursachen für starke Eifersucht bei Männern
„Eifersucht hat oft mit einem geringen Selbstwertgefühl und tief sitzenden inneren Überzeugungen zu tun, dass man es im Grunde nicht wert ist, dass der andere einen liebt und bei einem bleibt“, erklärt Diplom-Psychologe Kunstleben. Wer sich minderwertig und wenig liebenswert fühlt, hat in der Regel große Angst, dem Partner nicht gerecht zu werden.
Die Angst, nicht zu genügen oder gar die Liebe des anderen zu verlieren, ist oft auch mit Verlustängsten verbunden. Die Betroffenen konzentrieren sich zu sehr auf den Partner oder die Partnerin und machen ihr eigenes Glück von ihm oder ihr abhängig. Dieses Verhaltensmuster entwickelt sich bereits in der Kindheit der Betroffenen: Zum Beispiel, wenn ein Kind in jungen Jahren keine bedingungslose Liebe erfahren oder die Trennung der Eltern nicht verarbeitet hat. Aber auch Erfahrungen mit Untreue in einer früheren Beziehung, in der das Vertrauen missbraucht wurde, können eine Ursache sein.
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Tipps für den Umgang mit eifersüchtigen Männern
Beziehungen zu Männern mit ausgeprägter Eifersucht oder Misstrauen erfordern viel Verständnis. Dabei können Gespräche hilfreich sein, um gemeinsam an den Ursachen zu arbeiten. Kunstleben rät, in einer ruhigen und entspannten Atmosphäre nach den Gründen für die Eifersucht zu fragen, um besser zu verstehen, was hinter den Sorgen und Ängsten des Partners steckt.
Gleichzeitig betont der Diplom-Psychologe, dass es wichtig sei, klare Grenzen zu setzen, wenn das Verhalten des Partners zu kontrollierend oder einengend werde. Betroffene sollten auch nicht die Verantwortung für die Eifersucht des Partners übernehmen. Sie könnten nur unterstützend wirken und eine gesunde Kommunikation fördern. Letztlich müsse der eifersüchtige Partner selbst bereit sein, an seinen eigenen Gefühlen und Gedanken zu arbeiten, um diese Herausforderung zu meistern.