Regionale Lebensmittel erleben einen regelrechten Boom. Auch bei der Spargelsaison greifen viele Gourmets zu.
Regionale Lebensmittel sind beliebt wie nie – der Spargel war hier Vorreiter. Doch das königliche Gemüse verliert schnell seine Frische. Im Idealfall wird es morgens gestochen und mittags verzehrt. Wer nicht in der Nähe eines Spargelanbaugebietes wohnt, hat also Pech gehabt. Ob der Spargel, den sich etwa die schwedische Königin gelegentlich aus dem für den Spargelanbau berühmten Schwetzingen liefern lässt, wirklich noch so gut schmeckt, darf durchaus in Frage gestellt werden.
Aber es geht beim Spargel eben um das Drumherum. Am besten schmeckt er frisch vom Hofladen. Auch deshalb haben sich die Spargelbauern in Nordrhein-Westfalen zur Spargelstraße NRW zusammengeschlossen. Mit Veranstaltungen, Radtouren und einem Hofladenregister soll Appetit auf den regionalen Spargel gemacht werden.
Oberhausener verkauft Spargel auf seinem Hof
Christoph Köster betreibt in Oberhausen einen solchen Hofladen. Auf dem Köstershof baut er auf drei Hektar Spargel an und verkauft ihn direkt vor Ort. Im Gegensatz zu den großen Spargelbetrieben ist er von den geschlossenen Grenzen und fehlenden Erntehelfern in diesem Jahr nicht so schwer getroffen.
Neben zwei polnischen Saisonkräften hat er aktuell auch eine Tontechnikerin, eine Studentin und jemanden aus der Gastronomie bei sich. „Die Fachfremden halten erstaunlicherweise durch“, sagt Christoph Köster. Denn das Spargelstechen ist extrem anstrengend. „Erst nach vier bis fünf Tagen hören die Rückenschmerzen auf, wenn man sich an die gebückte Haltung gewöhnt hat.“
Die Hilfsbereitschaft in der Krise ist groß
Die Helfer hatten sich schon vor der Initiative „Das Land hilft“ bei ihm gemeldet. „Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ist groß“, so Köster. Gerade beim Spargel ist jedoch Vertrauen gefragt. Denn die Spargelpflanze ist eine Dauerkultur. In den ersten zwei Jahren wird sie in Ruhe gelassen, erst dann wird sie bis zu acht Jahre lang geerntet. „Wenn da ein Erntehelfer falsch sticht, ernte ich im nächsten Jahr weniger.“
Auch durch die Coronavirus-Pandemie lassen sich die Menschen ihren Appetit auf das königliche Gemüse nicht verderben. In Kösters Hofladen kämen zur Zeit tendenziell mehr Kunden. Es gibt eine begrenzte Anzahl an kleinen Einkaufswagen, um die Kundenzahl im Laden zu regulieren. Knapp werde der Spargel bei Kösters aber nicht.
Moderate Preissteigerungen
Die großen Spargelerzeuger in Nordrhein-Westfalen leiden stärker unter den fehlenden Erntehelfern, weiß Willy Kreienbaum, Vorsitzender der Vereinigung Spargelanbauer Westfalen-Lippe. Denn auch wenn 40.000 Saisonarbeiter für April und Mai einreisen konnten: „Wir dürfen die Unterkünfte wegen des Infektionsschutzes nur zu 50 Prozent belegen. Das heißt, wer Platz für 50 Saisonkräfte hat, darf nur 25 unterbringen“, so Kreienbaum. Er geht daher davon aus, dass es moderate Preissteigerungen geben wird. Vor leeren Spargelregalen wird aber auch während der Pandemie niemand stehen müssen.
Wissenswertes rund um den Spargel:
Ursprünglich kommt die Spargelpflanze wohl aus Afrika und hat sich auf allen Kontinenten verbreitet.
In China und im antiken Griechenland war Spargel als Heilpflanze bekannt, aufgrund seiner harntreibenden Wirkung.
Etwa 160 vor Christus wurde erstmals der Spargelanbau schriftlich dokumentiert. Marcus Porcius Cato lieferte in seinem berühmten Werk „De Agri Cultura“ eine Anleitung. Im Alten Rom aß man den Spargel vor allem zum Genuss.
Der erste bekannte Spargelanbau in Deutschland fand 1565 in Stuttgart statt. Erst im 18. Jahrhundert wurde der Spargel hierzulande in großem Stil angebaut.
Rund um das Jahr 1760 entdeckte man den Bleichspargel. Die Spargeltriebe werden durch Aufhäufung von Erde „vergeilt“, das bedeutet, dass sie durch das fehlende Licht kein Chlorophyll ausbilden und besonders kräftig in die Länge wachsen. So entstand der weiße Spargel.
Spargel sollte nicht in Aluminiumtöpfen gegart werden, da er sich sonst grau verfärbt. Auch Silberbesteck ist tabu: Es läuft an und hinterlässt einen unangenehmen Geschmack. Früher durfte man Spargel daher mit den Fingern essen. Heute gilt diese Knigge-Ausnahme nicht mehr.