Berlin. Was macht guten Sekt aus? Und gibt es gute günstige Produkte? Was Laien über Sekt wissen müssen, erklärt der Chef der Sommelier Union.

  • Sekt gehört für viele zu Silvester dazu – nicht nur um Mitternacht wird angestoßen
  • Nicht alles vom Winzer ist super, nicht alles aus dem Discounter Schrott
  • Wir erklären, woran man gute Sorten erkennt – sogar schon am Äußeren
  • Für den perfekten Geschmack muss man auch wissen, wie man den Sekt am besten serviert

Viele werden sagen, der Sekt ist nur eine Zutat von unzähligen für die kommenden Feiertage. Es wird gegessen, gespielt, geschmückt – und eben getrunken. Die Besorgungslisten sind lang: Orangen für die Sauce, Servietten für die Tafel, Kaffee für den Morgen danach – „und bringst du noch schnell ein paar Flaschen Sekt mit, wenn du sowieso im Supermarkt bist?“

Doch es kann sich lohnen, diesem Festtagsgetränk ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als nur einen schnöden Punkt auf der Einkaufsliste. Ein paar Tipps für prickelnde Festtage.

Sekt: Woran erkennt der Laie eine gute Marke?

Gut oder schlecht, das seien natürlich Fragen des Geschmacks, betont Peer Holm, Präsident der Sommelier-Union Deutschland. Doch die Qualität zeige sich im Mundgefühl. Entscheidend ist die sogenannte Perlage, einfach gesagt: die Kohlensäure.

„Man sollte merken, dass die Perlage gut eingebunden ist“, sagt Holm. Es sollte ein feines, ausgewogenes Prickeln auf der Zunge zu spüren sein. Ist die Kohlensäure nicht gut eingebunden, prickelt es einmal kurz und heftig und dann ist Ruhe.

Die Perlage entsteht bei der sogenannten zweiten Gärung, wenn aus dem Grundwein, der die Sektbasis bildet, Schaumwein wird. Dabei spaltet die Hefe den zugegebenen Zucker in Alkohol und Kohlensäure auf. Bei der aufwendigsten Form der Gärung, der klassischen Flaschengärung, muss der Rohwein mindestens neun Monate in Kontakt mit der Hefe sein. „Je länger das dauert, desto besser wird die Kohlensäure in den Sekt integriert“, sagt Holm.

Schaumwein: Ist Qualität schon beim Kauf auf der Flasche sichtbar?

Bestimmte Begriffe geben Hinweise. Steht auf der Flasche „Flaschengärung nach dem traditionellen Verfahren“, „traditionelles Verfahren“, „klassische Flaschengärung“ oder „traditionelles klassisches Verfahren“, kann der Käufer voraussetzen, dass die Gärung in der Flasche und eine mindestens neunmonatige Lagerung auf der Hefe stattgefunden hat. Kurz: Eine gewisse Qualität kann man erwarten. Die Angabe zum Herstellungsverfahren ist jedoch freiwillig.

Neben der klassischen Flaschengärung gibt es zwei weitere: das sogenannte Transvasierverfahren, bei dem das Produkt im Laufe des Herstellungsprozesses aus den Flaschen in einen Tank und anschließend in die Versandflaschen umgefüllt wird, sowie die Tankgärung.

Bei diesen Verfahren hatte der Sekt nur mindestens 90, in manchen Fällen sogar auch nur 30 Tage Kontakt zur Hefe. Steht auf der Flasche lediglich „Flaschengärung“, könnte auch das Transvasierverfahren angewendet worden sein.

Ein weiterer Hinweis auf gute Qualität ist die Angabe Winzersekt. Er muss nach klassischem Flaschengärverfahren hergestellt worden sein. „Winzersekt entspricht der Erzeugerabfüllung beim Wein“, sagt Holm. „Hier weiß ich, die Trauben kommen aus Deutschland und es ist wahrscheinlich ein gutes Produkt.“

Was erzählt der Korken über Qualität?

Sekt der höchsten Qualitätsstufe, also aus klassischer Flaschengärung, ist immer mit einem Naturkorken und einem Drahtkorb, der sogenannten Agraffe, verschlossen, die das Herausschießen des Korkens verhindert. Sekte der anderen Herstellungsverfahren dürfen auch mit einem Kunststoffkorken verschlossen werden.

Sogenannte Perlweine wie Prosecco Frizzante sind häufig nicht mit einer Agraffe verschlossen, da der Druck in der Flasche mit ein bis 2,5 bar niedriger ist als bei Sekt. Ihm darf – anders als bei Sekt – Kohlensäure künstlich zugesetzt werden. Ist ein Perlwein jedoch mit Naturkorken und Agraffe verschlossen, muss er einen Flaschendruck von 3 bar haben und gilt als Schaumwein. Dazu zählt etwa der Prosecco Spumante. Der Käufer kann sich dann darauf verlassen, dass die Kohlensäure nicht künstlich zugesetzt worden ist. Ein Qualitätsmerkmal ist bei Perlwein im Übrigen die Bezeichnung „Qualitätsperlwein b. A.“.

Gilt bei Sekt billig gleich schlecht und teuer gleich gut?

Sekt gibt es in jedem Supermarkt zu kaufen, die Discounter bieten ihn zum Teil für nur wenige Euro an. Und Stiftung Warentest kam vor zwei Jahren bei ihrem großen Sekt-Test zu dem Ergebnis, dass günstig und gut durchaus zusammengehen. Ein Aldi-Sekt für unter drei Euro, Söhnlein Brillant, und Rotkäppchen für unter vier Euro wurden von den Testern gut bewertet. Sieger wurde aber ein Schlumberger aus Österreich für 14 Euro.

Natürlich sei auch bei den Discountern ab und an ein guter Sekt dabei, sagt Peer Holm, besonders bei Aktionsware. „Aber ein Schaumwein, von dem ich Qualität erwarten kann, sollte meiner Meinung nach nicht unter zehn Euro kosten.“ Er macht eine Rechnung auf: Für jede 0,75-Liter-Flasche Sekt falle 1,02 Euro Schaumweinsteuer plus Mehrwertsteuer an.

„Bei einem billigen Sekt bleiben also nur Centbeträge übrig“, sagt Holm. Davon müssten der gesamte Herstellungsprozess und der Winzer bezahlt werden. „Für mich gibt es also eindeutig eine Untergrenze.“ Nach oben hin sei jedoch alles offen – sowohl finanziell als auch geschmacklich: „Der Sekt wird immer feiner, ausgewogener, finessenreicher“, sagt Holm. Auch der Laie könne das schmecken.

Also dann gleich zum Champagner greifen? Nicht unbedingt, sagt der Experte. Denn auch hier sei die Qualitätsspanne groß, häufig kaufe man auch einfach den Namen mit. „Man sollte sich nicht scheuen, auch bei einem deutschen Sekt ein bisschen tiefer in die Tasche zu greifen“, sagt Holm und gibt vier Empfehlungen: Cuvée Vaux (Schloss Vaux) für 13,50 Euro, Grande Cuvée Exquisit Dosage Zero (Griesel Sekt) für 29 Euro, X. Triumvirat Grande Cuvée Brut (Raumland) für 39 Euro und – wenn man sich was ganz Besonderes gönnen will – Hassel (Wein- und Sektgut Barth) für 65 Euro.

Flöte oder Weinglas: Wie sollte Sekt serviert werden?

Es beginnt mit der richtigen Glaspflege. Stehen die Gläser das ganze Jahr über in einem alten Holzschrank und werden nur zu den Festtagen herausgeholt, sollte man sie zunächst auswaschen, rät Holm. „Sonst bringt auch der teuerste Schaumwein nichts.“

Und das richtige Glas? Stiftung Warentest empfiehlt hohe Gläser in Flöten- und Tulpenform. „Das ist weit verbreitet“, weiß Holm, „ich finde es aber grenzwertig.“ Denn das Aroma könne sich so nicht richtig entfalten. Er selbst nehme für einen guten Sekt häufig ein Weißweinglas. „Trauen Sie sich ruhig, in manchen Fällen sogar zu einem Rotweinglas zu greifen.“

Das Glas, egal welches, sollte höchstens zu zwei Dritteln gefüllt sein, bei größeren Gläsern wie den Weingläsern deutlich weniger. Die perfekte Trinktemperatur liegt zwischen zehn und zwölf Grad, sagt Holm. Weil sich Sekt aber in einem gut beheizten Wohnzimmer innerhalb einer Minute um ein Grad erwärme, sei die optimale Serviertemperatur sechs bis acht Grad. „Denn Eiswürfel in den Sekt zu tun, ist nicht ganz die feine Art.“ Er gibt die Faustregel aus: Je ausdrucksvoller ein Sekt, desto wärmer kann man ihn servieren.