Essen. . In Essen hat die Verbrauchermesse „Mode Heim Handwerk“ begonnen. Bis zum nächsten Sonntag werden rund 140.000 Besucher erwartet.

Der Nachmittag ist noch jung, aber Werner Martens ist geschafft. Vier Taschen hat er in der linken Hand, unter dem rechten Arm klemmen Prospekte. „Wir machen jetzt mal Pause“, sagt der 71-Jährige zu seiner Frau Renate. Die 69-jährige nickt. „Aber nur kurz.“ Martens lacht. Er kennt das schon. „Wenn wir hier sind, schlagen wir immer richtig zu.“ Kein Einzelfall. Die meisten, die am Sonntag aus den Essener Messehallen kommen, haben schwer zu tragen. Und das wird sich bis zum kommenden Sonntag auch nicht ändern. Denn so lange geht die „Mode Heim Handwerk“, die nach eigener Aussage größte Verbrauchermesser in NRW.

Man braucht jedenfalls Zeit, denn knapp 700 Aussteller sind gekommen. Erwartet werden bis Messeende rund 140.000 Besucher. „Man kann hier bequem einen ganzen Tag verbringen“, weiß Ursula Katharina Kowolli aus Essen. Weil man Vorträgen lauschen, Workshops besuchen und Shows und Schauen ansehen kann. Aber auch weil es hier so viel zu kaufen gibt. „Sachen, die man oft woanders nicht bekommt“, sagt Renate Martens. Außer beim Teleshopping-Kanal vielleicht. Fensterreinigungstücher etwa, die nach Aussage des Verkäufers streifenfreier wischen als die der Konkurrenz und die alles vertragen können außer Weichspüler. „Deshalb nie mit Weichspüler waschen“, senkt der Mann am Stand seinen Kunden Worte der Mahnung ins Herz.

Überraschend viele junge Familien unter den Besuchern

Honig in allen Variationen gibt es oder ein Gerät, mit dem sich Chips für den Fernsehabend selber machen lassen. Hier hängen geräucherte Würstchen, dort gestrickte Schals. Bunt gemischt sind die Stände entlang der langen Gänge, man kann auch sagen wild durcheinander. Aber die Mottos der Hallen sind ja auch weit gefasst. „Mode Beauty und Kostbares“ lautet das von Halle 1. Eine Halle weiter ist richtig, wer sich für „Heim Freizeit und Lifestyle“ interessiert. Möbel sind hier zu finden, ganz klassisch aus Holz, gerne aber auch als Luftsofa, das man nur schleudern muss, um es aufzustellen. „Kinderleicht“ schwärmt der Verkäufer und fragt: „Wollen Sie mal probieren?“ Das Ehepaar in den späten 60ern winkt ab. „Für so etwas sind wir zu alt.“

Ursula Kowolli  lässt sich als Prinzessin fotografieren.
Ursula Kowolli lässt sich als Prinzessin fotografieren. © Ralf Rottmann

Andere sind das nicht. Man sieht viele junge Familien. Menschen, die man um diese Zeit eher im Internet vermutet hätte. Sie sitzen oder liegen zur Probe. „Manche Dinge muss ich anfassen, bevor ich sie kaufe“, sagt Ralf Hütter (39). Seine Familie sucht einen neuen Staubsauger. Den hat sie noch nicht gefunden, dafür aber Schokokekse in der Großpackung. „Manche Sachen sind hier wirklich günstig“, hat Hütter festgestellt.

Auch zu Weihnachten wird Selbstgemachtes immer beliebter

Seinen Kindern ist das egal, sie sind längst mit Mutter Svenja in Richtung Weihnachtswelt entschwunden. Wo man umsonst Schlittschuhlaufen oder mit dem Christkind Plätzchen backen kann. Beim Rausgehen kann man dann noch Weihnachtsbäume aus Holzpaletten sehen und lernen, wie man sie macht. Das Interesse daran sei groß, sagen die jungen Frauen am Stand der „Do It Yourself Academy“ (DIY). Und das Interesse am Heimwerken an sich noch viel größer. „Es macht einfach Spaß“, sagt die amtierende Miss Do-It-Yourself Kerstin Weiser, Industriekauffrau und Studentin aus Troisdorf. Und DIY-Trainerin Anja Lehmann erinnert daran, dass selbstgemachte Sachen individueller und billiger seien. Manchmal sind sie sogar die einzige Lösung: „Wissen Sie, wie lange man in manchen Städten auf einen Handwerker warten muss?“