Essen. . Braune oder welke Blätter sind im Sommer häufig auf Gehwegen zu sehen. Durch das trockene Wetter fällt aber mehr Laub als sonst von den Bäumen.
Braune verwelkte Ahornblätter liegen gehäuft auf asphaltierten Gehwegen: Ein Bild, das sich derzeit vielen Fußgängern in den Innenstädten bietet. Das ist für diese Jahreszeit kein ungewöhnliches Phänomen, sagen Experten – die heißen Sommertage verstärken es aber.
Die Trockenheit der vergangenen Wochen scheint den heimischen Pflanzen zugesetzt zu haben: In ganz NRW hat es Feldbrände gegeben, Förster warnen vor Waldbränden, Landwirte ringen um die Ernte. Städte wie Herne und Essen haben ihre Bürger bereits aufgerufen mitzuwirken, indem sie Bäume vor ihren Haustüren gießen.
Zum Helfen bräuchte es täglich schon zehn Gießkannen mit Wasser
„Kurzfristig kann das helfen, allerdings reicht da eine Gießkanne überhaupt nicht. Es müssten täglich schon zehn Gießkannen sein“, sagt Birgit Königs, Sprecherin der NABU NRW. Die lange Trockenperiode setze den heimischen Baumarten weniger zu als die meisten denken, meint die Diplom-Biologin.
Natur passt sich an Klimawandel an - der Mensch auch?
Ökologisch gesehen kann die Natur sich an den Wandel anpassen: Es würde dazu führen, dass Buchenwälder, wie wir sie hier kennen, in den Norden abwandern, sagt Nabu-Sprecherin Birgit Königs. In unserer Klimazone würden sich vielleicht mehr Mittelmeerpflanzen ansiedeln – im Grugapark blühen subtropische Pflanzen wie Petunien, Fuchsien und Irenien diesen Sommer prächtig. „Es kommt hier vor allem darauf an, wie Menschen damit umgehen. Um dem Klimawandel selbst entgegen zu wirken, bräuchte es neue Konzepte“, so Königs.
Bräunlich vertrocknete Blätter, wie sie derzeit vermehrt auf den Gehwegen in den Innenstädten zu sehen sind, kommen in der Regel von immergrünen Laubbäumen. Zu dieser Jahreszeit ist es nicht ungewöhnlich, dass Bäume ihre Blätter auslesen und vorzeitig abwerfen. Für Botaniker und Biologen ist das also kein Zeichen, dass die Bäume austrocknen.
„Grundsätzlich sind die Baumarten in unserer Region der Klimazone angepasst“, sagt NABU-Sprecherin Königs. Für Sommerwetter unseres Klimas haben Bäume Strategien entwickelt, um zu Überleben – Laubabwerfen ist eine davon. „Wenn die Bäume spüren, dass sie nicht genügend Mittel zur Verfügung haben, werfen sie den Ballast ab“, so Königs.
Bäume steigern durch das Laubabwerfen ihre Überlebenschancen
Blätter mit weniger „Chancen“ werden aussortiert, erklärt Martin Grüpel, Botaniker im Essener Grugapark. Das mache den Baum wiederum effizienter und steigere seine eigenen Überlebenschancen. Das Abwerfen der Blätter verringere die Verdunstung und sei eigentlich eine Schutzfunktion der Bäume, ergänzt Birgit Königs.
Dass es überhaupt dazu kommt, sei aber abhängig von Standort und Wasserbedingungen. Die verstärkte Trockenheit könne das Phänomen begünstigen - kurzfristig bedeute das aber kein Problem für die Bäume, da sie genügend belastbar sein sollten. In den Städten werde es häufiger vorkommen als in den Wäldern, wo es in der Regel ausreichend Grundwasser-Versorgung gibt.
Beide Experten sind sich einig, dass das Phänomen an sich nicht allzu große Bedenken hervorzurufen braucht. Lediglich bei Jungbäumen sollte darauf geachtet werden, dass sie genügend bewässert werden, um kräftige Wurzeln zu bilden. Sollten solche Trockenphasen allerdings in den nächsten Jahren anhalten, kann das Laubabwerfen einen älteren Baum langfristig schwächen.
Akutes Anzeichen für den Klimawandel
Bedenkenswerter aus Sicht der Biologin Königs: Der heiße und trockene Sommer ist ein Phänomen des Klimawandels - und das verstärkte Abwerfen der Blätter ein akutes Signal dafür. Um dem Klimawandel aber entgegen zu wirken, reichen auch zehn Gießkannen Wasser für einen Baum nicht. „Da macht es mehr Sinn, aufs Fahrrad zu steigen, anstatt das Auto zu nehmen“, sagt Königs.