Essen. Die Uhren werden am 25. März umgestellt. Das Ritual ist umstritten, die Auswirkungen überschaubar, dennoch diskutiert die EU eine Neuordnung.

Eine kurze Nacht steht am Wochenende bevor. Schließlich wird am Sonntag auf Sommerzeit umgestellt, also von 2 auf 3 Uhr gesprungen. Die Nacht ist somit eine Stunde kürzer. Zurückgestellt auf Winterzeit wird wieder am 28. Oktober.

Seit 1980 gibt es die Zeitumstellung, die wir heute kennen, in Deutschland. An jedem letzten Sonntag im März und Oktober wird seitdem umgestellt, im Frühling vor, im Herbst zurück. Um sich das zu merken, gibt es einige Eselsbrücken wie: „Im Frühjahr kommen die Gartenmöbel vors Haus und im Herbst wieder zurück ins Haus“.

Hintergrundgedanke: Tageslicht besser nutzen

Ziel der Zeitumstellung war, das Tageslicht besser nutzen zu können und so Energie zu sparen. „Zwar wird durch die Zeitumstellung im Sommer tatsächlich abends weniger häufig das Licht angeknipst – im Frühjahr und Herbst jedoch wird in den Morgenstunden auch mehr geheizt“, erläutert das Umweltbundesamt. Somit relativiere sich der positive Effekt der Zeitumstellung.

Auch interessant

Die Zeitumstellung habe aber auch negative Seiten. Bei sehr empfindlichen Menschen könne es mehrere Tage dauern, bis sich das Gefühl einstelle, dass der Körper die eine gestohlene Stunde Nachruhe verkraftet hat. Langfristig gesundheitsschädlich sei die Zeitumstellung aber nicht.

EU-Kommission beschäftigt sich mit dem Thema

Auch interessant

Dennoch gab es Druck seitens des EU-Parlaments. Die Abgeordneten forderten die EU-Kommission dazu auf, Vor- und Nachteile der Zeitumstellung genau unter die Lupe zu nehmen und die Regelung gegebenenfalls abzuschaffen. Nun liegt der Ball bei der EU-Kommission. Dass die Prüfung allerdings ganz neue Aspekte bringt, darf bezweifelt werden.

In unzähligen Studien wurden Mini-Jetlags, Unfälle wegen Übermüdung und Umstellungsprobleme bei Kühen rauf und runter diskutiert. Und Umfragen ergeben regelmäßig, dass die Umstellung für viele Bürger ein Ärgernis ist. Zuletzt sprachen sich 73 Prozent der Befragten in einer repräsentativen Studie des Forsa-Instituts im Auftrag der DAK-Gesundheit dagegen aus.

Umstellung wird überwiegend abgelehnt

„Die Debatte kommt in der Woche vor der Umstellung auf und flacht danach sehr schnell wieder ab", sagt Korbinian von Blanckenburg, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe. Die verschiedenen Ansätze würden immer wieder neu diskutiert. „Es wäre aber wichtig, die Diskussion mal zu Ende zu führen", meint von Blanckenburg.

Seine Hochschule hat zusammen mit der TU Braunschweig im Herbst eine Online-Umfrage gemacht. Ergebnis: Die Umstellung wird überwiegend abgelehnt und die präferierte Alternative ist eine ganzjährige Sommerzeit. Von Blanckenburg findet, dass die EU diese Präferenz der Bevölkerung bei ihren Prüfungen berücksichtigen sollte.

Nicht alle Länder machen bei der Zeitumstellung mit

Die Deutsche Bahn nennt die Umstellung auf Sommerzeit „einfacher“ als auf Winterzeit. „S-Bahnen, die dann verkehren würden, fallen für den Fahrgast unbemerkt aus. Sie stehen den Reisenden sofort mit Zeigersprung ab 3 Uhr zur Verfügung. Güter- und nachts verkehrende Fernverkehrszüge haben ohnehin längere Aufenthalte oder Fahrzeiten, die in der Nacht der Zeitumstellung entsprechend gekürzt werden. In den Fällen, wo dies aufgrund des Fahrplans nicht möglich ist, kommen die Züge verspätet ans Ziel.“, heißt es auf der Internetseite. Unproblematisch ist es auch bei der Technik: Funkuhren und Smartphones stellen sich automatisch um. Lediglich analoge Uhren müssen umgestellt werden.

In der EU ist die Zeitumstellung einheitlich geregelt. Russland behält hingegen seit 2014 ganzjährig die Winterzeit. Die Türkei und die Türkische Republik Nordzypern verbleiben seit 2016 in der Sommerzeit. Als Normalzeit wird die Winterzeit in Deutschland bezeichnet. Käme es zu einer Abschaffung der Zeitumstellung, verblieben die Uhren wohl auf Winterzeit. Und das, obwohl viele Arbeitnehmer gerade an der Sommerzeit schätzen, dass sie in den warmen Monaten nach der Arbeit noch ein paar helle Stunden bietet. (mit dpa)