Herne. . Das Europäische Parlament will die Vor- und Nachteile der Sommerzeit überprüfen lassen. In Herne sind die Meinungen dazu unterschiedlich.

Es ist alle paar Monate das gleiche Prinzip: Eine Stunde länger, eine Stunde weniger schlafen - die Uhr wird umgestellt, das nächste Mal am 28. März. Viele Menschen nervt das, und Wissenschaftler diskutieren den gesundheitlichen Einfluss. Das Europäische Parlament hat jetzt einen Antrag gestellt, die Vor- und Nachteile der Sommerzeit genau zu untersuchen und die Regelung gegebenenfalls abzuschaffen.

„Umstellung aus schlafmedizinischer Sicht unsinnig“

In Herne beschäftigt sich Dr. Heiko Hang mit dem Thema Schlaf. Der leitende Arzt in der Abteilung für Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin im Marien Hospital ist der Meinung: „Aus schlafmedizinischer Sicht macht eine Umstellung von Winter- und Sommerzeit keinen Sinn.“ Jeder Schlaf-Wach-Rhythmus sei individuell.

Er erklärt: „Wie stark sich die Zeitumstellung auswirkt, ist von Person zu Person sehr unterschiedlich.“ Es gebe Menschen mit einer exakten inneren Uhr: Diese könnten zu jeder Tageszeit ohne Uhr ziemlich genau sagen, wie spät es ist. Ihnen falle die Umgewöhnung nach der Zeitumstellung schwerer. „Für die Umgewöhnung von Winter- auf Sommerzeit werden im Schnitt vier Tage benötigt, langsame Umgewöhner brauchen bis zu zwei Wochen – unabhängig vom Alter“, so der Arzt weiter.

„Wichtiger ist: Früh genug aufstehen“

Schulleiterin Nicole Nowak
Schulleiterin Nicole Nowak

Auch in Herner Schulen machen Lehrer diese Beobachtung: „Klar merkt man die Zeitumstellung für ein paar Tage, aber wie wir alle gewöhnen sich auch die Schüler gut daran“, sagt Schulleiterin Nicole Nowak vom Haranni-Gymnasium. Sie halte nichts davon, den Unterricht später zu beginnen. „Wichtiger finde ich es, früh genug aufzustehen und zu frühstücken, um auf Touren zu kommen.“

Wiltrud Zimmermann, stellvertretende Schulleiterin an der Realschule Crange, sieht das ähnlich: Immerhin habe jeder Schüler einen anderen Biorhythmus, und einige könnten zu frühen Uhrzeiten ohnehin besser lernen. Außerdem: „Beim Zurückstellen auf die Winterzeit müsste es den Schülern dann umso leichter fallen, weil sie eine Stunde mehr haben.“

Für eine Abschaffung

Euroaabgeordnete Renate Sommer
Euroaabgeordnete Renate Sommer

CDU-Politikerin und EU-Abgeordnete Renate Sommer befürwortet die Abschaffung deutlich: „Die Zeitumstellung ist unsinnig. Untersuchungen zeigen, dass diese Regelung schädlich für Menschen und Tiere ist, und Energie wird auch nicht gespart“, sagt sie. „Nach dem Antrag des Europäischen Parlaments sind nun die Mitgliedstaaten an der Reihe“, so Sommer. Erst wenn sich mehrere Institutionen für das Thema einsetzen, werde die Kommission den Antrag prüfen müssen. „Wir werden jedenfalls weiter am Ball bleiben“, erklärt die Abgeordnete.

>>> IM BLICKPUNKT

Seit 1980 gibt es die gemeinsame europäische Sommerzeitregelung.

Ursprünglich war die Sommerzeit damals eingeführt worden, um das Tageslicht besser nutzen zu können.

Studien zeigen, dass die Menschen im Sommer abends tatsächlich weniger beleuchten, dafür aber im Winter morgens mehr heizen.